Wer einmal auf dem Friedhof liegt...
versprochen ..
„Vor allem Geld!“
„Klar ! , Wenn
das so ist’, muß er sich gesagt haben, ,dann gehen wir eben zusammen dabei
drauf. Soll dein Vater vor Scham oder Kummer krepieren, falls er noch etwas
Herz hat.“ Erinnern wir uns an seine letzte Botschaft: Sie haben es nicht
anders gewollt. Das war an alle die gerichtet, die ihn gezwungen hatten,
sich das nötige Kapital für seine Erfindung auf krummen Wegen zu besorgen. Armer
Désiris! Die nämlich, die seinen Wert erkannt hatten, konnten ihm nicht helfen.
Viénot zum Beispiel, der die Früchte von Désiris’ Arbeit ernten wollte. Oder
die Gangster, vielleicht nicht die größten Arschlöcher in der Geschichte. Aber
sein Schwiegerpapa oder seine verschiedenen Chefs: Fehlanzeige!“
„Apropos Geld“, sagt Hélène. „Madame
Désiris machte sich Sorgen über die Herkunft des Startkapitals. Ihr Mann besaß
es schon lange, bevor sie bei Ihnen angerufen hat.“
„Ja. Er hatte es bei sich, als er nach
Paris zurückkam. Also Ende April 57.“
„Dann hat sie sich mit ihren Sorgen
also fast ein Jahr Zeit gelassen?“
„Warum nicht? Erst durch die
auffallende Nervosität hat sie sich über das Geld Gedanken gemacht... Aber ich
glaube immer noch, daß die Geschichte ein Vorwand war, weil sie mir die
tatsächlichen Gründe nicht am Telefon auseinanderlegen wollte.“
„Na gut. Im großen
und ganzen wissen Sie also Bescheid. Erstaunlich, wie Pistolenschüsse
auf ihren Verstand wirken...
Einen Beweis für die Richtigkeit Ihrer
Thesen haben Sie allerdings nicht. Kann sein, kann auch nicht sein. Zum
Beispiel: Wieso, zum Teufel, hat Sarfotti aus Marseille ausgerechnet in
Paris...“
„Oh, zwischen den beiden Städten gibt
es ‘ne erstklassige Zugverbindung! „
„Ja, aber wieso ist er ausgerechnet
nach Paris, genauer nach Levallois gekommen, um einen Ingenieur mit den nötigen
Fähigkeiten zu engagieren? So berühmt war Désiris ja nun auch wieder nicht.“
„Der Zigarettenschmuggler hatte einen
Verbindungs- und Vertrauensmann in Paris, wie Marc Covet uns soeben verraten
hat. Pierre Brousse, das Opfer von heute nacht. Durchaus möglich, daß er
Désiris ganz einfach zufällig kannte. Vom Autokauf, wie er mir gesagt hat. Man
kommt ins Gespräch, redet dies und das. Désiris braucht Geld. Brousse ist auf
der Suche nach einem fähigen Ingenieur. Abgemacht! Die Party bei Consuelo, auf
der Désiris Yolande kennen- und liebenlernt, ist eine inoffizielle Feier des
ersten U-Boot-Transports. ,Ihr Freund hatte was zu
feiern“, hat Régine mir erzählt. Ich glaube, ich sollte einer Dame, die auch
unter den Gästen war, ein paar Fragen stellen: Huguette de Mèneval.“
Während ich im Telefonbuch nachsehe,
denkt Hélène laut nach:
„Ich weiß nicht, das erscheint mir
etwas zu simpel. Die beiden sollen sich einfach so getroffen haben? Ich glaube
eher, Brousse wußte genau, wen er vor sich hatte. Kannte Désiris’ Ambitionen,
seinen finanziellen Engpaß und seine Fähigkeiten.“
„Niemand glaubte an diese
Fähigkeiten“, werfe ich ein.
„Außer Viénot, Chambefort und
vielleicht noch einigen anderen.“
„Viénot hat nichts mit der
Schmugglerbande zu tun. Aber Sie haben recht. Was mir Brousse erzählt hat, muß
nicht unbedingt stimmen.“
Ich wähle die Telefonnummer der
Gräfin. Niemand in der Rue Rochefort geht an den Apparat. Das Klingeln hört
sich an, als wär das Haus leer. Pure Phantasie, denn Mutter Mèneval wird wohl
kaum ausgezogen sein.
„Ich werd sie schon noch erwischen“,
sage ich und lege den Hörer auf die Gabel.
„Was wollen Sie denn von ihr?“
„Sie bitten, mich nicht länger hinters
Licht zu führen. Das Märchen mit ihren beiden schrecklichen Besuchern hab ich
ihr sowieso nicht geglaubt. Ein Großer, ein Kleiner! Dabei kannte sie zumindest
einen von ihnen: Pierre Brousse, den sie schon bei Consuelo getroffen hat.“
„Warum denn das?“
„Warum denn was?“
„Warum denn dann die falsche
Beschreibung?“
„Weil sie geizig ist.“
„Kostet die Wahrheit was?“
„Im gewissen Sinne, ja. Sie wird sich
gesagt haben: ,Aha ! Ein Privatdetektiv, der sich für Consuelos
Freund interessiert... Wenn ich das Brousse erzähle und ihm versichere, daß ich
nichts verraten habe, werden sicher ‘n paar hübsche Scheinchen rausspringen.’
Sie kassiert von mir, erzählt aber nichts, was dem Freund eines ihrer ,lieben Mädchen’ Ärger einbringen könnte, und kassiert
dafür wiederum von Brousse.“
„Eine Art Erpressung,
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