Wer den Teufel küsst...
sprechen?â
Danny Ray seufzte. âUm mir mitzuteilen, dass meine Mom in L. A. im Gefängnis sitzt.â
âOh!â Willow schluckte. Damit hatte sie nun wirklich nicht gerechnet. âIch ⦠äh ⦠Also, das â¦â
âTut dir leid, ich weiÃâ, vervollständigte Danny Ray lächelnd den Satz. âMuss es aber nicht, ich komm schon damit klar. Meine Mom ist ja auch keine Mörderin oder so was. Von daher gibtâs bestimmt Leute, die es noch schwerer haben als ich. Aber sie hat halt schon ein paar Sachen gemacht, die nicht okay sind, und deshalb sitzt sie jetzt eben im Gefängnis. Trotzdem werde ich sie wahrscheinlich immer lieb haben, schlieÃlich ist und bleibt sie meine Mutter. Aber stolz bin ich eben nicht drauf, dass sie im Knast ist, und deshalb wollte ich es auch für mich behalten.â
âKlar, verstehe ich total. Aber warum hat der Sheriff denn gleich mit dir gesprochen und nicht erst mit deinem Dad?â
âNa ja, meinem Dad muss man alles, was meine Mom betrifft, ziemlich schonend beibringen, weiÃt du? Er ist noch immer nicht darüber hinweg, dass sie sich von ihm getrennt hat, und ⦠Na ja, der Sheriff wusste wohl, dass man mit mir darüber besser sprechen kann.â
Willow nickte abwesend. Sie befanden sich schon wieder fast auf dem Scheitelpunkt des Hügels, und Willow überlegte, warum sie bisher nie jemandem von der Sache mit ihrem Dad erzählt hatte. Klar, sie befürchtete eben, dass man sie deswegen auslachte. Das alles war ihr furchtbar peinlich.
Aber das ging Danny Ray schlieÃlich ähnlich, und auch er hatte sich soeben jemandem anvertraut. Und zwar ausgerechnet ihr!
Also nahm auch sie all ihren Mut zusammen. âWeiÃt du.â Sie blieb stehen. âIch ⦠ich würde dir auch gern etwas erzählen.â
Er nickte wissend. âGeht es um deinen Dad?â
âKannst du neuerdings Gedanken gelesen oder so was?â
âWer weiÃ?â Lächelnd nahm er ihre Hand. âAber hör mal, du musst mir gar nichts erzählen, okay? Wenn du es allerdings wirklich willst, dann höre ich dir gern zu.â
âIch will jaâ, sagte sie mit fester Stimme. âIch glaub, ich hab das alles viel zu lang in mich hineingefressen.â Sie holte noch einmal tief Luft, dann sagte sie: âAlso, es ist so: Mein Dad ist â¦â
In dem Moment zerriss ein Schrei die Stille der Nacht.
Erschrocken zuckte Willow zusammen. âWas war das?â, fragte sie leise.
âIch weià es nichtâ, sagte Danny Ray. âAber ich glaube, es kam vom Strand.â
Angestrengt lauschte Willow in die Dunkelheit hinein. Und da! Wieder ein Schrei. Danny Ray hatte recht gehabt: Er kam eindeutig vom Strand her. Und es klang, als wäre er von einer Frau oder einem Mädchen ausgestoÃen worden.
Sie zögerten keine Sekunde und rannten los.
Danny Ray war viel schneller als Willow, und so sah sie ihn bald nur noch als hellen Fleck, der sich vor ihr durch die Dunkelheit bewegte. Schon bekam sie Seitenstechen, doch sie stolperte tapfer weiter.
Es ging jetzt ziemlich steil abwärts, und ein paarmal wäre Willow um ein Haar gestolpert. Aber schlieÃlich erreichte sie den schmalen Streifen Strand. Im nassen Sand kam sie noch langsamer voran. Jeder einzelne Schritt schien ihr unmenschliche Kräfte abzuverlangen.
Als Danny Ray plötzlich abrupt stehen blieb, wäre sie fast in ihn hineingerannt. âWas ist los?â, stieà sie keuchend aus.
âDa!â, rief er und deutete ein Stück weit den Strand hinunter.
In diesem Moment riss die Wolkendecke über ihnen auf, und im fahlen Licht des Mondes erblickte Willow eine regungslose Gestalt, die rücklings im Sand lag.
Voller Entsetzen sammelte Willow noch einmal all ihre Kraft. Sie spurtete los, erreichte das Mädchen sogar noch vor Danny Ray â und zuckte erschrocken zusammen, als sie in ihr bleiches Gesicht sah.
Es war Judy.
Während Willow vor Entsetzen wie erstarrt war, kümmerte Danny Ray sich um die bewusstlose Judy. Er schlug ihr, um sie zu wecken, behutsam auf die Wangen und rief dabei unentwegt ihren Namen.
Willow stand völlig neben sich, während sie das Geschehen beobachtete. Es kam ihr vor, als würde sie einen Film ansehen. Einerseits hatte sie das Gefühl, mittendrin zu sein, andererseits konnte sie nicht eingreifen. Der Schock saà ihr einfach zu tief in den
Weitere Kostenlose Bücher