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Wer den Himmel berührt

Wer den Himmel berührt

Titel: Wer den Himmel berührt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Bickmore
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habe ich ihn als zu selbstverständlich hingenommen. Die Dinge an ihm, die ich nicht mochte – seine starre Haltung und seine Bigotterie – haben mich geärgert. Aber er war ein sehr guter Ehemann. Ich glaube, er hat sogar die Aborigine-Mädchen mit der Zeit ins Herz geschlossen, die Fiona bei sich aufgenommen hat. Vielleicht hat er an ihnen etwas gelernt. Er hat begriffen, daß Anna intelligent ist. Weißt du, was? Vor ein paar Wochen hat sie sich mit Fiona in Verbindung gesetzt, weil sie nach all den Jahren doch wieder zur Schule gehen will.«
    »Wirklich?«
    Das Bellen eines Dingos hallte in der Ferne, während der Mondschein heller wurde und die Landschaft in Silber tauchte.
    »Ich habe erst nach seinem Tod begriffen, daß ich Chris geliebt habe. Das ist das Traurige daran.«
    Nach einer Weile sagte Sam: »Es gibt soviel, was wir erst zu spät lernen. Wenigstens hast du Chris glücklich gemacht. Er war ein anderer Mann als der, den ich vor dem Krieg gekannt habe.«
    Sie schwiegen lange Zeit. Dann stand Sam auf und breitete ihr Bettzeug mit einem Abstand von knapp einem Meter zwischen ihnen aus. Er legte sich auf seine Decke. »Du hättest mich mit einer Feder umwerfen können, als ich deinen Brief gelesen habe, in dem du mir geschrieben hast, du hättest ihn geheiratet. Ich hätte geglaubt, wenn ihr die beiden einzigen Menschen auf einer einsamen Insel wärt, hättet ihr euch nicht zusammengetan. Ich war sicher, du würdest dich mit Blake zusammentun.«
    Cassie sagte: »Ich wäre keine Wette mit dir eingegangen. Ich hätte dir zugestimmt.« Sie kroch in ihren Schlafsack und genoß die Wärme. Dann legte sie die Hände unter den Kopf und schaute auf. »Es ist das reinste Wunder, findest du nicht auch?«
    Sam rollte sich herum, zog sich auf einen Ellbogen, stützte das Kinn auf die Hände und schaute sie an. »Was?«
    »Der Himmel. Die Nacht. Die Wüste. Hier zu sein.«
    Sie unterdrückte den Drang, einen Arm auszustrecken und nach seiner Hand zu greifen. Sie wollte hier draußen, so weit entfernt vom Rest der Welt, einschlafen und dabei die Wärme und die Sicherheit spüren, die Sam ihr geben konnte. Schließlich schlief sie ein und träumte, daß er sie fragte: »Wenn du nicht verliebt warst, warum hast du ihn dann geheiratet?«
    Und daß sie darauf antwortete: »Wer weiß? Weißt du denn, warum du geheiratet hast?«
    Aus weiter Ferne sagte er mit einer Stimme, die sie kaum hören konnte: »Weil du Chris geheiratet hast.«
    Als sie vor dem Morgengrauen wach wurde und Sam betrachtete, der noch schlief, lag sie da und fragte sich, ob es wirklich ein Traum gewesen war.

50
    S eit ich damals mit dir durch die Gegend geflogen bin und all diese kleinen Kinder gesehen habe, die dringend etwas lernen müßten, bin ich von dieser Vorstellung besessen«, sagte Fiona. »Und jetzt bin ich entschlossen, mir die Zeit dafür zu nehmen. Ich habe Jahre damit zugebracht, mich zu fragen, was im Rahmen des Möglichen läge, um diesen Kindern aus dem Busch eine Schulbildung zu vermitteln, und jetzt glaube ich, daß ich einen Weg gefunden habe, aber die Fliegenden Ärzte müssen kooperieren. In Alice tun sie es.«
    »Sie tun was?« fragte Cassie.
    Fiona war in ihrer Cessna in die Stadt geflogen – es war das erste Mal, daß sie das tat. »Schulbildung über Funk«, sagte Fiona, in deren leuchtenden Augen sich zeigte, wie begeistert sie war. »Ich war in Alice und habe mit den Leuten dort geredet. Es ist einfach umwerfend, wie engagiert sie sind. O Cassie, es ist einfach unglaublich. Sie bringen die Welt auf diese abgelegenen Gehöfte im australischen Busch, zu Kindern, die nichts kennen, was außerhalb des Zaunes liegt. Ein Lehrer kann Geschichten erzählen, Bücher vorlesen, ihnen Arithmetik beibringen, ihre Phantasie anregen! Für diese Kinder kann sich eine ganz neue Welt eröffnen. Meine Kinder natürlich inbegriffen!«
    Cassie lächelte ihre Freundin an. So hatte sie sie schon allzu lange nicht mehr gesehen.
    »Ich dachte, schriftlicher Fernunterricht sei Pflicht.«
    »Ja, natürlich«, stimmte Fiona ihr zu und fuhr mit der Hand durch die Luft, »und ich will diese Methode nicht abschaffen, aber sie läßt viel zu wünschen übrig, wenn das alles ist. Ein Kind macht seine Arbeit allein, es sei denn, die Mutter hilft ihm, und manchmal hat sie nicht das nötige Wissen oder nicht die notwendige Zeit dafür. Das Kind versucht, lesen, zusammenzählen und abziehen zu lernen, und es füllt Formulare aus und schickt sie an

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