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Wer den Himmel berührt

Wer den Himmel berührt

Titel: Wer den Himmel berührt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Bickmore
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gar nicht da waren.«
    »Oft setzen sie sich gegen diejenigen zur Wehr, die sie pflegen wollen.«
    »Aber nicht gegen mich!«
    Von Koffern umgeben, zog Olivia ihre weißen Handschuhe an und nickte ihren beiden Kindern zu. »Ich gehe dahin zurück, wo Leute sich Handschuhe anziehen, wenn sie etwas Angenehmes vorhaben und aus dem Haus gehen. Ich gehe dahin, wo es jede Menge Gras und Bäume gibt, die im Winter ihr Laub verlieren, wo sich Nebelschwaden über die Heide wälzen …« Ihre Stimme war schrill. »An Malaria stirbt man doch nicht, oder?«
    »Im allgemeinen nicht.«
    »Ich weiß nicht, warum er sich das gerade jetzt zuziehen mußte. Bloß, damit ich hierbleibe? Man sollte meinen, das sei ihm egal. Ihr seid ständig in eurem verdammten Flugzeug unterwegs. Vorher war es schon schlimm genug, aber seit es mit QANTAS aus und vorbei ist und Sam direkt beim FDS eingestellt ist, könnte man meinen, es sei
sein
Flugzeug.«
    »Das ist es doch auch.«
    Es war ein wunderschöner Mark, ein dreimotoriger Drover, der, verglichen mit dem, was sie vorher gehabt hatten, trotz seiner Mängel traumhaft flog. Er kam dem perfekten Flugzeug für die Fliegenden Ärzte so nahe wie nur irgend möglich: Er hatte einen Funkkompaß, der die Funkgeräte von Gehöften in einer Entfernung von Hunderten von Meilen auffangen konnte; sie bekamen automatisch mitgeteilt, wie sich das Gehöft geographisch zu dem Ziel verhielt, das sie gerade anflogen; und er ließ sich unter der kritischen Geschwindigkeit wunderbar kontrollieren. Dagegen fehlte es ihm an Stabilität, und wenn man nicht aufpaßte, trieb er allzu gern nach allen Richtungen ab. Man konnte keine Zeitung lesen oder viel Bürokram erledigen, weil man fürchten mußte, daß das Flugzeug einfach umkehrte und wieder nach Hause flog. Es war zu schwer für die kleinen Motoren, aber zumindest verschlangen sie nicht viel Treibstoff.
    Aber abgesehen davon, daß man es ständig im Auge behalten mußte, bereitete es Sam und Cassie viel Freude, vor allem nachdem sie sich so lange mit dem alten Flugzeug hatten begnügen müssen.
    »Dir ist das doch alles nur so wichtig, weil du nichts anderes hast. Keinen Mann, keine Kinder, niemanden. Sam dagegen hat eine Familie. Ich habe ihm gesagt, er soll wieder zu QANTAS gehen und lange Überseestrecken fliegen, denn dann könnten wir in einem Vorort von Sydney leben und Konzerte besuchen und ins Kino gehen, und die Kinder wären etwas anderem ausgesetzt als nur Pferden und Sand und dieser gräßlichen Provinzialität.«
    Im Lauf der Jahre hatte Cassie etliche andere Menschen – ausnahmslos Frauen – so reden hören. Sie fand das komisch … sie war in drei der kultiviertesten Städte auf Erden aufgewachsen, und doch spielte sich für sie das eigentliche Leben hier ab. In einer Kleinstadt mochte zwar jeder zu gut über den anderen Bescheid wissen, aber die Leute waren nett. Das hier war nicht nur der Mittelpunkt des Kontinents, es war auch der Mittelpunkt ihres Lebens.
    Olivia, die auf und ab gelaufen war, blieb jetzt stehen und sah Cassie an. »Erzähl mir mehr über Malaria.« Sie warf einen Blick auf ihre Armbanduhr.
    »Sie wird durch winzig kleine, einzellige Parasiten hervorgerufen, die durch die Fiebermücke von einem Menschen auf den anderen übertragen werden.«
    Olivia machte einen ungeduldigen Eindruck. »Würdest du das vielleicht in klare Worte fassen?«
    »Nun, es war die größte aller medizinischen Plagen des Krieges. Männer, die keine Immunkräfte aufgebaut hatten, sind in tropische Gebiete gekommen, und Tausende von ihnen haben sich mit Malaria infiziert.«
    »Und wie hat Sam sie sich geholt?«
    »Ich habe keine Ahnung, aber wir fliegen oft in tropische Gegenden. Unter den Aborigines ist Malaria weit verbreitet. Sie überstehen ihren Alltag anscheinend ohne alle Schwierigkeiten, und das, obwohl eine große Anzahl von Parasiten in ihrem Blut umgeht. Sie haben nicht viel Energie, aber sie verbringen ihr ganzes Leben so, ohne sich je darüber bewußt zu werden, daß sie infiziert sind. Manchmal handelt es sich bei dem, was wir für Faulheit halten, nur um die Auswirkungen der Malaria. Da die Weißen jedoch keine Immunkräfte besitzen, können sie ernstlich erkranken, wenn sie nur sehr wenige Parasiten in ihrem Blutkreislauf haben.«
    Olivia verzog das Gesicht. »Diese kleinen Dinger kriechen in Sams Blut herum? Ist das ansteckend?«
    »Nein. Man kann sie nur durch einen Moskitostich bekommen. Und anfangs zeigen sich keinerlei Symptome.

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