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Wer einmal lügt

Wer einmal lügt

Titel: Wer einmal lügt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
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wie ein dunkelroter Schal.
    »Gunther wurde in Camden geboren, ist dort auch aufgewachsen, bis er die Highschool abgebrochen hat und nach Atlantic City gezogen ist«, sagte Erin. »Er war ein echter Niemand, der dann auch nichts aus seinem Leben gemacht hat. Er war Single und hatte diverse Vorstrafen wegen Kleinkriminellen-Scheiß – Raub, Körperverletzung, Sachbeschädigung. Außerdem hat er als Geldeintreiber für einen Kredithai gearbeitet.«
    »Wie wurde er umgebracht?«
    »Man hat ihm die Kehle durchgeschnitten – und zwar vehement.«
    »Vehement?« Broome sah sich das Foto noch einmal an. »Sieht aus, als hätte man ihn fast enthauptet.«
    »Ergo die Verwendung des Begriffs vehement. Dass Morris damals die Ermittlung geleitet hat, weißt du ja schon. Er lebt inzwischen unten in Florida, falls du mit ihm reden willst.«
    »Wie alt ist der jetzt?«
    »Morris?« Sie zuckte die Achseln. »Muss so achtzig, fünfundachtzig sein.«
    »Der war doch schon senil, als ich hier angefangen habe.«
    »Ich glaub sowieso nicht, dass du mit ihm reden musst.«
    »Weil er seinen Täter erwischt hat und der Fall für ihn abgeschlossen ist?«
    Erin nickte. »Gunther hatte kurz vorher angefangen, regelmäßig mit einem Mädchen namens Stacy Paris auszugehen. Das Problem dabei war, dass Paris mit einem Hitzkopf namens Ricky Mannion verlobt war. Beide Männer waren sehr besitzergreifend, wenn du weißt, was ich meine.«
    Broome wusste nur zu gut, was sie meinte. Er war im Laufe seiner Karriere viel zu vielen besitzergreifenden Männern begegnet – Männern, die übermäßig eifersüchtig waren, Kontrolle mit Liebe verwechselten, die in der Öffentlichkeit immer die Hand ihrer Frau hielten, um sie wie ein Hund sein Territorium zu markieren, und denen die Unsicherheit, die sie unter der Hülle des Macho zu verstecken versuchten, aus allen Poren troff. So etwas nahm nie ein gutes Ende.
    »Morris hat sich also einen Durchsuchungsbeschluss für Mannions Haus besorgt«, sagte Erin. »Und da haben sie genug Beweise gefunden, um ihn in den Knast zu stecken.«
    »Was waren das für Beweise?«
    »Allen voran die Mordwaffe.« Sie zeigte ihm das Foto eines langen Sägemessers. »Mannion hatte es zwar abgewischt, es waren aber noch Blutreste dran. Sie konnten eindeutig dem Opfer zugeordnet werden. Wir reden über die Anfänge der DNA -Tests. Außerdem wurde Gunthers Blut in Mannions Auto und an einem Hemd gefunden, das neben der Waschmaschine lag.«
    »Holla«, sagte Broome.
    »Ja, ein echter Einstein, dieser Mannion. Du errätst nie, wie er sich da rausreden wollte.«
    »Moment, mal überlegen. Hmm. Vielleicht – nicht verraten –, dass man ihm die Sache angehängt hat?«
    »Wow, du bist echt gut.«
    »Lass dich nicht verunsichern. Ich bin ausgebildeter Kriminalist.«
    »Dann kannst du dir sicher auch denken, wie das Ganze ausgegangen ist. Der Prozess hatte kaum angefangen, da war er auch schon wieder beendet. Mannion hat fünfundzwanzig Jahre bis lebenslang in Rahway bekommen.«
    »Was ist denn mit diesem Mädchen passiert? Dieser Stacy Paris?«
    »Hey, es ist gerade erst eine Stunde her, dass du die Leiche entdeckt hast. Daran arbeite ich noch.«
    »Und jetzt die große Preisfrage«, sagte Broome.
    Erin lächelte. »Du willst wissen, wann dieser Mord passiert ist?«
    »Gerade dachte ich noch, ich wäre hier der ausgebildete Kriminalist.«
    »Am elften März vor achtzehn Jahren. Ja, es war Mardi Gras. Oder genau genommen der Morgen danach. Der Faschingsdienstag fiel in dem Jahr eigentlich auf den zehnten März, aber Gunthers Leiche wurde nach Mitternacht gefunden.«
    »Genau genommen war es also nicht an Mardi Gras.«
    »Richtig. Dasselbe gilt aber auch für ein paar von unseren Vermissten. Das macht es schwerer, das Muster zu erkennen.«
    »Also müssen wir nach Ermordeten und Vermissten an oder um Mardi Gras herum suchen – und wir müssen im Naturschutzgebiet und der Umgebung nach Ermordeten und Vermissten suchen. Das ist ziemlich abgelegen. Eine Leiche könnte da tagelang, wenn nicht sogar wochenlang unbemerkt herumliegen.«
    »Ich bin schon dabei«, sagte Erin.
    Broome fing an, auf einem Niednagel zu kauen.
    »Das ist eklig«, sagte Erin.
    Er machte weiter. »Dieser Mannion?«
    »Was ist mit dem?«
    »Wenn wir mit diesem Muster richtig liegen, dass es einen – was weiß ich – Mardi-Gras-Killer oder so was gibt …«, Broome stockte, »… dann sitzt Mannion seit achtzehn Jahren für ein Verbrechen im Gefängnis, das er nicht

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