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Wer den Himmel berührt

Wer den Himmel berührt

Titel: Wer den Himmel berührt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Bickmore
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Gelegenheitsarbeitern, die angelernt werden wollten; sich ein wenig gehenzulassen.
    Der Geruch nach Spießbraten hing in der Luft. Den ganzen Tag über war das Rindfleisch über Kohlen geröstet worden. Auf dem Rasen vor dem Haus, der sich in seiner leichten Hanglage bis zum Billabong am unteren Ende erstreckte, waren auf Böcken drei Meter lange Tischplatten ausgebreitet, auf denen riesige Salatschüsseln und Töpfe mit Bohnen standen. Mürbegebäck und Kürbisbrot, riesige rote Tomaten, große Stücke Käse, Krüge mit Milch und Eistee waren ebenfalls in großen Mengen auf den Tischen verteilt.
    Steven kam auf sie zu. »Guten Abend, die Damen. Meine Güte, ihr beide seht ganz reizend aus. Kommt gleich mit – da stehen zwei Tom Collins bereit, die ich persönlich gemixt habe und die nur auf euch warten.«
    »Solange es bloß eine große Menge Flüssigkeit und halbwegs kalt ist«, sagte Cassie.
    »Ihr Kollege da drüben«, sagte Steven und wies mit einer Kopfbewegung auf Sam, der sich mit etlichen Rancharbeitern unterhielt, »scheint es mehr mit dem Bier zu haben. Haben Sie schon gewußt, daß in Australien mehr Bier getrunken wird als in jedem anderen Land?«
    Cassie fragte sich, ob das etwas war, worauf man stolz sein konnte.
    »Diese schlaksigen Rancharbeiter werden Sie heute abend gründlich unter die Lupe nehmen«, sagte Steven grinsend. »Im Umgang mit Frauen sind sie so schüchtern, wie eine Horde Männer es nur irgend sein kann, aber sie werden alle mit Ihnen tanzen wollen, obwohl Sie Ärztin sind. Werden Sie bloß nicht nervös, wenn Sie merken, daß Sie von den Männern angestarrt werden. Wir kriegen hier nicht viele Frauen zu sehen, die so aussehen wie Sie.«
    »Wir kriegen hier überhaupt nicht viele Frauen zu sehen«, sagte Jennifer. »Im Grunde genommen so gut wie niemanden außer den Mädchen, die hier arbeiten. Den Männern hat es gut gefallen, daß wir eine Gouvernante hatten, als Blake noch jung war. Aber das ist schon lange her.«
    »Hier gibt es im weiten Umkreis keine Schulen, stimmt’s?«
    »Es ist ein Jammer«, sagte Jennifer. »Wir konnten uns immer Gouvernanten leisten, aber natürlich haben sie nach einem Jahr oder so ausnahmslos geheiratet. Eine einzige Frau unter so vielen Männern, da liegt das ja wohl auf der Hand. Aber es gibt Hunderte von Familien draußen im Busch, die sich keine Gouvernante leisten können und nicht gebildet genug sind, um ihren Kindern selbst etwas beizubringen. Manchmal haben die Kinder das Glück, das Alphabet und ein bißchen Rechnen lernen zu können. Das ist einer der großen Nachteile daran, hier eine Familie zu haben. Wenn ein Kind um die zwölf Jahre alt ist, dann müssen wir sie in Internate in den Städten schicken. Auch das verursacht gewaltige Kosten, und die meisten Leute können es sich nicht leisten. Diejenigen unter uns, die das Geld dafür haben, müssen sich früh von ihren Kindern trennen. Das ist ein hoher Preis dafür, Pionierarbeit zu leisten.«
    »Wir sind besser dran als die meisten anderen«, sagte Steven. »Wir konnten uns Gouvernanten und gute Schulen leisten. Blake hat sein Wirtschaftsstudium abgeschlossen, was nicht heißen soll, daß ihm das auch nur das geringste nutzt oder daß er irgend etwas anderes tun möchte, als eine Ranch zu leiten. Aber er hat eine gute Ausbildung bekommen.«
    »Na, so was, Doc«, ertönte Sams Stimme hinter Cassie. »Ich hätte dich kaum wiedererkannt.«
    Als sie sich umdrehte, stellte sie fest, daß er sie ansah. Befangen hob sie ihr Glas und drehte eine Pirouette. »Wirke ich unprofessionell, nicht wie eine Ärztin?«
    »Du siehst äußerst weiblich aus«, sagte er. Dann wandte er sich an Steven und fragte: »Was dagegen, wenn ich mir noch ein Bier hole?«
    »Dann sind Sie also diejenige, die meinen Schwarzen auf dem Gewissen hat?«
    Steven legte dem Sprecher, einem untersetzten Mann mit grauem Haar, einen Arm um die Schultern. »Ian, du weißt doch gar nicht, wer das ist. Das ist die neue Ärztin.«
    »Sie wollte nicht kommen und nach einem meiner Jungen sehen, als ich sie darum gebeten habe, und er ist gestorben.«
    Cassies Nackenhaare stellten sich auf. Sie bemerkte, daß Sam kehrtmachte und sich neben sie stellte.
    »Ich habe mich lediglich nach seiner Temperatur erkundigt und …«
    »Er ist gestorben.«
    Steven mischte sich ein. »Wahrscheinlich hätte ihn niemand retten können.«
    Ian James sah Cassie an. Dann machte er auf dem Absatz kehrt und ging. Cassie wäre am liebsten im Erdboden

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