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Wer den Himmel berührt

Wer den Himmel berührt

Titel: Wer den Himmel berührt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Bickmore
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Weißt du noch, als Sam ständig über Kopfschmerzen geklagt hat? Nun, eine Woche bis einen Monat vorher könnte ihn ein Moskito gestochen haben. Was wir jetzt sehen, ist die typische manische Phase, die dann folgt. Krämpfe, plötzlicher Schüttelfrost, gefolgt von hohem Fieber und schnellem Atem, dann Schweißausbrüche, die von sinkender Temperatur begleitet werden, Halluzinationen …«
    »Und dann ist es vorbei?«
    »Nicht zwangsläufig. Er kann dieselben Symptome wieder bekommen, wenn im Abstand von jeweils zwei bis drei Tagen weitere Plasmodien in den Blutkreislauf freigesetzt werden. Ich werde ihn ins Krankenhaus bringen, damit er rund um die Uhr Pflege hat. Er wird schwitzen, und daher werden die Krankenschwestern mehrfach täglich sein Bett frisch beziehen müssen. Wahrscheinlich müssen wir ihn in seiner körperlichen Bewegungsfreiheit einschränken, damit er sich nicht selbst verletzen kann.«
    »Warum ausgerechnet Sam? Und warum ausgerechnet jetzt?«
    Cassie starrte Sams Frau ungläubig an.
    Liv zündete sich eine Zigarette an und blies Cassie Rauch ins Gesicht. »Wo bleibt bloß dieses Taxi? Kinder – stellt euch auf die Veranda und ruft, wenn ihr ein Taxi um die Ecke kommen seht. Das sieht Sam ähnlich – krank zu werden, damit ich ein Taxi nehmen muß.«
    Cassie war darauf vorbereitet gewesen, ihr mehr über die Krankheit zu erzählen, die in ihrem Mann wütete, aber Liv interessierte sich offenkundig nicht dafür.
    »Dann ist es also wahrscheinlich, daß es zu wiederholten Anfällen kommen wird«, sagte Liv. »Soll das etwa heißen,
sein ganzes Leben lang

    »Wenn man sich einen besonders gefährlichen Typus zuzieht – es gibt vier Malaria-Typen, die den Menschen befallen –, dann werden sämtliche Organismen gleichzeitig von der Leber freigesetzt, und die Krankheit beschränkt sich auf einen einzigen Ausbruch, aber der ist außerordentlich schlimm.«
    »Und woher weiß man, welche Sorte welche ist?«
    Cassie hatte das Gefühl, daß Liv ihr noch nicht einmal zuhörte. »Wir wissen es nicht. Aber wenn man einen Fall von Malaria nicht behandelt, kann es über Jahre und Jahre immer wieder zu Anfällen kommen. Natürlich baut der Patient langsam Widerstandskräfte auf, und es wird immer weniger häufig zu Anfällen kommen, aber sie können bis zu einem Zeitraum von vierzig Jahren immer wieder auftreten, jeweils für zwei bis drei Tage.«
    »Na, das ist ja prima.«
    Für dich oder für Sam?
hätte Cassie gern gefragt.
    »Und was kann man dagegen tun?«
    Cassie zuckte die Achseln. »Chinin, und ich bin noch nicht einmal sicher, ob das viel hilft. Vielleicht vorübergehend, aber nicht langfristig gesehen. Bei Kindern wirkt sich hohes Fieber manchmal schädlich auf das Gehirn aus und führt zu Ohnmachtsanfällen oder Krämpfen. Forscher arbeiten an wirksameren Methoden, aber bisher gibt es nichts Besseres als Chinin oder Atebrin. Wir können von Glück sagen, daß Sam das Stadium der Schweißausbrüche erreicht hat. Das heißt, daß er sowohl den Schüttelfrost als auch das hohe Fieber hinter sich gebracht hat und auf dem Weg der Besserung ist.«
    »Also, die beiden letzten Tage waren nicht gerade besonders erfreulich. Dieses ewige Gestöhne, während ich versucht habe zu packen!«
    Die Kinder schrien: »Ma, das Taxi ist da!«
    In Windeseile begannen Liv und die Kinder, Gepäckstücke auf die Veranda zu zerren. Der Taxifahrer öffnete das Fliegengitter und sagte: »He, überlassen Sie das ruhig mir.«
    Olivia ging noch nicht einmal ins Schlafzimmer, um sich von Sam zu verabschieden.
    Als Cassie hinging, um nach ihm zu sehen, lag er mit geschlossenen Augen und Schweißperlen auf der Stirn da. Sie setzte sich auf seine Bettkante, und er schlug die Augen auf. »Ich werde dich ins Krankenhaus bringen, Sam.«
    »Muß das sein?« Sie konnte ihn kaum hören.
    Sie nickte. »Du brauchst ein paar Tage lang ständige Pflege.«
    In den nächsten drei Wochen wechselten sich bei Sam in Abständen von achtundvierzig Stunden Schweißausbrüche mit Schüttelfrost und einem Schwächegefühl ab, das weitere achtundvierzig Stunden anhielt. Die Anfälle kamen so regelmäßig, daß man die Uhr danach hätte stellen können, und sie führten dazu, daß er gut fünfzehn Kilo abnahm. Cassie saß jeden Abend bei ihm.
    Als die Anfälle vorübergingen, war er so schwach, daß er sich kaum auf den Beinen halten konnte, doch er fragte: »Wann kannst du mich hier rausholen?«
    »Ich würde dich jetzt rauslassen, wenn Liv zu

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