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Wer einmal lügt

Wer einmal lügt

Titel: Wer einmal lügt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
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ich Ihnen etwas sagen? Fast alle hier sind unschuldig. Es ist wirklich ganz erstaunlich. Entweder sind wir alle vollkommen inkompetent, oder – oje – die Gäste unserer Einrichtung erzählen nur Unsinn.«
    »Was halten Sie von ihm?«
    »Soll heißen?«
    »Bringt Mannion seine Unschuld überzeugender vor als die meisten anderen?«
    »Wie er das vorbringt? Woher zum Teufel soll ich das wissen? Ich hab hier Typen gesehen, die würden De Niro in den Schatten stellen.«
    Broome merkte, dass es reine Zeitverschwendung war, weiter mit diesem Vanech zu reden.
    »Ich würde gern zu Ihnen hochkommen und mit Mannion reden«, sagte Broome. »Am liebsten gleich morgen früh. Ist das machbar?«
    »Na ja, da muss ich eben einen Blick in seinen Terminkalender werfen. Oje, die First Lady musste leider absagen, also ist Mannion frei. Soll ich Sie so gegen sieben eintragen?«
    Die Welt war voller Klugscheißer.
    Sie vereinbarten einen Termin. Als er den Hörer auflegte, sah er etwas aus den Augenwinkeln. Er drehte den Kopf und blickte zur Tür, durch die Cassie ins Revier gekommen war. Als sie Broome entdeckte, eilte sie zu ihm.
    »Wir haben ein Problem«, sagte Cassie.
    »Ich hab sie.«
    Genau wie Ken es vorausgesagt hatte, waren sie über die Handynummer schnell an alles herangekommen.
    Weil sie unsicher gewesen waren, wie lange sie für diesen Job brauchen würden, hatten Ken und Barbie sich eine Zwei-Zimmer-Suite in einem schicken Hochhaus-Hotel namens Borgata genommen. Das Borgata war angeblich das hübscheste Hotel in Atlantic City, außerdem hatte es dazu noch den Vorteil, dass es nicht direkt am Boardwalk lag, der in jeder Beziehung schmutzigen Strandpromenade, an der sich Spieler, Drogensüchtige, Sünder, Schlepper und sonstiger Abschaum aufhielten.
    Für Barbie war jedoch auch das Borgata ein Sündenpfuhl. In Atlantic City konnte man dem Schmutz einfach nicht entkommen, und wenn sie ehrlich war, wollte sie das auch gar nicht. Sie fühlte sich in gleichem Maße abgestoßen und erfrischt. Sie wollte sich gleichzeitig im Schmutz suhlen und ein Bad nehmen.
    Barbie war in wohlgeordneten, sicheren Verhältnissen aufgewachsen, aber keineswegs naiv. Sie wusste, dass Menschen komplexe Wesen waren. Immer lockte die Sünde. Sie übte einen extrem starken Reiz aus – sonst wäre es ja auch nicht nötig, sie zu bekämpfen. Der Trick bestand darin, ein Ventil zu haben, durch das man diese Energien auf eine gesunde Art abbauen konnte. Sie hatte das Gefühl, dass Ken und sie das hatten. Ihre Opfer – wenn man sie so nennen wollte – waren Abschaum. Ken und Barbie taten ihnen zwar weh, aber sie hatten es alle verdient. Manchmal öffnete der Schmerz, den sie ihnen zufügten, ihren Opfern sogar die Augen und führte zu einer gewissen Läuterung. Bei Tawny zum Beispiel. Da hatte Barbie ein gutes Gefühl. Sie hatte für kurze Zeit Schmerzen verspürt, die ihr jedoch letztendlich ein besseres Leben bescheren könnten.
    Der Aufenthalt im Borgata – das vorübergehende Leben in der Höhle des Teufels, im Herzen der Versuchung – gefiel ihr. Sie lernte etwas daraus. Es war, als hätte sie sich im Lager des Feindes eingeschlichen, um seine Geheimnisse in Erfahrung zu bringen. Wenn Barbie durch das zum Hotel gehörende Kasino ging, sah sie den lüsternen Blick in den Gesichtern der Männer. Manchmal allerdings wartete sie geradezu darauf, dass jemand aufsprang, mit dem Finger auf sie zeigte und rief: »Die gehört nicht hierher!«
    »Wie hast du die Nummer zurückverfolgt?«, fragte Barbie.
    Sie saß auf dem kleinen Sofa vor dem Fenster. In der Ferne sah sie die Lichter des Boardwalk.
    »Im Internet«, sagte Ken.
    »Du konntest den Besitzer des Handys am Computer ausfindig machen?«
    »Ja.«
    »Wie?«
    »Ich habe bei Google ›Handynummer zurückverfolgen‹ eingegeben.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Das war alles?«
    »Na ja, ich musste noch zehn Dollar bezahlen.«
    Ken sah sie vom Computer aus an und lächelte. Barbie spürte dieses Lächeln bis in die Zehen. Ein rosa Hemdkragen ragte aus seinem hellgrünen Pullover. Seine Khakis hatten Bügelfalten. Sie fand, dass er sehr attraktiv aussah. Beide gingen immer Hand in Hand durchs Hotel. Sie mochte das Gefühl, wenn seine Hand in ihrer lag, aber manchmal, wenn der Blick eines anderen Mannes zu lange auf ihr verharrte, spürte sie auch, wie sein Griff fester wurde. Dann spürte sie auch die Wärme, den Rausch, das Kribbeln.
    »Und wem gehört das Handy?«
    »Einem Mann namens David

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