Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wer den Himmel berührt

Wer den Himmel berührt

Titel: Wer den Himmel berührt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Bickmore
Vom Netzwerk:
dort ein Haus zu kaufen. An der nächsten Kreuzung stand »Addie’s«, und daneben waren das Kino und der Tierarzt mit seiner Praxis und seinem Labor untergebracht. Dahinter fand man die Praxis von Dr. Adams und Dr. Edwards. Weiter hinten gab es die Sattlerei, die gleichzeitig auch Kleidung und Stiefel für Viehhüter verkaufte. Das letzte Gebäude beherbergte einen Baumarkt, den anderen Metzger, das einzige Kleidergeschäft und ein chinesisches Restaurant. Eine Straße weiter fand man die Schule mit ihren sechs Klassen. Wie die AIM -Hospitäler hatte auch sie zwei Stockwerke, und das Erdgeschoß wurde weitgehend von der Turnhalle eingenommen. Nicht weit davon stand das Gerichtsgebäude mit einer einzigen Gefängniszelle, in der in erster Linie ein paar betrunkene Aborigines in Gewahrsam genommen wurden, die man für die Nacht einsperrte. Daneben stand das Hotel, von außen ein attraktiver Bau, aber innen heruntergekommen; die Tapeten schälten sich von den Wänden. Durchreisende, die bei »Addie’s« kein Zimmer fanden, griffen als letzte Ausweichmöglichkeit auf dieses Haus zurück. Das einzige, was es für sich in Anspruch nehmen konnte, war die Gruppe von hohen Königspalmen, von der es seinen Namen bezogen hatte: »The Royal Palms«.
    »Wahrhaft majestätisch«, murrte Sam, als sie daran vorbeifuhren.
    »Reichlich prätentiös«, stimmte Cassie ihm zu.
    »Brauchst du einen Verteidiger?« fragte Sam, als er vor dem Haus der Adams’ anhielt.
    Cassie schüttelte den Kopf, fand aber, es sei von Sams Seite eine nette Geste. Netter, als sie es von ihm erwartet hätte. »Nein, er ist nie da. Ich werde Isabel eine Stunde lang etwas vorlesen, und wahrscheinlich wird sie mir berichten, Dr. Adams hätte meine Hilfe am Montag zu schätzen gewußt. Er wendet sich nie an mich persönlich.«
    »Ich werde mal bei Fiona vorbeischauen und sehen, ob sie mir ein Bier ausgibt«, sagte Sam. »Soll ich ihr ausrichten, daß du später kommst?«
    »Sag ihr einfach nur, wo ich bin. Das Abendessen steht im Kühlschrank, falls sie zu hungrig ist und nicht warten will. Alles kalte Sachen. Ich sollte eigentlich spätestens um halb sieben zu Hause sein.« Dann schaute Sam also bei Fiona vorbei, sinnierte Cassie.
    Isabel und Grace erwarteten sie schon. Grace hatte Brote mit Wasserkresse vorbereitet, und auf dem Tisch neben dem Stuhl, auf dem Cassie gewöhnlich saß, stand deftiges Früchtebrot. Sie sprang auf, um Tee zu holen, sowie Cassie eintraf. Was Cassie auffiel, waren Isabels Augen, in denen sich die Schmerzen spiegelten. Nahm sie das Morphium denn nicht? Es gab keinen Grund dafür, daß sie derart leiden sollte.
    »Oh, wir freuen uns ja so sehr darüber, daß Sie wieder da sind.« Isabel streckte ihre dünnen Arme aus, um sie willkommen zu heißen. »Wir können es kaum erwarten zu erfahren, wie es weitergeht. Es ist uns zwar schwergefallen, aber wir haben nicht weitergeblättert und nachgesehen, ob Ashley Melanie abweist, wenn er erst einmal hört, daß Scarlett ihn liebt.«
    Eine halbe Stunde später läutete der kleine Wecker neben Isabel. Sie schüttelte den Kopf, da sie nichts anderes mehr wahrgenommen hatte als den Roman, den Cassie vorlas. »Jetzt ist es Zeit für mich, meine Medizin zu nehmen«, sagte sie.
    Grace erhob sich und ging in die Küche. Eine Minute später kehrte sie mit einer subkutanen Spritze zurück. Isabel würde bald einschlafen. Grace setzte sich wieder.
    Cassie hatte kaum fünf Minuten lang weitergelesen, als die Haustür aufging und Dr. Adams eintrat. Er wirkte so frisch und gepflegt, als hätte er sich gerade eben erst angezogen. Eines der Päckchen, die er unter dem Arm trug, schien vom Metzger zu sein. Das Papier, in das es eingewickelt war, ließ Cassie darauf schließen. Der Hausherr verschwand in der Küche, kehrte jedoch zurück, ehe sie mit dem Vorlesen aufgehört hatte, blieb in der Tür stehen, die von der Eingangshalle ins Wohnzimmer führte, hielt ein volles Glas mit einem kalten Getränk in der Hand, hörte ihr beim Vorlesen zu und beobachtete sie.
    Cassie konnte sehen, daß Isabels Augen dank des Morphiums glasig wurden. Sie schlug das Buch zu.
    »Morgen lese ich weiter«, sagte sie, »vorausgesetzt, mir kommt kein Notfall dazwischen.«
    Grace’ Augen leuchteten. »Das ist für uns die Krönung des Tages.« Sie stand auf und nickte Chris zu. »Guten Abend, Dr. Adams. Ich denke, es ist jetzt an der Zeit, daß ich gehe.« Sie beugte sich vor und tätschelte Isabels Hand. »Bis morgen

Weitere Kostenlose Bücher