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Wer einmal auf dem Friedhof liegt...

Wer einmal auf dem Friedhof liegt...

Titel: Wer einmal auf dem Friedhof liegt... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Léo Malet
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Agentur schon gar
nicht. Und in ein Hotel...“
    „Das überleg ich mir später. Jetzt muß
ich erst mal mit meinem Gesundbeter sprechen.“
    Ich erzähl meinem Freund von meinen
Reiseplänen. Er fragt mich, wie ich mich fühle.
    „Wie nach einer Sauferei“, antworte
ich. „Hab aber schon lustigere Besäufnisse erlebt...“
    „Das meint man immer, wenn der Kater
jault.“
    Er untersucht mich und macht einen
ganz zufriedenen Eindruck.
    „Die paar Zehntel Fieber kommen
bestimmt daher, weil Hélène bei Ihnen auf der Bettkante sitzt. Von mir aus können
Sie’s versuchen. Garantie bis zur Wohnungstür.“
    Er wechselt mir nur den Verband und
gibt mir ein Röhrchen Tabletten.
    „Hier“, sagt er, „wenn es Ihnen
irgendwie schlecht gehen sollte: Zwei, in Wasser aufgelöst.“
    „Ich hab Hunger“, stelle ich fest.
„Darf ich was essen?“
    „Ja, aber nur ‘ne Kleinigkeit. Ich hab
was Leichtes im Haus.“ Wir essen, ich mit meinem frischen Verband um den Arm.
Dann kommt die Stunde des Abschieds.
    Auf dem nassen Pflaster der Avenue de
Neuilly spiegelt sich das Laternenlicht. Ein frischer Wind weht, durchsetzt mit
feinem Nieselregen. Mir ist etwas schwindlig, aber es geht.
    „Ich weiß immer noch nicht, wo Sie
bleiben wollen“, nörgelt Hélène.
    Ich winke ein Taxi ran. Wir steigen
ein.
    „Ecke Rue Rochefort und Rue de Prony“,
sage ich zum Chauffeur. Und zu Hélène: „Ich habe die Absicht, die Gräfin um
Asyl zu bitten.“
    „Um Gottes willen! Und dieser
Kurpfuscher behauptet, Sie hätten kein Fieber mehr!“
    Die Rücklichter des Taxis werden von
der feuchten Nacht verschluckt. Hélène und ich biegen in die Rue Rochefort ein.
Wie ein Liebespaar, das in Richtung Luxusappartements für Erwachsene
schlendert. Kurz hintereinander begegnen wir zwei huschenden Gestalten.
Vielleicht kommen die grade aus einem der Liebesnester. Plötzlich entdecke ich
Zavatters Wagen. Mein Mitarbeiter sitzt hinterm Steuer.
    „Oh, salut! “ grüßt er, als er uns erkennt.
    „ Salut. Schön, daß Sie mir für mein Geld was
bieten. Ich dachte, Sie hätten schon Feierabend gemacht.“
    „Hab das Gefühl, daß da was faul ist.“
    Er reckt sein Kinn zur Villa der
pensionierten Halbweltdame. Mein Blick steigt über die Mauer, streift durch die
Bäume und erreicht die Fenster des Erdgeschosses und der ersten Etage, wo
Désiris vor einigen Monaten seine außereheliche Liebschaft gepflegt hat. Die
Vorhänge sind nicht ganz zugezogen. Licht fällt in den Garten. Von der Avenue
de Villiers und der Rue de Prony dringt Verkehrslärm an unser Ohr. Hier aber
herrscht friedliche Stille.
    „Hübsch“, bemerkt Hélène, die das Haus
zum ersten Mal sieht.
    „Und alles sozusagen im Schlaf
verdient“, lache ich. „Sagen Sie, Zavatter... Wie kommen Sie darauf, daß da was
faul ist?“
    „Steigen Sie ein. Werd’s Ihnen
erklären Ich setze mich neben ihn auf den Beifahrersitz, Hélène darf sich im
Fond breitmachen.
    „Also“, beginnt Zavatter, „seit
gestern, so gegen sechs Uhr überwache ich die gute Frau. Um sieben ist sie in
eine Bücherei in der Rue de Courcelles gegangen. Der Laden hatte grade
dichtgemacht. Sie hat geklopft, bis der Inhaber für sie wieder aufgeschlossen
hat. Kurz darauf ist sie mit einem dicken Schinken unterm Arm wieder
rausgekommen. Dann auf direktem Weg wieder hierher. Bis neun hab ich noch
gewartet, dann bin ich weggefahren. Heute morgen um
neun Uhr stand ich wieder hier. Gerade rechtzeitig, um das Dienstmädchen in ein
Taxi steigen zu sehen, einen Koffer in der Hand. Seitdem absolute Ruhe. Niemand
hat die Gräfin besucht, niemand ist rausgekommen. Aber gestern um diese Zeit
war’s schon im ganzen Haus dunkel. Und das kommt mir seltsam vor.“
    „Hm... Die gräflichen Beine sind nicht
mehr die stabilsten“, sage ich. „Oft bewegt sie sich bestimmt nicht aus ihren
vier Wänden fort. Der Gang zur Bücherei war doch bestimmt Schwerstarbeit,
oder?“
    „Kann man wohl sagen, ja. Sich den Weg
zuzumuten, wenn man kaum krauchen kann! Das Buch schien sie unbedingt haben zu
wollen.“
    „So was kann vorkommen. Aber das ist
gar nicht das Seltsamste an der Geschichte. Sind Sie sicher, daß sie nicht
weggegangen ist?“
    „Absolut.“
    „Ich habe die Gräfin heute nachmittag angerufen...“
    „Um halb sieben“, präzisiert Hélène,
meine vollkommene Sekretärin.
    „...Es hat niemand abgenommen.“
    „Um halb sieben brannte Licht“, sagt
Zavatter.
    „Vielleicht nimmt sie nie den Hörer
ab“, wirft Hélène

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