Wer den Tod ruft: Thriller (German Edition)
aufgesprungen, die Arme voller Kratzer.
»Wir sind zu spät gekommen«, sagte sie.
»Ich weiß.«
Ihr Blick hielt seinem stand und erzählte ihm von Gefühlen, über die sie niemals sprechen würde. Wie gern hätte er ihren Kopf in seinen Schoß gelegt, und wie gerne wäre sie darin versunken und nie mehr aus ihm aufgetaucht.
»Ich möchte allein sein«, sagte sie, schloss die Augen und drehte sich weg.
Troy stand auf. »Noch fünf Minuten, Elaina. Dann treffen wir die anderen zum Abendessen. Schluss mit dem Duschen.«
Sie widersprach ihm nicht. Er hätte auch keine Widerrede geduldet.
Die Suite war leer, als er zurückkam. Er setzte sich aufs Bett und wartete. Wie gerne wäre er auf den Balkon gegangen, um eine Zigarette zu rauchen. Aber er widerstand seinem Verlangen. Zehn Minuten vergingen. Doch er wollte sie nicht drängen. Endlich tat sich hinter der Badezimmertür etwas. Schließlich erschien sie in dem T-Shirt und den Shorts, die er für sie bereitgelegt hatte. Ihr frisch gebürstetes nasses Haar hing lose über die Schulter.
»Ich bin so weit.«
Er hielt ihr die Tür auf. Ihre Schultern hingen herunter, ihr Gang war steif. Sie sah aus wie jemand, der den Boston Marathon wegen Erschöpfung abgebrochen hatte. Am liebsten wäre sie wohl in der Wand verschwunden, als sie den Hotelgang entlangschlich.
»Bist du okay?«, fragte er.
»Mir geht’s gut.«
Er schüttelte den Kopf, ließ es aber dabei.
»Wer kommt?«, fragte sie teilnahmslos.
»Ric. Weaver. Wer gerade da ist.«
»Auch Cinco und Maynard?«
»Keine Ahnung.«
War es ihr peinlich, mit ihm essen zu gehen? Ihm hätte es egal sein können, auch wenn er sich sicher war, dass sie ihre Beziehung nicht an die große Glocke hängen wollte.
Beziehung, was für ein Ausdruck. Während sie die Straße überquerten, dachte er darüber nach. Er mochte das Wort nicht. Ein besseres fiel ihm aber auch nicht ein.
»Was ist?« Sie sah ihn an.
»Nichts ist.« Er hielt ihr die Tür auf, und die Klimaanlage begrüßte sie mit einem arktischen Luftzug.
»Es ist eiskalt hier drin.«
»Du wirst dich daran gewöhnen.«
Ric, Weaver und Cinco saßen an der großen Eckbank. Sie sahen unglücklich aus, vor allem Weaver, der Troy einen zornigen Blick zuwarf – was diesen wütend machte.
Elaina setzte sich neben Weaver.
»Ich habe Ric gerade von der Wohnung erzählt«, sagte Weaver.
Die Kellnerin kam. Alle bestellten Cola und Hamburger, Troy außerdem einen Schokoladenshake.
»Was ist mit der Wohnung?«, fragte Elaina.
»Keine Anzeichen von gewaltsamem Eindringen. Die Tür war nicht abgeschlossen. Hand- und Brieftasche lagen auf dem Küchentisch.«
»Was war in der Brieftasche?«, fragte Ric.
»Führerschein, Versicherungskarte, Fotos, Ausweis für ein Fitnessstudio und fünfundzwanzig Dollar Bargeld. Unser Täter ist nicht auf Diebstahl aus.«
»Und was ist mit ihrem Wagen?«, fragte Ric.
»Der wurde in der Marina gefunden«, sagte Cinco. »Zusammen mit ihren Kleidern.«
»Also hat er ein Boot da?«
»Eher nicht«, antwortete Weaver. »Er parkt die Wagen der Opfer jedes Mal in einem anderen Dock. Vermutlich ein Ablenkungsmanöver. Wahrscheinlich hat er einen privaten Liegeplatz für sein Boot.«
»Das Zeitfenster für die Tat ist eng«, sagte Cinco. »Angela war bis mindestens bis halb zwei im Coconuts. Ich habe sie selbst gesehen. Nehmen wir mal an, er ist ihr von der Bar nach Hause gefolgt, dort hat er sie gekidnappt, auf sein Boot verschleppt, ermordet und im Naturpark ausgesetzt. Dann ist er zurückgefahren und hat ihren Wagen im Yachthafen abgestellt – und das alles vor 3.30 Uhr.«
»Was war um halb vier?«, fragte Ric.
»Um 3.30 Uhr hat ein Streifenpolizist den verlassenen Kia in der Marina entdeckt.«
Die Kellnerin brachte die Getränke. Alle schlürften gierig die eiskalte Cola. Alle, außer Elaina.
»Sind die vermissten Wanderinnen bestohlen worden?«, fragte Weaver Ric.
»Rucksäcke, Kleider und Wagenschlüssel hat man in einer Mülltonne nicht weit vom Ausgangspunkt des Wanderwegs gefunden. Ihre Wagen standen auf dem Parkplatz, auf dem sie sie abgestellt hatten.«
»Er hat die beiden also beim Wandern entführt. Und nicht wie die späteren Opfer zu Hause oder in ihrem Hotelzimmer. Warum hat er später seine Vorgehensweise geändert?«, fragte Troy.
»Wer weiß?«, sagte Ric. »Vielleicht hat ihn die Nähe zum Wasser auf neue Ideen gebracht. Beispielsweise ein Boot in sein teuflisches Spiel einzuführen.«
»Was ziemlich riskant
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