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Wer einmal lügt

Wer einmal lügt

Titel: Wer einmal lügt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
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du errätst, auf welchen Tag der Faschingsdienstag vor siebzehn Jahren fiel.«
    »Auf den achtzehnten Februar.«
    »Volltreffer. Mardi Gras ist jedes Jahr an einem anderen Tag – ein Tag vor Aschermittwoch und genau siebenundvierzig Tage vor Ostern. Als ich das raus hatte, habe ich die anderen Vermissten von deiner Liste überprüft. Gregg Wagman zum Beispiel, der am vierten März vor drei Jahren verschwand …?«
    »Da lag Mardi Gras am vierten März?«
    Erin nickte. »Es passt so ziemlich bei allen deinen Vermissten. Wobei ein paar von den Männern tatsächlich erst ein paar Tage später als vermisst gemeldet worden sind – einige sogar Wochen später –, aber soweit ich das erkennen kann, wurde keiner vor dem Faschingsdienstag vermisst gemeldet. Ich kann zwar nicht belegen, dass alle genau an dem Tag beziehungsweise in der darauffolgenden Nacht verschwunden sind, aber es würde sehr gut in deine hübsche kleine Theorie passen.«
    »Dann geht es nicht um ein bestimmtes Datum oder um einen bestimmten Monat«, sagte Broome.
    »Nein.«
    »Was auch immer da passiert«, sagte Broome, »und wir wissen noch nicht, was das ist – die Männer könnten tatsächlich ermordet worden sein, sich aber auch nur abgesetzt haben oder was auch immer …«
    Erin nickte. »Es geschieht an Mardi Gras.«
    Broomes Handy klingelte. Ein Blick aufs Display verriet ihm, dass es das Revier war: »Hallo?«
    »Detective Broome?«
    »Ja?«
    »Wir haben hier gerade mit der Post ein Foto bekommen. Ich glaube, das könnte Sie interessieren.«
    Von Harry Suttons Anwaltskanzlei hatte man eine perfekte Aussicht auf Atlantic City. In der Ferne – die in diesem Fall nur drei Blocks entfernt war – sah man die alternden, wenn auch immer noch irgendwie prächtigen Hotels am Boardwalk. Doch zwischen diesen Hochhäusern und seinem schäbigen Bürogebäude lag eine Art unermessliche, verwahrloste Ödnis. Ganz egal, wie viel Wohlstand und Schönheit die Hotels auch in sich bargen, sie behielten all das für sich und beglückten ihre Umgebung nicht damit. Der Wohlstand sickerte nicht durch. Wenn man die Hotels als schöne Blumen ansah, so standen diese mitten im Unkraut.
    Es war nicht nur so, dass Harry den Sex, das Spiel und die Lebendigkeit der Stadt mochte, obwohl all das zweifelsohne berauschend war. Vielmehr waren es diese Menschen, die ihn berührten – die Eingeborenen, wenn man so wollte – und die vollkommen machtlos waren. In seinen Zeiten als Topanwalt hatte Harry den Mächtigsten geholfen, denjenigen, die schon in der Wiege auf aberwitzige Art alles zu ihren Gunsten geordnet vorfanden und trotzdem das Bedürfnis hatten, sich auf unfaire Art noch weitere Vorteile zu verschaffen. Die Menschen hier waren das genaue Gegenteil. Es gab nichts, was für sie sprach. Das einzige Glück, das sie aus eigener Erfahrung kannten, war das Unglück. Und ein großer Durchbruch begegnete ihnen nur, wenn es um ihre Knochen ging.
    Sie brauchten das Gefühl zu wissen, wie es war, jemanden an ihrer Seite zu haben – das hatten sie verdient. Zumindest ein Mal im Leben respektiert zu werden. Ein einziges Mal. Mehr nicht. Unabhängig von irgendeiner Schuld oder Unschuld, von richtig oder falsch. Ganz egal, was in ihren sonst so jämmerlichen Leben noch geschah, Harry Sutton sorgte dafür, dass sie dieses Gefühl zumindest ein Mal im Leben kennenlernten.
    Deshalb war Harry Sutton in Atlantic City geblieben.
    Deshalb, und weil er den Sex, das Spiel und die Lebendigkeit mochte.
    Das Telefon klingelte. Er nahm den Hörer ab und sagte: »Rechtsanwaltskanzlei Harry Sutton.«
    »Ich muss noch einmal mit Ihrer Mandantin sprechen.«
    Es war Broome.
    »Könnten Sie langsam aufhören, um den heißen Brei herumzureden, und endlich auf den Punkt kommen?«, erwiderte Harry.
    »Ich muss sie sofort sprechen.«
    Die Panik in der Stimme des Polizisten gefiel Harry nicht. »Ich weiß nicht, ob das möglich ist.«
    »Machen Sie es möglich.«
    Ungeduld und Einschüchterungsversuche von Polizisten war Sutton gewohnt. Normalerweise ließ ihn das kalt, aber was hier lief, war irgendwie seltsam. »Was ist los?«
    »Durch neue Erkenntnisse hat sich eine neue Situation ergeben.«
    »Und die wäre?«
    »Es könnte noch weitere Opfer geben.«
    Schweigen.
    »Ich wüsste nicht, inwiefern das meine Mandantin betreffen sollte.«
    »Man hat mir ein Foto zugeschickt.«
    »Wer?«
    »Keine Ahnung. Anonym. Hören Sie, vertrauen Sie mir einfach. Ich muss wissen, ob sie etwas oder jemanden darauf

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