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Wer den Himmel berührt

Wer den Himmel berührt

Titel: Wer den Himmel berührt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Bickmore
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Westen lavendelfarben, während die untergehende Sonne von goldenen Strahlen umgeben war.
    »In Burnham Downs können wir bei Dunkelheit nicht landen«, sagte Cassie.
    Sam nickte und biß in das Rindfleisch. »Ich werde Horrie Bescheid geben. Wir können entweder den weiten Weg zu dem beleuchteten Flugplatz von Augusta Springs zurückfliegen, dort landen und morgen früh rausfliegen, um unseren Patienten in Burnham Downs abzuholen, oder wir können über Nacht hierbleiben, Benzin sparen und unter den Sternen schlafen.«
    Eine Minute lang schwiegen sie und mampften ihre belegten Brote. Cassie sah den ersten Stern des Abends am Horizont im Osten. Sie fühlte sich mit der Welt im Einklang.
    »Also, was ist?« fragte Sam und warf einen Blick auf sie.
    »Ganz, wie du willst.«
    »Wie
ich
will?« Er lachte.
    »Mir ist es gleich.«
    »Haben wir genug Kaffee zum Frühstück?« fragte er.
    »Wenn wir heute abend nur Wasser trinken.«
    Sie aßen schweigend ihre Brote. Nach einer Weile stand Sam auf. »Ich rufe Horrie an. Wahrscheinlich fragt er sich schon, wo wir stecken.«
    Cassie saß in der dichter werdenden Dunkelheit, während sich der Himmel im Westen purpurn färbte und Blutrot in Schwarz überging. Kein Laut war zu vernehmen.
    Seit der Nacht der Party hatten Sam und sie kein persönliches Wort mehr miteinander gewechselt. Keiner von beiden war je wieder auf den Satz zurückgekommen:
Dann sind wir jetzt also schon zu dritt.
    Sie hatte sich davor gefürchtet, auch nur darüber nachzudenken, was er damit gemeint hatte. Jahrelang hatte sie sich in Sams Gegenwart sicher gefühlt. Aber er war verheiratet. Und er war ihr Freund, ihr Partner. Sie wollte nicht, daß ihre Arbeit – oder ihr Leben – in Unordnung geriet.
    Er blieb lange Zeit im Flugzeug. Als er herauskam, hatte er Decken unter dem Arm und breitete sie neben dem Flugzeug aus. »Würdest du dich sicherer fühlen, wenn wir im Flugzeug schlafen?«
    Sie lächelte, obwohl es so dunkel war, daß er es nicht sehen konnte. »Sicherer vielleicht, aber es wäre nicht annähernd so spannend. Es ist Jahre her, seit ich unter den Sternen geschlafen habe.«
    »Erinnerst du dich noch daran, daß wir es auf unserem ersten Flug getan haben? Dieser Kerl mit dem Blasenriß? Du hast ihn dort draußen im Busch operiert.«
    »Ich habe geglaubt, ich sei mitten im Nichts. Das war die erste Nacht, in der ich gehört habe, wie sie die Rinder in den Schlaf gesungen haben. Für mich gehört das immer noch zu den faszinierendsten Dingen, die ich je erlebt habe, obwohl ich es inzwischen ein halbes dutzendmal gehört habe.«
    Er setzte sich neben sie und lehnte sich mit dem Rücken an den Reifen des Flugzeugs. »Damals hätten wir im Traum nicht geglaubt, stimmt’s, daß wir in zehn Jahren immer noch zusammenarbeiten würden.«
    Sie lachte. »Ich dachte, du lehnst mich ab. Ich dachte, das wird ein harter Kampf.«
    »Das habe ich auch geglaubt. Du warst knochenhart. Mehr Mann als Frau. Du hast Herrenhosen getragen, du hast Schimpfwörter benutzt und geflucht, du warst nüchtern und sachlich, und ich dachte, du bist so kalt wie ein Fisch.«
    »Ich trage immer noch Hosen.«
    »Ja, und du fluchst und schimpfst immer noch. Aber du bist kein harter Brocken mehr.«
    »Nein?«
    »Nee.«
    Die Kühle der Nachtluft ließ Cassie frösteln.
    »Damals habe ich dich noch nicht einmal als eine Frau angesehen.«
    »O doch, das hast du getan«, widersprach sie ihm. »Du fandest, eine Frau hätte nicht das Recht, Arzt zu werden. Du warst dagegen.«
    »Mag sein«, sagte er und starrte in die tintige Nacht. Die Sterne schienen so nah zu sein, als könnte man sie berühren.
    Nach einer Weile fragte er: »Vermißt du Chris?«
    Cassie schlang die Arme um ihren Oberkörper, um sich zu wärmen. »Manchmal.«
    Nach einer Minute Schweigen fragte Sam: »Ich habe mir diese Frage oft gestellt, und ich weiß, daß es mich nichts angeht. Du brauchst mir keine Antwort zu geben. Hast du ihn geliebt, Doc?«
    Cassie starrte in die Dunkelheit. Der Himmel schien bis zum Horizont mit Sternen besät zu sein. »Währenddessen habe ich geglaubt, daß ich ihn nicht liebe, aber vielleicht habe ich ihn doch geliebt. Verliebt war ich nicht in ihn, niemals. Es war frei von jedem Zauber, von jeder prickelnden Elektrizität. Und es hat vieles gegeben, was ich nie an ihm gemocht habe. Aber trotzdem, ich glaube, mit der Zeit habe ich gelernt, ihn zu lieben.«
    Sam sagte nichts.
    »Ich habe nicht gewußt, was ich an ihm hatte. Vielleicht

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