Wer den Tod ruft: Thriller (German Edition)
ist«, sagte Weaver.
»Wieso ist ein Boot riskant?«
»Weil es die Zahl der potentiellen Zeugen erhöht. Auch die Gefahr, Spuren zu hinterlassen, steigt.«
Troy sah zu Elaina, die in ihren Plastikbecher starrte. Mit dem Zeigefinger zeichnete sie die Bewegung der Flüssigkeit nach.
»Was denkst du, Troy?«, fragte Cinco. »Warum folgt er ihnen in die Wohnung oder ins Hotel? Warum handelt er nicht gleich im Lokal?«
»Vielleicht, weil in der Bar zu viel los ist. Sieh dir mal den Parkplatz des Coconuts kurz nach der Polizeistunde an. Da geht es zu wie auf einem Fleischmarkt. Vielleicht liebt er auch die Herausforderung. Sich Zugang zu einer Wohnung zu verschaffen zwingt ihn zu Tricks und Kniffen.« Troy sah sich jeden am Tisch genau an. Ric war der Interessierteste. Troy war in den letzten sechs Stunden zu der Überzeugung gekommen, dass der Detective von dem Fall besessen war.
Das Essen kam. Um Ketchup und Senf entstand ein regelrechter Kampf. Elaina knabberte an einer Pommes frites herum.
»Aber warum eine Bar und kein Wanderweg?«, fragte Weaver mit vollem Mund. »Bei den letzten fünf Morden haben alle Opfer ihren letzten Abend in derselben Bar verbracht.«
»Sind Sie sich sicher?«, fragte Ric.
»Es gibt Augenzeugen. Außerdem haben sie mit ihrer Kreditkarte im Coconuts bezahlt. Alle waren sie dort, bevor sie entführt wurden. Aber warum lauert er seinen Opfern nicht gleich beim Wandern auf, wenn er sie sowieso in der Natur ermorden will?«
»Er arbeitet nachts«, sagte Elaina mit leiser Stimme.
»Arbeiten?«, fragte Cinco.
»Ja, das Verstümmeln der Leichen. Das betrachtet er als seine Arbeit. Und die erledigt er nachts, im Schutz der Dunkelheit. Frauen unternehmen in der Regel nachts keine Wanderungen – und sie am helllichten Tag zerstückeln?«
Sie lehnte sich zurück und sah zum Fenster hinaus. Jeden Blickkontakt zu ihren Kollegen vermied sie. Weaver betrachtete sie übellaunig.
»Was passiert als Nächstes?« Ric richtete die Frage an Weaver – in Ermangelung eines kompetenteren Gesprächspartners. Weaver war über das Vorgehen der Task Force sicher nicht genau informiert.
»Heute Abend gibt es eine Pressekonferenz. Loomis und Breck auf dem Podium. Bundes- und Landesbeamte in Eintracht vor den Objektiven der Kameras vereint. »Die Obduktion«, Weaver sah auf die Uhr, »findet gerade statt.«
»Hydrate«, flüsterte Troy in Elainas Ohr und schob langsam ein Glas Wasser in ihr Blickfeld.
»Bei der Obduktion wird nicht viel herauskommen«, sagte Weaver. »Die Identität des Opfers kennen wir bereits. Umstände und Zeitpunkt des Todes stehen ungefähr fest.« Er schüttelte den Kopf. »Am liebsten würde ich heute Abend im Coconuts jeden Surfer und Säufer abführen lassen und an einen Lügendetektor anschließen.«
Elaina schob ihren Teller beiseite, zog aus Troys Milchshake den Strohhalm und leckte an dem Schokoladeneis.
Troy sah sich im Restaurant um. Heute Abend waren wenig Einheimische hier, hauptsächlich Touristen und Leute von der Presse. Die erkannte er an den abgetragenen Hemden und locker sitzenden Krawatten. Der Paradieskiller hatte wohl nicht ganz die negativen Auswirkungen auf den Tourismus, die der Gouverneur befürchtet hatte.
Mit Erleichterung sah Troy, wie die FBI -Agentin neben ihm seinen Milchshake schlürfte. Wasser wäre zwar besser, aber zumindest enthielt der Shake Zucker.
Wieso hatte sie diesen gehetzten Blick? Lag es daran, was sie heute gesehen hatte, oder war es der Gedanke, dass sie Angela Martinez beinahe hätten retten können? Heute Nacht würde sie kein Auge zumachen. Troy kannte diese Art von Schlaflosigkeit. Und er kannte auch ein Mittel dagegen. Fraglich, ob sie sich dafür erwärmen könnte.
Wieder sah Elaina zum Fenster hinaus. Da schrillten in ihr die Alarmglocken.
»Oh, nein!«
»Was ist denn?« Jetzt sah auch Troy zum Fenster hinaus.
Ein Mann und eine Frau gingen vor dem Sandhill Inn auf und ab. Dann verschwanden sie in der Lobby des Hotels. Troy kannte die Frau. Den Mann hatte er schon mal irgendwo gesehen.
»Was die beiden wohl hierher führt?«, fragte Elaina.
»Am besten, wir finden es heraus.«
20
»Was machst du denn hier?«
Die Stimme kam Mia bekannt vor. Sie drehte sich um und blickte in ein Paar dunkelbraune Augen.
»Ich checke ein«, sagte sie knapp.
»Und warum?«
»Nun … Darf ich das etwa nicht?«
Die Empfangsdame mit den stark toupierten Haaren gab Mia zwei Umschläge mit Kartenschlüsseln. Ric runzelte die Stirn. Es
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