Wer den Tod ruft: Thriller (German Edition)
eine Grund, warum ich hier bin.«
»Und der andere?«
Der andere. Er sah sie an und dachte an den Vortrag, den sie in einem Saal voller desinteressierter Polizisten gehalten hatte. Er erinnerte sich an die Leidenschaft in ihrer Stimme. Damals war er ihr zum ersten Mal begegnet. Das war der andere Grund. In ihrer Gegenwart wusste er wieder, warum er diesen Job machte.
Er deutete auf ihre Tasse. »Wahrscheinlich mit entrahmter Milch und Süßstoff?«
Sie lächelte leise. »Wie wär’s mit einem Kaffee?«
»Nichts dagegen.«
»Warum hast du das nicht gleich gesagt?«, sagte sie und bat ihn herein.
Westin Hotel
Alexandria, Virginia
Zwei Tage später
Elaina stellte ihren Aktenkoffer ab und nahm auf dem Barhocker Platz. Sie sah sich um. Der Ort gefiel ihr. Unter anderem deshalb, weil der Barkeeper eine Frau war. Sie trug eine schwarze Smokingjacke, die ihr überhaupt nicht stand. War das immer so, wenn Frauen Kleidungsstücke trugen, die für Männer gedacht waren?
Sie schälte sich aus der Jacke ihres Navykostüms und hängte sie über den Hocker. Die Barfrau kam zu ihr.
»Was darf ich Ihnen bringen?«
»Ein Sprite.«
»Ich hätte gern ein Bier.«
Elaina drehte sich ruckartig um. Das Herz ging ihr auf. Sie musste sich zwingen, nicht vom Hocker zu springen, um ihm um den Hals zu fallen.
»Du?«, fragte sie.
Troy setzte sich neben sie. Den schwarzen Rucksack ließ er auf den Boden fallen. Aus der Seitentasche lugte eine Bordkarte.
»Hab gehört, dass du dich hier rumtreibst.«
»Du hast mich und meinen Dad belauscht.«
»Erwischt.« Seine grünen Augen bestaunten ihr schönes zerzaustes Haar und ihre zerknitterte Bluse. »War wohl ein langer Tag?«
»Sehr lang.« Sie wollte ihn küssen. Sie wollte, dass er sie küsste. Stattdessen erfreute sie sich an seinen abgetragenen Jeans und seinen Cowboystiefeln, an seiner sonnenverbrannten Haut und seinen muskulösen Unterarmen. Er wirkte wie ein Fremdkörper in diesem spießigen Hotel mit seinen Regierungsbeamten und Geschäftsleuten.
Die Getränke kamen. Er nahm einen großen Schluck. Immer wieder fiel sein Blick auf ihre Blessuren am Hals.
»Wie lief das Vorstellungsgespräch?«, fragte er.
»Gut«, sagte sie. »Aber es hat sehr lange gedauert. Über fünf Stunden. Ich habe wahrscheinlich alle von der Analyseeinheit kennengelernt.«
»Klingt nach einem lustigen Nachmittag.«
»Ein faszinierendes Team. Mit dem Leiter habe ich mich wirklich gut verstanden.«
Troy sah sie lange an. »Hat man dir eine Stelle angeboten?«
»Ja.«
»Nimm sie nicht.«
Er sah sie mit einer Intensität an, die sie erschaudern ließ. Kein Mann hatte sie bisher so angesehen. Sie mochte seine Stärke.
Dann räusperte sie sich. »Und warum nicht?«
»Komm zurück nach Brownsville. Mit mir. Wir brauchen dich da mehr als die Typen in Quantico.«
Sie sah ihn fragend an. »Wen meinst du mit wir ? Loomis? Chief Breck?«
»Ja.« Er nickte entschlossen. »Sie brauchen dich mehr, als sie ahnen. Du hast ihnen einen Mordsschrecken eingejagt.« Er hielt inne. »Aber hauptsächlich ist es meinetwegen.«
» Du brauchst mich?« Sie konnte nicht glauben, was er sagte. »Aber warum?«
Er legte seine Hand auf ihre. Seine Knöchel waren noch blutunterlaufen.
»Du bist noch nicht dahintergekommen?« Er lächelte. »Und dabei bist du eine Profilerin.«
»Wohinter bin ich noch nicht gekommen?«
»Dass ich dich liebe.« Er küsste ihre Hand.
Ich liebe dich . Er hatte es tatsächlich gesagt. Und jetzt saß er neben ihr und suchte in ihrem Gesicht nach einer Antwort.
Er strich eine Haarsträhne hinter ihr Ohr und streichelte ihren Hals. Dann nahm er wieder ihre Hand.
»Seit dem ersten Abend, an dem du mir ein Gerichtsverfahren angedroht hast, liebe ich dich.« Er schüttelte den Kopf. »Am nächsten Tag hast du mir verboten, dich jemals anzufassen. Da war ich ganz schön fertig.«
Elaina grinste übers ganze Gesicht. »Ich habe den Job abgelehnt«, sagte sie.
»Wirklich?« Er sah sie ungläubig an.
»Ich brauche mehr praktische Erfahrung. Außerdem habe ich da unten in Texas noch einiges zu erledigen.«
Sie glitt vom Hocker und fuhr mit der Hand durch sein Haar. Dann zog sie seinen Kopf zu sich und küsste ihn – hier in der Hotelbar vor allen Leuten!
»Gehen wir nach oben«, flüsterte er auf ihren Mund.
»Ich lasse mich nicht drängen.« Sie wich ein wenig zurück und sah ihn an. »Ich hatte noch keine Gelegenheit, dir zu sagen, dass auch ich dich liebe.«
»Aber das weiß ich doch
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