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Wer einmal auf dem Friedhof liegt...

Wer einmal auf dem Friedhof liegt...

Titel: Wer einmal auf dem Friedhof liegt... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Léo Malet
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die Geliebte des
Selbstmörders war.“
    „Warum das denn? Sie...“
    Plötzlich verdüstert sich ihr Blick.
Sie nimmt meine Hand und sieht mir lange in die Augen. In ihrem Blick steht
Traurigkeit, so als hätte ich sie eben enttäuscht.
    „Sagen Sie mal, was haben Sie vor?“
fragt sie leise, vorwurfsvoll.
    „Ich stelle nur ‘n paar Fragen.“
    „Ja. Und ich antworte brav...“
    Sie läßt meine Hand los. Ihre Stimme
bebt jetzt fast vor Zorn.
    „Warte gar nicht erst Ihre Fragen ab.
Ich rede und rede, blöd wie ich bin. Was sind Sie eigentlich von Beruf?“
    „Privatdetektiv, wie gesagt.“
    „Privatflic!“
    Sie zuckt mit den Achseln.
    „Na ja, mir kann’s egal sein“, sagt
sie müde. „Schließlich hatte ich nichts mit Désiris. Soll Yolande sehn, wie sie
damit klarkommt. Nur, daß sie jetzt Ärger kriegt, weil ich den Mund nicht
halten konnte...“
    „Ihre Freundin wird keinen Ärger
kriegen, das verspreche ich Ihnen. Warum sollte ich den Flics erzählen, daß
Désiris ‘ne Geliebte hatte, die in der Rue du Dobropol wohnt? Der Fall ist
abgeschlossen. Schnee von gestern, sozusagen. Außerdem haben Sie recht: Wenn
Yolande im März zur Polizei gegangen wäre, hätte das nichts geändert. Nichts
als Ärger hätte sie gekriegt. Bei den Flics weiß man nie, wie’s ausgeht... Das
wird sie sich bestimmt gesagt haben, nicht wahr?“
    „Vor allem hat’s ihr die Gräfin
gesagt.“
    „Und die hat Erfahrung mit
Selbstmördern, hm? Na gut, lassen wir das...“
    Wir wechseln das Thema, obwohl meine
Neugier noch nicht so ganz befriedigt ist. Aber die Fragestunde ist vorläufig
beendet.
    Die Nacht bricht herein. Zeit, um sich
wieder um Yolande zu kümmern. Régine telefoniert.
    „Hallo. Bist du’s, Yolande? Kann ich
mal kurz raufkommen? ... Nicht alleine. Da ist jemand, der ‘n Job für dich
hat... Ja, genau... Bis gleich!“
    Bevor wir hinaufgehen, legt mir Régine
ihre Hand auf den Arm.
    „Jetzt sitzen wir schon einige Stunden
zusammen“, sagt sie ¡ fast schüchtern, „und Sie... na ja... Sie haben mich nicht
einmal angefaßt...“
    „Sollte ich?“ frage ich lächelnd.
    „Ich...“ Sie schüttelt den Kopf.
„Nein, ich glaube nicht. Nur... Sie haben ‘ne Belohnung verdient.“
    Régine zieht mich zu sich ran und küßt
mich auf den Mund. Wenn sie eben noch schüchtern wirkte, jetzt ist sie’s nicht
mehr. Ganz im Gegenteil! Wir küssen uns nach allen Regeln der Kunst, immer
abwechselnd. Das angenehme Spielchen nimmt gar kein Ende. Offener
Meinungsaustausch nennt man so was. Aber wir dürfen Yolande nicht zu lange
warten lassen.

Yolande
     
    Genauso hab ich mir Yolande Mège
vorgestellt :. Dem Filmstar Dany Darnys beinahe wie aus
dem Gesicht geschnitten. Die wenigen unähnlichen Kleinigkeiten konnten fürs Prickelnde
Paris durch ein paar Kunstgriffe des Fotografen angeglichen werden. Nur einen
üppigeren Busen hat die Kleine. Eine Augenweide! Je nach den Bewegungen der
glücklichen Besitzerin schimmert im Ausschnitt der hübsch gefüllten Bluse eine
Kette mit Anhänger. Das Licht spielt in Yolandes goldener Haarpracht und läßt
den Stein an ihrer Hand funkeln.
    Nachdem Régine uns miteinander
bekanntgemacht hat, erklärt sie, was für ein Held ich bin.
    „Hab ihn bei Dupont getroffen. Dem hat
er vielleicht einen verpaßt...“
    Sie erzählt ihr die ganze Geschichte.
Yolande hört ihr zu. Gleichzeitig schielt sie mich neugierig durch ihre langen
Wimpern hindurch an. Régine erklärt, wer ich bin und was ich will.
    „So“, sagt sie schließlich, „ich laß
euch jetzt alleine. Hübsch brav sein...“
    Und sie flattert davon.
    „Setzen Sie sich doch, Monsieur
Burma“, lädt Yolande mich ein.
    Ich wage es, meinen Hintern auf eins
dieser modernen Möbel zu setzen. Es sieht aus, als wäre es hergestellt worden,
um Leute wie mich zu bestrafen. Aber, o Wunder !, so
schlecht sitzt man gar nicht auf diesen Dingern. Man muß es nur wagen. Yolande
setzt sich ebenfalls und zündet sich eine parfümierte Zigarette an.
    „Sie haben mich also gesucht“, beginnt
sie.
    Die Kleine scheint irgendwie Angst zu
haben. Nur so, ohne bestimmten Grund.
    „Ja“, antworte ich. „Ich möchte Ihnen
einen gutbezahlten Job vorschlagen, nicht sehr anstrengend...“ Ich ziehe das
Exemplar des Prickelnden Paris hervor. „Wissen Sie, daß Sie Dany Darnys
ähnlich sehen, der großen Neuentdeckung des Films?“
    „Ja, man hat’s mir gesagt.“
    „Gesicht, Figur, Haarfarbe...“
    „Oh, die Haarfarbe ist neu. Damit ich
ihr

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