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Wer einmal auf dem Friedhof liegt...

Wer einmal auf dem Friedhof liegt...

Titel: Wer einmal auf dem Friedhof liegt... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Léo Malet
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noch ähnlicher sehe. Didiers Idee. Das ist einer von Duponts Fotografen“,
fügt sie erklärend hinzu.
    „Der Triebtäter?“
    „Nein. Ein anderer. Es gibt mehrere
davon...“
    Mit einer großzügigen Geste schicke
ich alle Fotografen, ihre Apparate, Ideen und Triebe zum Teufel.
    „Mademoiselle“, sage ich, „ich komme
direkt von Dany Darnys. Sie meint, Ihre Fotos fügen ihr großen Schaden zu. Und sie meint weiter, Sie sollen den Beruf wechseln, um
jeden Preis. Das können Sie ruhig wörtlich nehmen. Mademoiselle Darnys ist
bereit, Sie als Double zu beschäftigen. Vielleicht ist das für Sie die Chance, ins Filmgeschäft einzusteigen. Wenn Sie erst mal als Double arbeiten,
kann Dany Ihnen hier und da eine kleine Rolle zuschanzen. Jedenfalls ist es
besser, zusammen als gegeneinander zu arbeiten. Bei dem Erfolg, den Dany im
Moment hat... Wollten Sie nie zum Film?“
    „Natürlich! Aber..
    Mein Vorschlag scheint sie zu
verwirren. Ich setze ihr noch einmal die Vorteile auseinander. Schließlich ist sie
bereit, sich mit meiner Klientin zu treffen.
    „Sehr schön“, sage ich und stehe auf.
„Kann ich mal Ihr Telefon benutzen?“
    Yolande zeigt mit einem lackierten
Fingernagel auf den Apparat. Mademoiselle Darnys ist nicht zu Hause. Das
Dienstmädchen sagt mir, ich solle Elysées 26-19 anrufen. Als ich die
Schauspielerin an der Strippe habe, unterrichte ich sie über den Stand der
Verhandlungen mit ihrer Doppelgängerin. Sie beglückwünscht mich zu meinem
Arbeitstempo.
    „Wann kann ich diese Yolande treffen?“
fragt sie.
    „Sofort, wenn Sie wollen. Ich
telefonier von ihrer Wohnung
    „ « aus.
    „Sofort geht’s nicht. Ich hab zu tun.
Aber... Sagen Sie, die wird doch wohl nicht mit den Hühnern ins Bett gehen?“
Sie lacht. „Oh, lustig, nicht wahr?“
    „Was?“ frage ich.
    „Was ich grade gesagt habe.“
    „Ach das! Ja, doch, zum Totlachen,
wirklich...“
    Sehr genügsam, meine berühmte
Klientin.
    „Ich bin heute abend um elf zu Hause“,
fährt sie fort. „Können Sie mit der Kleinen dann zu mir kommen?“
    „Moment“, antworte ich und gebe den
Vorschlag an Yolande weiter. Die Kleine mit den großen Brüsten ist
einverstanden. „Mademoiselle Mège ist einverstanden“, sage ich in die Muschel.
    „Prima. Dann bis heute abend ...“
    Wir legen auf.
    „Das hätten wir“, sage ich fröhlich zu
Yolande. „Ihr Glück ist in den besten Händen, Mademoiselle.“
    „Wurde auch höchste Zeit“, bemerkt
sie. „Bin wieder mal ziemlich knapp bei Kasse.“
    „Sagen Sie das bloß nicht Mademoiselle
Darnys! Tun Sie so, als würden Sie im Geld schwimmen. Sonst speist sie Sie mit
‘n paar Tausendern ab.“
    Yolande sieht mich eine Zeitlang an,
dann fährt sie sich mit ihrer rosa Zungenspitze über die Lippen.
    „Sie sind ein netter Kerl“, bemerkt
sie.
    „Hat Ihnen das Ihre Freundin eben
nicht gesagt? Allzeit bereit, hübschen jungen Mädchen mit Rat und Tat zur Seite
zu stehen...“
    ‚Und ihnen in passenden Augenblicken
die Würmer aus der Nase zu ziehen!’ füge ich in Gedanken hinzu.
    Ob’s mir paßt oder nicht: Ich werd das
Gefühl nicht los, daß der Selbstmord von Monsieur Désiris (eine der beiden
Witwen sitzt vor mir!) nicht das Ende, sondern der Anfang eines erstklassigen
Durcheinanders ist. Also, dann wollen wir mal...
    „Darauf müssen wir anstoßen!“ ruft
Yolande. „Auf meine neue Karriere! Ein Gläschen wird Ihnen hoffentlich nicht
gleich schaden...“
    Beim Einschütten muß sie plötzlich
lachen. Ein nervöses Lachen.
    „Und ich dachte, Sie gehörten zu
denen, die Madame Mèneval Angst eingejagt haben. Na ja, was man so Angst
nennt... Hier, Ihr Glas.“
    Soso! Es gibt also Leute, die der
Gräfin Angst einjagen können?
    „Madame Mèneval?“ frage ich unschuldig.
„Wer ist das?“ Yolande gibt mir etwa dieselbe Beschreibung wie ihre Freundin
Régine.
    „Und jemand jagt der guten Frau Angst
ein?“
    „Das behauptet sie.“
    „Ich kann Ihnen versichern: Ich bin es
nicht!“
    „Das glaub ich Ihnen.“
    Das Mädchen nippt an ihrem Glas.
    „Hab das Gefühl, daß die Gräfin
Schauermärchen erzählt“, sagt sie.
    „Hat sie immer noch Spaß an sowas, in
ihrem Alter?“
    „Ich meine damit, daß sie nur einen
Vorwand suchte, um mich loszuwerden. Sie ist so geizig!“
    „Also wirklich“, bemerke ich lachend,
„das scheint ja alles höchst kompliziert.“ Ich spiele den höflichen
Gesprächspartner, der alles andere als indiskret sein will. „Wohnen Sie jetzt
eigentlich

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