Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wer den Himmel berührt

Wer den Himmel berührt

Titel: Wer den Himmel berührt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Bickmore
Vom Netzwerk:
guter Tänzer, und er machte es einem leicht, sich von ihm führen zu lassen. Sie merkte deutlich, daß er zusätzliche Schritte einschob und sie herausforderte, mit ihm mitzuhalten.
    Als der Tanz endete, brach Applaus los. Sie grinsten einander an, und Sam machte eine tiefe Verbeugung. Er war ganz offensichtlich ein Angeber. Cassie machte einen Knicks. Sie ließ einem Teil ihrer selbst freien Lauf, den sie lange unterdrückt hatte, das konnte sie deutlich fühlen. Weniger Sam gegenüber, sondern es war mehr ein Sich-Öffnen für den australischen Busch. Gegenüber dem Leben. Alles war neuartig für sie, und sie stellte fest, daß es sie begeisterte.
    Als Cassie und Sam am Montagmorgen nach Yancanna aufbrachen, waren sie sich einig darüber, ein großartiges Wochenende verbracht zu haben. Beide waren beeindruckt von der Qualität von Jennifers Gemälden, die die Gesichter der Aborigines einfingen, das weite rote Land, seine Bäume, seine Felsen, seine Endlosigkeit.
    Sie hatten viel gelernt, sie hatten sich entspannt, und gestern abend hatten sie Bridge gespielt und viel miteinander gelacht. Cassie hatte das Gefühl, in den Thompsons zwei neue Freunde gefunden zu haben.
    Sie und Sam hatten soviel miteinander erlebt. Sie hatten zusammen gearbeitet und miteinander gespielt. Er hatte sie beim Tanzen in seinen Armen gehalten, und doch hatte sie nicht das Gefühl, ihn auch nur etwas besser kennengelernt zu haben.
    Vielleicht war das sogar gut.
    Yancanna lag direkt unter ihnen, aber aus der Luft konnte man es kaum sehen. Es erweckte nicht den Eindruck, als gäbe es dort so viele Gebäude wie auf Tookaringa. Es gab ein Postamt, das AIM -Hospital und ein Geschäft. Es gab nur fünf Häuser, es sei denn, man zählte das Polizeirevier mit, das dem einzigen Polizisten auch als Wohnung diente. Cassie fragte sich, warum es dort ein Postamt gab, und erfuhr, daß es für eine Region von siebentausend Quadratmeilen zuständig war.
    Die beiden Krankenschwestern, Marianne und Brigid, waren Anfang Zwanzig und seit neun Monaten in Yancanna. Brigid war zu einer Entbindung draußen im Busch, und so holten sie nur Marianne und Walt Davis, den Polizisten, der einen Meter fünfundneunzig maß und von allen »Chef« genannt wurde, am Flugzeug ab, als es auf einem freien Feld hinter dem Krankenhaus landete.
    Marianne trug die traditionelle weiße Schwesterntracht. Sie war eine gutaussehende junge Frau mit dunklen Augen und dunklem Haar.
    »Sie können sich beim besten Willen nicht vorstellen, wie froh wir sind, eine Ärztin hierzuhaben«, sagte sie und schüttelte Cassie die Hand.
    Der Chef nahm Cassie die Arzttasche ab. Er war der größte Mann, den sie je gesehen hatte. Er war breitschultrig und braungebrannt und hatte ein scharfkantiges Gesicht, das von den Jahren, die er in der Sonne verbracht hatte, schon zerfurcht war, obwohl er noch in den Zwanzigern sein mußte. Er streckte die Hand aus, um Sam zu begrüßen.
    Marianne erklärte, es täte Brigid leid, den ersten Besuch der Ärztin zu verpassen, und dann führte sie sie zum Krankenhaus. Wie andere Krankenhäuser im Busch hatte es zwei Stockwerke und war aus Beton gebaut, um die Termiten abzuwehren. Eine breite Treppe führte zu der Veranda hinauf, deren Flügeltüren sich zu einer geräumigen Eingangshalle hin öffneten. Die Fußböden waren aus geschliffenem Dscharrahholz, und die große Krankenstation und der Lagerraum für die Medikamente waren blitzblank. Dieser Lagerraum, der auch für kleinere Operationen und ambulante Behandlungen benutzt wurde, war ausgezeichnet ausgestattet. Links von der Eingangshalle befand sich eine Station mit drei Betten, die derzeit nicht belegt waren. Auf der anderen Seite der Eingangshalle war rechts ein großes Wohnzimmer eingerichtet, und dahinter befand sich die Küche. Diese beiden Räume waren für Tausende von Quadratmeilen der Versammlungsort schlechthin.
    »An Weihnachten kommen aus einem Umkreis von Meilen alle zu uns«, sagte Marianne. Sie sah lächelnd zum Chef auf. »Er hat uns die Weihnachtsgeschichte von Dickens vorgelesen, und es war einfach wunderbar.«
    Cassie erkannte deutlich, daß Marianne in den Chef verknallt war. Marianne setzte ihre Führung durch das Krankenhaus fort. Es gab zwei Badezimmer mit Porzellanwannen und Waschbecken aus Porzellan. Oben waren die Schlafzimmer der Schwestern untergebracht, große zweckdienliche Räume mit Türen, die auf eine Veranda im oberen Stockwerk führten. Von dort aus hatten sie einen Ausblick

Weitere Kostenlose Bücher