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Wer den Himmel berührt

Wer den Himmel berührt

Titel: Wer den Himmel berührt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Bickmore
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»Ich hoffe, du läßt dich auf unserem großen Abenteuer in der Stadt von mir ausführen und bewirten. Darauf habe ich mich fest verlassen. Bis dahin sehe ich zu, daß ich ein Nickerchen mache.« Er schloß die Augen und schlief augenblicklich ein, einfach so.
    Cassie sah zum Fenster hinaus und lächelte über die Geschichte, die er ihr gerade erzählt hatte. Eine Frau, die inmitten dieses weiten, nahezu unbevölkerten Kontinents wie eine Luftspiegelung auftauchte, in Kleidern, die seit mehr als fünfzig Jahren aus der Mode gekommen waren.
     
    Abgesehen von dem erfreulichsten Erlebnis – dem, die Geistesverwandtschaft mit John Flynn aufzufrischen – brachte dieses dreitägige Treffen Cassie zahlreiche Anregungen. Jeder der Stützpunkte war durch einen Arzt und einen Berater vertreten, und sie unterhielten sich über die Möglichkeiten, wie sie an Geld kommen konnten, und über neue Techniken, die das Leistungsvermögen steigerten. Außerdem diskutierten sie über landesweite Vorgehensweisen, die dennoch jeder Abteilung die Autonomie ließen.
    Cassie und die Beraterin aus Südaustralien waren die beiden einzigen anwesenden Frauen. Im Unterschied zu ihren lange zurückliegenden Erfahrungen während des Medizinstudiums und ihrer Ausbildung im Krankenhaus wurde Cassie nun jedoch von ihren Kollegen mit Respekt behandelt. Sie stand schon länger als jeder andere Arzt im Dienst der Fliegenden Ärzte, mit Ausnahme von Allan Vickers, der bereits zu einer Legende geworden war.
    Sie freute sich darüber, Don McLeod dort zu treffen. Er erklärte: »John hat mich gebeten mitzumischen. Ich bin zwar kein Wanderprediger mehr, kein Padre, der durch die Lande zieht, aber es gelingt mir dennoch, ab und zu auf Stützpunkten vorbeizuschauen und den drei anderen Padres draußen im Busch Informationen zu liefern. Der Stützpunkt in Alice ist natürlich zentral gelegen, obwohl er tausend Meilen weit vom Nichts umgeben ist. Außerdem ist er im Moment der einzige im nördlichen Territorium. Darwin hat seinen eigenen Ambulanzdienst. Ich weiß natürlich, daß ihr für Noteinsätze ab und zu in die Gegend rausfliegt. Es scheint nicht so, als würde unsere Bevölkerung jemals groß genug, um einen Staat zu gründen.«
    »Das kann ich einfach nicht glauben. Sieh dir doch nur an, wie die Leute in Südaustralien und in Queensland in den Busch ziehen. Ich glaube, die Gegend wird sich langsam füllen. In zwanzig Jahren ist das Territorium bestimmt so weit bevölkert, daß es ein eigener Staat wird.«
    Don schüttelte den Kopf. »Der Wassermangel wird zweifellos eine Bevölkerungszunahme verhindern. Außerdem kann die Schwüle oben in Darwin, Kakadu und Arnhem Land monatelang im Jahr unerträglich sein. Während der Regenzeit kann sie die Bewohner dieser Gegenden von Januar bis März durchgehend in einen komaähnlichen Zustand versetzen.«
    »Das habe ich schon gehört. Jedenfalls begeistert es mich, daß du immer noch bei uns mitmachst. Das hast du in deinen Briefen nie erwähnt. Wie geht es deiner größer werdenden Familie?« Er schrieb jetzt nicht mehr wöchentlich, brachte es aber immer noch fertig, wenigstens einmal im Monat eine kurze Nachricht zu verfassen, wenngleich er darin auch nicht mehr über die Einzelheiten seines eigenen Lebens berichtete.
    »Sie wird sogar noch größer werden«, sagte er grinsend. »Nummer vier ist unterwegs.«
    »Meine Güte, du gibst mir das Gefühl, alt zu sein.«
    Don legte einen Arm um sie und küßte sie auf die Wange. »Möchtest du, daß ich einen Ehemann für dich finde?« fragte er, und es war nur zum Teil ein Scherz.
    »Nein, danke. Ich bin wirklich glücklich mit dem, was ich habe.« Aber sie war sich einer inneren Unruhe bewußt und rief sich ins Gedächtnis zurück, daß sie sich in Sydney umschauen und sehen wollte, ob es ihr dort gut genug gefiel, um aus Augusta Springs fortzugehen.
    Es gefiel ihr. Tatsächlich verliebte sie sich noch einmal ganz von neuem in Sydney, und ihr fiel wieder ein, daß sie, wo immer sie auch gelebt hatte – in San Francisco, London, Washington –, das Haus ihrer Großeltern in Sydney als ihre eigentliche Heimat angesehen hatte. Das alte Haus bot einen Ausblick auf den Hafen flußaufwärts von Sydney, und sie sagte Steven, daß sie es ansehen wollte.
    Sie sahen sich das alte Haus nicht nur an, das frisch gestrichen und so reizvoll anzusehen war, wie Cassie es in Erinnerung hatte, sondern sie klopften auch an die Tür. Cassie erklärte den Besitzern, sie hätte

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