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Wer den Himmel berührt

Wer den Himmel berührt

Titel: Wer den Himmel berührt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Bickmore
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verloren.
    »Laß uns aufbrechen«, sagte Sam.
    Cassie hatte vor Sorge kaum geschlafen. Sie hatte schon um halb fünf aufbrechen wollen, als Sam sie abgeholt hatte, um zum Flugplatz zu fahren, aber er wollte eine gründliche Überprüfung des Motors und anschließend eine ebenso gründliche Untersuchung des Cockpits vornehmen und dabei sein Hauptaugenmerk auf die automatisch betriebenen Instrumente richten, und er sagte, sie müßten ohnehin warten, bis es hell genug für eine Landung war. »Wenigstens haben wir für den Start eine beleuchtete Rollbahn«, sagte er.
    »Die Fluggeschwindigkeit und die Steiggeschwindigkeit gehen schon von allein in Ordnung, wenn der Steigflug richtig eingestellt ist.« Sam schien mit sich selbst zu reden.
    Cassie fand, man käme sich unermeßlich einsam vor, wenn man in die Schwärze hineinflog. Sie stiegen auf eine Höhe von zweitausendvierhundert Metern und schlugen dann die nordöstliche Richtung ein. Cassie fragte sich, woher Sam wußte, ob sie richtig herum oder auf dem Kopf flogen. Sie fühlte sich schwerelos und orientierungslos, und nur der schmale Streifen Dämmerung im Osten gab ihr einen Anhaltspunkt.
    Als sie um Punkt sechs Uhr eintrafen, mußten sie erfahren, daß das Mädchen vor fünfzehn Minuten gestorben war.
    »Wenn wir eine halbe Stunde eher angekommen wären«, fragte Sam, »hättest du sie dann noch retten können?«
    »Wer weiß?« antwortete Cassie und fragte sich, ob man sich wohl jemals an den Tod gewöhnte.

13
    A ber am Samstagabend gehen alle tanzen.«
    »Nein, nicht alle«, sagte Cassie. Sie wollte sich von dem geselligen Umgang mit Männern fernhalten. »Ich bin müde. Ich habe eine harte Woche hinter mir. Ich möchte mir die Haare waschen, mit niemandem reden müssen und ein Buch lesen.«
    Fiona, die in der Tür stand, schaute auf Cassie, die auf ihrem Bett lag und den Kopf auf die Kissen hatte sinken lassen. »Hast du Probleme?«
    »Was soll denn das schon wieder heißen? Kann ich denn nicht einfach das tun, wonach mir zumute ist?«
    »Natürlich, klar. Aber die Leute werden enttäuscht sein. Die Männer sind hier derart in der Überzahl. Sie kommen aus einem Umkreis von Meilen in die Stadt, und das nur, um einen Blick auf eine Frau werfen zu können. Manche kostet es ihren gesamten Mut, eine Frau zum Tanzen aufzufordern.«
    Cassie sagte: »Ich bin sicher, daß sie auch ohne mich zurechtkommen. Ich brauche Zeit für mich.«
    Fiona zuckte die Achseln. »Ich habe das Gefühl, daß mehr dahintersteckt. Aber wie dem auch sei.«
    »Jedenfalls kann ich dir etwas vorschlagen, was dir Freude machen sollte. Ich habe Sam gefragt, ob wir am nächsten Wochenende nach Burnham Hill hinausfliegen können. Wir wollten ursprünglich am Mittwoch hinfliegen, aber ich habe mir gedacht, wenn wir am Samstag hinfliegen, könntest du mitkommen. Er war einverstanden. Was ist mit dir?«
    »O Cassie!« Fiona kam ins Zimmer und ließ sich auf das Bett plumpsen. »Das ist ja super. Liebend gern!«
    »Okay, aber jetzt setz mir nicht mehr wegen heute abend zu. Und auch an keinem anderen Samstag, an dem ich nicht tanzen gehen möchte, okay?«
    »Du kannst aber doch tanzen, das weiß ich genau. Sam hat mir erzählt, du bist eine phantastische Tänzerin.«
    »Wahrscheinlich nur, weil er angeben wollte.«
    »Versteht ihr beide euch denn nicht? Ich meine …«
    »Soweit ich weiß, kommen wir gut miteinander aus. Er macht es einem leicht, mit ihm zu arbeiten, obwohl er es ablehnt, mit einer Frau arbeiten zu müssen.«
    »Ich glaube, darüber ist er hinweggekommen. Er respektiert dich.«
    »Und genau dabei möchte ich es auch belassen. Ich respektiere ihn ebenfalls.«
    Fiona stand auf. »Okay. Dann gehe ich jetzt eben aus und werde meinen Spaß haben, und du bleibst hier und wirst versauern.«
    »Ist dir überhaupt klar, was ich in dieser letzten Woche alles getan habe? Abgesehen davon, daß ich wegen Tookaringa und Narrabinga am letzten Wochenende keine Freizeit hatte, habe ich den Montag in Yancanna verbracht, Horrie und Betty miteinander verheiratet, bei einer Amputation assistiert und bin am Mittwoch zu einem Notfall rausgeflogen, und das nur, um bei der Ankunft festzustellen, daß das Mädchen schon gestorben war. Dann hatte ich am Donnerstag Sprechstunde und ambulante Behandlungen, und ich glaube, ich muß allein in dieser einen Woche etwa zwei Dutzend Zähne gezogen haben?«
    »Schon gut, schon gut.«
    Aber nachdem Fiona gegangen war, lief Cassie unruhig im Haus umher. Sie wusch sich

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