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Wer einmal auf dem Friedhof liegt...

Wer einmal auf dem Friedhof liegt...

Titel: Wer einmal auf dem Friedhof liegt... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Léo Malet
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sich als Gastronom versucht hat.
    Die Mädchen hüllen sich in ihre
Tierfelle, und wir gehen hinunter zu Yolandes Tallemet. Das elegante Kabriolett
ist tatsächlich so aufsehenerregend, wie Régine es mir beschrieben hat. Auch
wenn Désiris Rabatt gekriegt hat, muß es ihn ‘ne Stange Geld gekostet haben.
    Yolande startet den Sportwagen und
rast los. Und der gute alte Nestor segelt dahin zwischen den schönsten
Schenkeln und dem teuersten Parfüm von Paris.
     
    * * *
     
    Unser Auftritt im Bistro 22 erregt
Aufsehen unter den Gästen. Sie halten im Kauen inne und wenden ihren Blick von
den Bildern an den Wänden zu dem lebenden Bild, das ich mit den beiden Hübschen
abgebe. Ich komme mir vor wie ein Eunuch, der zwei Haremsdamen zum Essen
ausführt. Vor allem Yolande zieht die Blicke auf sich. Wahrscheinlich halten
sie die Kleine für Dany Darnys. Wir setzen uns in eine stille Ecke und geben
unsere Bestellung auf. Nach dem ersten Bissen komme ich auf die Fotos in dem
Herrenmagazin zu sprechen.
    „Ihr Gesicht hätten Sie sehen sollen,
als sie mir die Halbnacktfotos gezeigt hat!“ schwärme ich. „Nein, Dany Darnys
war gar nicht glücklich darüber.“
    Yolande wird rot.
    „Und Sie sind sicher, daß sie mir
nicht böse ist?“ fragt sie besorgt.
    „Absolut. Nur müssen Sie ihr
versprechen, sich nie mehr in dieser Aufmachung fotografieren zu lassen. Mehr
verlangt sie nicht.“
    „Schließlich kann Yolande nichts
dafür, daß sie Ähnlichkeit mit ihr hat, oder?“ verteidigt Régine ihre Freundin.
    „Mir selbst ist es gar nicht
aufgefallen“, erzählt Yolande. „Didier hat’s gemerkt, der Fotograf. Ich hatte
schon früher mal für Dupont gearbeitet...“
    ,Bevor dir Désiris das Leben erleichtert hat’,
denke ich bei mir.
    Didier hatte sie gefragt, wo sie sich
die ganze Zeit rumgetrieben habe. Schon wochenlang habe er sie gesucht. (In der
Zeit waren wohl alle hinter ihr her!) Dany Darnys war über Nacht zum Star geworden.
Die Zeitungen waren voll von ihr und ihren Fotos. Dupont und der Fotograf,
immer auf der Suche nach lukrativen Schweinereien, hatten die Ähnlichkeit mit
Yolande bemerkt und Geld gerochen. So sind die Fotos ins Prickelnde Paris gekommen. Eine saubere Sache fürs dreckige Geschäft!
    „Ich muß sagen“, gesteht das Double,
„ich hatte Spaß an dem Schwindel, und seitdem betone ich natürlich die
Ähnlichkeit.“
    „Dany Darnys wird sicher darauf
bestehen, daß Sie das nicht zu sehr betonen“, werfe ich ein. „Übrigens ist das
auch für Sie besser, falls Sie wirklich zum Film wollen.“
    „Natürlich.“
    Dann reden wir noch ein Weilchen über
diesen Didier. Scheint ein netter Kerl zu sein, ganz im Gegensatz zu dem
triebhaften Fotografen, der Régine vergewaltigen wollte. A propos
Vergewaltigung: Mir fällt der Überfall auf Dany Darnys ein. Ich starte einen
pikanten Versuchsballon:
    „Dieser Didier scheint keine große
Nummer als Künstler zu sein. Hab so was wie’n Fleck auf Ihrem Innenschenkel
entdeckt. Ist der beim Entwickeln der Fotos passiert oder...“
    „Sie sehen sich die Fotos ja ganz
genau an!“
    Die Mädchen lachen ohne falsche
Prüderie.
    „Nein, der Fleck ist echt“, klärt mich
das Fotomodell auf. „Eine häßliche Narbe, die sich nicht wegschminken läßt.“
    Sie erzählt, wie sie als Kind bei dem
Versuch, über einen Zaun zu springen, sich beinahe den Bauch aufgeschlitzt hat.
Jetzt verstehe ich auch, warum die Männer in Dany Darnys Wohnung geflucht und
dann das Weite gesucht haben. Sie wollten dem Filmstar nämlich gar nicht an die
Wäsche, sondern nur anhand dieses unveränderlichen Kennzeichens die gesuchte
Yolande identifizieren! Und als sie keine Narbe entdecken konnten, haben sie
sich fluchend aus dem Staub gemacht. Eins ist mir jetzt jedenfalls klar: In
Paris laufen zwei schräge Vögel rum, die aus irgendeinem Grund hinter Yolande
her sind. Soll ich die Kleine darüber aufklären oder lieber darauf warten, daß
die Kerle mir in der Rue du Dobropol in Ritas Wohnung in die Falle gehen? Ich
beschließe, die Begegnung mit Dany Darnys abzuwarten. Ich glaube, in dieser
Richtung liegt der Schlüssel zu dem Geheimnis...
    Wir reden noch über dies und das und
gehen dann noch auf ein Glas in eine Bar in der Rue Bayen. Vor dort versuche
ich, Roger Zavatter telefonisch zu erreichen. Aber er ist weder zu Hause noch
in einem seiner Stammcafés. Auch bei Hélène hat er noch nicht angerufen.
    Ganz langsam rückt unsere Verabredung
mit Dany Darnys näher.
     
    * *

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