Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wer einmal auf dem Friedhof liegt...

Wer einmal auf dem Friedhof liegt...

Titel: Wer einmal auf dem Friedhof liegt... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Léo Malet
Vom Netzwerk:
oder?“
    „Ja. Leider ist es nicht mehr dazu
gekommen. Brousse war zu schnell für sie. An ihm hätte sie sich ohnehin ihre
restlichen Zähne ausgebissen.“
    „Aber wenn ihr die beiden Männer Angst
eingejagt haben, wieso hatte sie dann den Mut, an Erpressung zu denken?“
    „Die beiden haben ihr überhaupt keine
Angst eingejagt. Das hat sie nur Yolande erzählt, um sie loszuwerden. Yolande
konnte nämlich ihre Miete nicht mehr bezahlen, und da hat sie die Gelegenheit
beim Schopf gepackt. Diese Gräfin scheint mir sowieso immer alle Gelegenheiten
beim Schopf zu packen...“
    „Alles schön und gut“, sagt Hélène
nachdenklich, „aber dadurch wissen wir immer noch nicht, was die Gangster
suchen.“
    „Mit Sicherheit Geld, wie Sie schon
vermutet haben.“
    „Vid?“
    „Einen großen Haufen.
Zigarettenschmuggel bringt ‘ne Menge ein. Ich stelle mir das folgendermaßen
vor: Désiris und Sarfotti haben sich nie völlig aus den Augen verloren.
Irgendwann hat Sarfotti dem Ingenieur Geld zum Aufbewahren anvertraut.“
    „Eben weil Désiris bei der Polizei
immer noch als unbescholtener Bürger galt, wie ich ebenfalls schon vermutet
habe.“
    „Genau. Wenn’s hart auf hart kommt,
wird er nicht behelligt, hat Sarfotti sich gedacht. Außerdem mißtraute er
seinen Schmuggelbrüdern. Mit Recht, wie sich heute nacht rausgestellt hat. Die Kerle haben offen darüber gesprochen, daß sie ihren Chef
übers Ohr hauen wollten.“
    „Meinen Sie, Sie kriegen’s?“
    „Das Geld?“
    „Ja.“
    Ich hebe die verbundene Schulter. Der
Schmerz erinnert mich an mein nächtliches Abenteuer.
    „Ich meine gar nichts mehr“, sage ich
resigniert. „Das Geld wird wohl futsch sein. Entweder Désiris hat’s zu gut
versteckt, oder er hat alles auf den Kopf gehauen. Sich eine Geliebte zu
halten, ist nicht billig. Dafür mußte Yolande die Suppe auslöffeln... Diese
Blödmänner! Als ob das Mädchen gewußt hätte, wo der Schatz vergraben ist!
Pleite, wie sie war...“
    „Hm... Sie reden von ihr so oft in der
Vergangenheit ..
    „In welcher Zeit soll ich denn von ihr
reden?“ frage ich und lache bitter. „In der Zukunft? Kommen Sie, machen wir uns
nichts vor!“
    Hélènes Blick verdüstert sich.
    „Ja, Sie haben recht“, sagt sie leise.
„Machen wir uns nichts vor.“
    Um die Stimmung etwas zu heben, rufe
ich Marc Covet an und teile ihm einige meiner Überlegungen mit.
    „Prima!“ ruft er unternehmungslustig.
    „Ja, prima. Aber nicht für den
sofortigen Verzehr gedacht! Ich hätte Ihnen genausogut was vom kalten Kaffee
erzählen können. Also, halten Sie sich zurück, Covet! Im Moment ist Faroux
nicht gut auf mich zu sprechen. Ich brauche also meine Informationen nebst
Theorie, um mich zu rehabilitieren. Als Wechselgeld sozusagen. Aber dafür muß
alles hübsch unter uns bleiben. Wenn Ihre Zeitung schon vorher alles
rausposaunt, verlier ich meinen Joker. Aber keine Sorge: Sobald ich mit Faroux
wieder Frieden geschlossen habe, sag ich Ihnen Bescheid. Dann haben Sie immer
noch ‘n paar Meter Vorsprung vor Ihren Kollegen.“
    „Ja, schon gut. Aber es ist verflixt
verführerisch...“
    „Lassen Sie sich trotzdem nicht
verführen! Gut, ich gebe Ihnen einen zusätzlichen Tip: Besorgen Sie sich ein
Foto von diesem Brousse, marschieren Sie zu Dany Darnys und fragen Sie sie, ob
das einer der beiden charmanten Herren ist, die sie im Oktober überfallen
haben.“
    „Ich dachte, das mit dem Überfall war
nur ‘ne mißlungene Werbeaktion des Filmstars.“
    „Ich auch. War es aber nicht.
Wiedersehen, mein Lieber!“ Wir legen auf.
    „Und nun?“ fragt Hélène.
    „Der Fall ist erledigt, mein Schatz.
Am besten, ich stelle mich Faroux.“
    „Da können Sie sich auf was gefaßt
machen! Wollen Sie sofort zu ihm?“
    „Nein. Zuerst muß ich wieder richtig
in Form sein. Sonst übersteh ich den Anschiß nicht. Ein oder zwei Tage, hat der
Arzt gesagt, dann bin ich zu allem bereit.“
    „Bis dahin sollten Sie sich dann
besser ausruhen“, sagt Hélène und macht Anstalten, mich zuzudecken.
    „Von wegen!“ rufe ich und schwinge die
Beine über die Bettkante. „Die Flics werden Régine in die Zange nehmen. Ich geb
ihr ein, zwei Stunden. Länger hält sie’s nicht durch, auch wenn sie
entschlossen ist, keinen Ton von sich zu geben. In ein paar Stunden sind die
Flics hier, das garantier ich Ihnen! Ich muß sofort verschwinden.“
    „Aber wohin?“ ruft Hélène. „Zu sich
nach Hause können Sie nicht. Zu mir auch nicht. Und in die

Weitere Kostenlose Bücher