Wer einmal auf dem Friedhof liegt...
vorübergehend schenken.
„Nes…“ stammelt sie, „Nes ..
Plötzlich kapiere ich. Faroux hat mir
gar nicht erzählt, daß Régine vernommen worden ist. Er läßt mich im ungewissen,
um zu sehen, wie weit ich gehe. Bestimmt weiß er, daß Yolande entführt wurde
und ich die Aktion beobachtet habe. Régine hat alles ausgespuckt und hat jetzt
Schiß, mir ihr Versagen vor den Flics zu beichten. Verständlich! Erst die
Gewalttat, dann das gewalttätige Vorgehen von Faroux’ Leuten... Das ist die
Kleine eben nicht gewohnt. Ich kann ihr nicht mal böse sein und werde sie nicht
mit Vorwürfen überschütten. Werd ihr nicht mal sagen, daß ich sie durchschaut
habe.
* * *
Das Motorengeräusch eines Autos
zerreißt die Stille der Nacht. Der Wagen hält vor dem Haus. Eine Tür wird
heftig zugeschlagen. Kurz darauf hört man den surrenden Aufzug, dann — über
unseren Köpfen — das Klappern hoher Absätze.
„Die macht vielleicht ‘n Krach“,
bemerke ich.
„Das ist Consuelo. Ich glaub, die
schläft in ihren Stöckelschuhen.“
„Die Spanierin?“
„Ja.“
Ich weiß verdammt gut, daß Consuelo
Spanierin oder so was Ähnliches sein muß. Wie ‘ne Schwedin sieht sie wirklich nicht
aus. Sollte ich diese saublöde Frage gestellt haben, weil... Ja, an diesem
Vornamen klebt ein Detail, das ich vergessen habe. Im Augenblick fällt es mir
nicht ein. Ich gieß etwas Whisky nach, um meine grauen Zellen anzuregen.
„Consuelo... Consuelo“, murmele ich
vor mich hin.
Régine stößt mir in die Rippen.
„Hast du den Namen jetzt oft genug
gesagt?“ fragt sie gespielt eifersüchtig.
„Es geht um ganz was anderes“,
erwidere ich geheimnisvoll.
Über uns knallen die Absätze immer
noch auf den Boden. Consuelo geht hin und her. Auch in meinem Kopf geistert sie
herum.
„Consuelo Mogador...“
Endlich fällt bei mir der Groschen.
Das hab ich nur den Pfennigabsätzen zu verdanken.
„Sie kannte Désiris, nicht wahr?“
„Oh, sprechen wir lieber nicht mehr
davon! „ bittet Régine.
Ihre Stimme zittert vor Erregung.
„Nein, das stimmt gar nicht“, fahre
ich in meinen Gedanken fort. „Ihr Freund kannte Désiris. Das hast du doch
gesagt, oder?“
„Ja“, antwortet Régine gereizt.
„Können wir nicht das Thema wechseln?“
„Gleich. Aber wenn mich etwas quält...
Na, du kennst das ‘ a! “
Ich bin mir nicht sicher, ob sie die
Anspielung versteht. Jedenfalls sagt sie nichts, sieht mich nur
ärgerlich-betrübt an.
„Ich hätte große Lust, zu ihr zu gehen
und ihr einige Fragen zu stellen.“
„Bist du verrückt?“ schreit Régine.
Ihre Hand krallt sich in meinen Arm.
Durch den Anzugstoff spüre ich die Fingernägel im Fleisch.
„Aber, aber!“ sage ich überrascht.
„Was ist denn los? Hast du Angst davor?“
„Ich hab immer Angst. Das weißt du
doch. Und du weißt auch, warum... Ich bin fix und fertig.“
„Willst du nicht, daß ich zu dieser
Consuelo gehe?“
„Ich?“
Sie bricht in lautes Gelächter aus.
Aber es ist eher ein Schluchzen als ein Heiterkeitsausbruch. Gleich heult sie
wieder, ich spür’s!
„Geh doch zu ihr!“ schreit Régine.
„Geh nach oben und schlaf mit ihr, wenn du willst!“
Sie geht zum Tischchen und gießt sich
Whisky nach. Ihre Hand zittert. Ich schnappe mir das Telefon. Consuelo wandert
immer noch in ihrer Wohnung umher. Als ihr Telefon klingelt, bleibt sie stehen,
hebt aber nicht sofort ab. Schließlich höre ich aber doch ein wohlklingendes
„Hallo!“
„Mademoiselle Mogador?“
„Ja. Wer ist am Apparat?“
Auch ihre Stimme klingt gereizt.
Verdammt nochmal! Sind denn alle Mädchen hier im Haus mit ihren Nerven schlecht
zuFuß?
„Entschuldigen Sie, daß...“
„Wer ist am Apparat?“ unterbricht sie
mich schroff. Höflichkeit ist wohl nicht ihre Stärke.
„Nestor Burma, Privatdetektiv.“
„Hä?“
„Nestor Burma, Privatdetektiv. Ich...“
„Sage mal, Süßer, soll das eine Witze
sein?“
„Ganz und gar nicht. Ich möchte mit
Ihnen sprechen.“
„A
la hora que es?“
„Sí, señorita.“
„Madre! Ist ein Witze!“
„Nein, keine Witze, señorita. Im Gegenteil, sehr ernst. Mucho serioso. „
Keine Antwort.
„Hallo?“
Ist die Spanierin nicht mehr am
Apparat? Wahrscheinlich muß sie mein Kastilisch à la San Germano de Los
Prevertos verdauen. Wenn sie wieder den Hörer nimmt, wird sie mich wohl zum diabolo schicken.
„Hallo?“ meldet sie sich wieder.
„Nestor Burrma, Privatdetektiv, sagen Sie?“
„Ja.“
„Und
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