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Wer einmal lügt

Wer einmal lügt

Titel: Wer einmal lügt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
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es gemacht? Er versuchte, sich so weit zu beruhigen, dass er ein paar Einzelheiten verarbeiten konnte. Das Foto zeigte eine Bar. Wahrscheinlich das Weak Signal . Von allen Kaschemmen in der ganzen Welt muss sie ausgerechnet in die kommen, fiel ihm ein. Aber natürlich war sie nicht einfach zufällig da reinspaziert. Sie war in Festers Spelunke spaziert. Und das konnte unmöglich Zufall sein.
    »Warum, Ray?«
    »Moment noch«, sagte er zu George.
    Er drückte Festers Kurzwahl – armseligerweise, dachte Ray, war Fester, sein Boss, die einzige Person, die er im Kurzwahlspeicher hatte – und hörte das Klingeln in der Leitung.
    »Ich begreif das nicht, Ray«, sagte George. »Dieses Mädchen, Alexandra? Sie hat mir in der Mail geschrieben, dass ihr letzter Freund sie ignoriert oder sogar wie ein Stück Scheiße behandelt hat und auch nie mit ihr ausgegangen ist. Da häng ich mich hier voll rein, und sie dreht vollkommen durch. Wieso?«
    Mit erhobenem Zeigefinger forderte Ray ihn auf, noch einen Moment zu warten. Festers Mailbox sprang an. Die Ansage lautete: »Fester. Piep.«
    Ray sagte: »Was zum Teufel soll die Sache mit dem Foto? Ruf mich sofort an.«
    Er legte auf und machte sich auf den Weg nach draußen.
    »Ray?«
    Wieder George.
    »Ich versteh das echt nicht. Ich versuch doch nur, einen ganz besonderen Abend für sie zu inszenieren. Merken die das nicht? Im Internet haben sie alle geschrieben, dass sie auf Romantik stehen.«
    »Erstens«, sagte Ray, »ist es nur ein schmaler Grat zwischen Romantik und einer einstweiligen Verfügung. Verstehst du das?«
    George nickte langsam. »Ich denke schon. Aber sie schreiben alle …«
    »Zweitens: Was Frauen sagen, ist immer Blödsinn. Sie behaupten, sie wollen Romantik und wie eine Prinzessin behandelt werden, sämtliche Erfahrungen sprechen aber dagegen. Am Ende entscheiden sie sich immer für den Kerl, der sie wie Dreck behandelt.«
    »Und was soll ich jetzt machen?«, fragte George unverkennbar verwirrt. »Soll ich sie auch wie Dreck behandeln?«
    Ray überlegte. Er war drauf und dran, einen langen Sermon mit Ratschlägen und Tipps abzusondern, sah George dann aber ins Gesicht und sagte: »Nein, mach genauso weiter.«
    »Was?«
    »Ich könnte es nicht ausstehen, in einer Welt ohne Typen wie dich zu leben. Also bleib, wie du bist. Du bist ein Romantiker und kein Arschloch.«
    »Meinst du wirklich?«
    »Na ja, nicht, wenn du wirklich eine ins Bett kriegen willst. Wenn du eine ins Bett kriegen willst, kannst du das vergessen.«
    George lächelte kurz. »Ich will sie nicht nur ins Bett kriegen. Ich suche eine echte Partnerin.«
    »Gute Antwort. Dann bleib, wie du bist. Bleib dir treu.« Ray machte einen Schritt zur Tür, hielt an und drehte sich um. »Na ja, vielleicht solltest du es etwas behutsamer angehen lassen. Die Speisekarten mit den Namen sind wirklich ein bisschen übertrieben.«
    »Ehrlich? Findest du? Liegt’s nicht vielleicht doch nur am Font?«
    Rays Handy klingelte. Es war Fester. Das ging aber schnell.
    »Fester?«
    »Dann darf ich wohl vermuten, dass du die Frau auf dem Foto kennst«, sagte Fester.
    »Ja. Was will sie?«
    »Was soll sie schon wollen? Sie will mit dir reden.«
    Ray spürte seinen Herzschlag. »Ist sie noch im Weak Signal ? Ich bin unterwegs.«
    »Sie ist gerade gegangen.«
    »Mist.«
    »Aber sie hat eine Nachricht für dich hinterlassen.«
    »Und?«
    »Sie meinte, ihr könntet euch um elf bei Lucy treffen.«

SIEBZEHN
    B roome rief seine Exfrau Erin vom Tatort an und erzählte ihr von dem Blut und Cowens’ Erinnerung.
    »Ich fahr ins Revier rüber und guck mir das schon mal an«, sagte sie.
    Als Broome ankam, saß Erin an seinem Schreibtisch statt gegenüber an ihrem früheren. An dem Schreibtisch, den sie über zehn Jahre benutzt hatte, saß jetzt ein hübscher Bursche mit gegelten Haaren, der Armani-Anzüge trug. Broome vergaß immer wieder seinen Namen und war in einem Anfall überschäumender Originalität dazu übergegangen, ihn »Armani« zu nennen. Da Armani nicht da war, setzte Broome sich auf seinen Stuhl. Der Schreibtisch war extrem gut aufgeräumt und roch nach Rasierwasser.
    »Einfach unglaublich, dass ich das übersehen habe«, sagte Erin.
    »Wir haben nach Vermissten gesucht, nicht nach Toten. Und was hast du?«
    »Das Opfer heißt Ross Gunther. Er war achtundzwanzig Jahre alt.«
    Erin reichte ihm ein Foto von einer auf dem Rücken liegenden Leiche. Das Blut hatte eine dicke Kruste um seinen Hals gebildet, so dass es aussah

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