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Wer einmal lügt

Wer einmal lügt

Titel: Wer einmal lügt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
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Hugh Jackson nehmen«, entgegnete Flair mit einer wellenförmigen Handbewegung. »Aber, ach, wir haben alle unsere Träume, nicht wahr? Mein Mandant hat es doch ganz deutlich gesagt: Bevor er Ihnen irgendetwas mitteilt, möchte er ein kleines, privates Pow-Wow mit Megan Pierce abhalten. Und jetzt husch, weg mit Ihnen.«
    Broome verließ den Raum. FBI -Agent Angiuoni zuckte die Achseln und sagte: »Einen Versuch war es wert.«
    »Das war es wohl.«
    »Selbst mit der Polizei-Eskorte wird es mindestens eine Stunde dauern, bis sie hier ist. Warum gehen Sie nicht ein bisschen frische Luft schnappen oder so was?«
    »Ich muss nochmal ins La Crème .«
    »In den Nachtclub? Warum?«
    Broome antwortete nicht, ging stattdessen zu seinem Wagen. Ein paar Fragen waren immer noch unbeantwortet. Die Nacht war wirklich lang gewesen. Das FBI war immer noch damit beschäftigt, auf der Suche nach weiteren Trophäen Ray Levines Wohnung zu zerlegen. Bisher hatten sie zwölf Leichen aus dem Brunnen geborgen, wobei es, je weiter sie vordrangen, immer schwieriger wurde, sofort zu erkennen, welche Knochen zu welchem Körper gehörten. Die Leichen waren im Lauf der Jahre zu einem großen Knochenhaufen zerfallen.
    Nachdem Broome Ray Levine gestern Nacht festgenommen hatte, war er zum unseligen Haus gefahren, das einst das Heim der Familie von Stewart und Sarah Green gewesen war. Er hatte Sarah alles erzählt, was er wusste: Dass sämtliche Hinweise dafür sprächen, dass Stewart das Opfer eines Serienmörders geworden wäre und unten im Brunnen läge. Wie immer hatte Sarah aufmerksam zugehört. Als er fertig war, sagte sie: »Hattest du nicht gesagt, dass jemand Stewart erst vor kurzem gesehen hat?«
    Dahin war Broome jetzt unterwegs – zum samstäglichen »Brunch ’n’ Munch« im La Crème . Sie öffneten dann immer schon zum Frühstück, mit dem sie erschreckenderweise ein ziemlich gutes Geschäft machten. Broome ging nicht davon aus, dass er bei diesem Besuch irgendwelche wesentlichen Erkenntnisse gewinnen würde – höchstwahrscheinlich würde Lorraine auf seine Nachfrage nur mit einem kurzen Achselzucken erwidern: »Ich hab dir doch gleich gesagt, dass ich nicht sicher bin. Aber du hast ja nicht auf mich gehört.«
    Die Wahrheit war jedoch – eine Wahrheit, die er sich vielleicht langsam einmal eingestehen sollte –, dass er Lorraine sehen wollte. Es war eine schreckliche Nacht mit viel zu viel Blut und viel zu vielen Leichen gewesen. Natürlich gab es eine berufliche Rechtfertigung, um zu ihr zu fahren, aber vielleicht wollte er einfach in ihrer Nähe sein, ihr hübsches Gesicht betrachten und von einer alten Freundin angesehen werden, die nicht mit einem anderen Mann verheiratet war. Lorraine hatte etwas; sie war eine Art Veteranin dieser Stadt, die durchaus ihre Wunden davongetragen, aber stets überlebt hatte, und er war gerne in ihrer Nähe. Und mehr wollte er wahrscheinlich gar nicht von ihr, wollte nur eine Zeitlang in dieses tröstliche, schräge Lächeln und das kehlige Lachen eintauchen. Und vielleicht trug die Tatsache, dass sie bald sterben würde, dass sie in ein paar Monaten womöglich für immer verschwunden sein würde … Vielleicht machte ihm das bewusst, dass er sich im Leben nicht schon wieder etwas entgehen lassen sollte.
    Wäre das so falsch?
    Als er auf den Parkplatz einbog, waren die Türsteher gerade dabei, den Club zu öffnen. Ein paar Leute standen tatsächlich Schlange. Wahrscheinlich kamen sie direkt aus den Casinos oder von irgendwelchen anderen nächtlichen Aktivitäten. Das waren die klassischen Frühstücksgäste– nicht etwa diejenigen, die gerade aufgestanden waren und etwas essen wollten, sondern Typen, die die ganze Nacht durchgemacht hatten und als Start in den nächsten Morgen erst einmal eine Striptease-Show brauchten. Aus welchem Blickwinkel man das auch immer betrachtete – sie mussten wirklich ziemlich verzweifelt sein.
    Als er in den Club ging, nickte Broome den schwarz gekleideten Türstehern zu. Er durchquerte die düsteren Räumlichkeiten und ging schnurgerade auf Lorraines Theke zu. Die Bardame war jedoch noch nicht da. Er wollte sich schon umdrehen und sich nach ihr erkundigen, als ihm jemand von hinten einen kräftigen Stoß versetzte. Broome stolperte ein paar Meter vorwärts, bevor er sich wieder fangen konnte.
    Hinter ihm stand Rudy mit einem hochroten Kopf.
    »Was soll der Scheiß, Rudy?«
    Rudy deutete mit einem dicken Finger auf ihn. »Ich hab Sie gewarnt.«
    »Wovon sprechen

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