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Wer einmal lügt

Wer einmal lügt

Titel: Wer einmal lügt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
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intensiv ihr schönes Gesicht, fand darin aber nur die Überraschung über seine Frage. Er musterte es noch einen Moment – und glaubte ihr.
    »Ray?«
    »Nein, ich habe ihn nicht getötet.«
    »Wer war es dann?«
    Ray musste es jetzt tun. Er musste ihr die Wahrheit sagen. Jetzt, wo er sicher war, dass sie es nicht getan hatte, fand er jedoch nicht die richtigen Worte.
    Es war etwas spät, sich darüber Sorgen zu machen.
    »In jener Nacht«, fing Ray an, »bist du zu dieser Stelle gegangen. Da hast du Stewart Green bei diesem großen Felsen gesehen und gedacht, dass er tot ist.«
    »Darüber haben wir doch schon gesprochen, Ray.«
    »Tu mir einfach den Gefallen.«
    »Ja«, sagte Cassie. »Ich hab ihn gesehen und dachte, er wäre tot.«
    »Also bist du abgehauen? Du hattest Angst. Du hast gedacht, man würde dich als Täter verdächtigen.«
    »Oder dich.«
    »Genau«, sagte Ray. »Oder mich.«
    »Ich versteh das nicht, Ray. Was soll ich hier? Was wolltest du mir erzählen?«
    Er fragte sich, wie er sie dazu bringen konnte, es zu verstehen. »Warum warst du damals in den Pine Barrens?«
    Sie sah ihn verwirrt an. »Wie meinst du das?«
    »Warum bist du in der Nacht ins Naturschutzgebiet gegangen?«
    »Was meinst du mit warum ? Ich hatte deine Nachricht bekommen. Darauf war ganz detailliert beschrieben, wie ich dahin komme.«
    Ray schüttelte den Kopf. »Ich habe keine Nachricht an dich geschrieben.«
    »Was? Natürlich hast du das.«
    »Nein.«
    »Woher wusstest du dann, dass ich dahin gehe?«
    Ray zuckte die Achseln. »Ich bin dir gefolgt.«
    »Das verstehe ich nicht.«
    »Ich wusste, was du mit Stewart Green durchmachst. Ich hatte dich sogar gebeten, mit mir durchzubrennen. Ich wollte, dass wir beide einen Neuanfang machen, erinnerst du dich?«
    Ein trauriges Lächeln verdunkelte ihr Gesicht. »Das war doch nur Träumerei.«
    »Möglich. Andererseits, wenn du auf mich gehört hättest …«
    »Lass uns jetzt nicht auch noch damit anfangen, Ray.«
    Er nickte. Sie hatte recht. »Ich bin dir damals in dieser Nacht gefolgt. Du bist auf den Parkplatz in den Pine Barrens gefahren und dann den Pfad entlanggegangen. Ich hatte keine Ahnung, was du da willst oder mit wem du dich triffst. Wahrscheinlich war ich auch eifersüchtig, wer weiß? Spielt auch keine Rolle mehr. Du bist den Pfad raufgegangen. Ich bin dir nicht gefolgt. Wenn du dich da mit einem anderen Mann treffen wolltest, na ja, das ging mich ja eigentlich nichts an. Wir hatten schließlich keine feste Beziehung. Das hat die ganze Sache doch so interessant gemacht, oder?«
    »Ich versteh das nicht«, sagte sie. »Du hattest mir keine Nachricht geschrieben, dass wir uns da treffen wollen?«
    »Nein.«
    »Wer war es dann?«
    »Ich hatte in den letzten vierundzwanzig Stunden viel Zeit, darüber nachzudenken. Die Antwort liegt eigentlich auf der Hand. Es muss Stewart Green gewesen sein. Er wollte dich in eine Falle locken, damit er mit dir alleine ist.«
    »Aber als ich da oben ankam …«
    »War Stewart Green tot«, sagte Ray.
    »Das habe ich zumindest gedacht.«
    Ray holte tief Luft. Blut schoss ihm in den Kopf. »Und du hattest recht.«
    Sie sah ihn verwirrt an. »Was?«
    »Stewart war tot.«
    »Weil du ihn vorher umgebracht hattest?«
    »Nein. Ich hab dir doch gesagt, dass ich das nicht gewesen bin.«
    »Wie ist es dann passiert?«, fragte sie.
    »Du bist diesen Pfad hochgegangen«, sagte Ray. »Du hast die Leiche gesehen. Du dachtest, er wäre tot, also bist du zum Auto zurückgelaufen. Auf dem Parkplatz hab ich dich gesehen. Eigentlich wollte ich zu dir gehen und dich fragen, ob alles okay ist. Noch so ein Was-Wäre-Wenn. Wenn ich da einfach zu dir gegangen wäre. Wenn ich dich gefragt hätte, was los ist …«
    Seine Stimme verklang.
    Sie beugte sich vor. »Was ist passiert, Ray?«
    »Ich dachte … Ich weiß nicht … Ich dachte, Stewart hätte dir etwas angetan oder so was. Ich war verwirrt und wütend, daher habe ich gezögert. Und dann warst du verschwunden. Also bin ich den Pfad raufgelaufen. Zu den Ruinen.«
    Megan musterte sein Gesicht. Natürlich war sie neugierig, aber sie schien auch besorgt. Das sah er. Er kam jetzt zu dem einen, zu dem wichtigen Punkt, und vielleicht würde sie auch endlich die Wahrheit erkennen.
    »Als ich oben war, habe ich Stewart Green da liegen sehen. Er war tot. Jemand hatte ihm die Kehle durchgeschnitten.« Ray beugte sich vor, wollte sichergehen, dass sie ihm in die Augen sah – und genau das darin erblickte, was er in jener

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