Wer einmal lügt
Pierce.«
»Und wer ist das?«
»Ich weiß es nicht genau. Er ist Rechtsanwalt in Jersey City. Spezialgebiet Arbeitsrecht. Bisher sehe ich keine Verbindung zu dem, was hier passiert. Er scheint ein anständiger Bürger zu sein. Verheiratet, zwei Kinder.«
»Der Anruf auf Harry Suttons Handy kam von einer Frau«, sagte Barbie.
Ken nickte. »Auf seinen Namen sind vier Handynummern angemeldet. Ich nehme an, dass sie für ihn, seine Frau und die beiden Kinder sind. Die Nummer, die wir zurückverfolgt haben, war nicht die Hauptnummer, über die normalerweise die Rechnung läuft.«
»Wie alt ist seine Tochter?«
»Fünfzehn. Ihr Name ist Kaylie.«
»Die Frau, mit der ich gesprochen habe, klang … na ja, erwachsen.«
»Dann müsste es seine Frau gewesen sein. Sie heißt Megan.«
»Wie passt die da rein?«
Ken zuckte die Achseln. »Das kann ich noch nicht sagen. Ich habe die Adresse in Kasselton gerade bei MapQuest eingegeben. Mit dem Wagen braucht man knapp zwei Stunden bis dahin.« Er drehte sich zu ihr um, worauf sie das Funkeln in seinen Augen sah. »Wir könnten sofort hinfahren und uns die Antwort holen. Vielleicht sind die Kinder dann noch gar nicht im Bett.«
Barbie kaute auf einem Fingernagel. »Eine Vorstadt-Mom mit zwei Kindern?«
Ken sagte nichts.
»Normalerweise tun wir nur Leuten weh, die es auch verdient haben«, fuhr sie fort. »Deshalb machen wir diesen Job.«
Ken rieb sich das Kinn und dachte darüber nach. »Wenn Megan Pierce etwas mit Harry Sutton zu tun hat, ist sie alles andere als unschuldig.«
»Bist du dir sicher?«
Er hielt das Schlüsselbund mit dem Autoschlüssel in die Luft und schüttelte es. »Es gibt nur eine Möglichkeit, das herauszufinden.«
Barbie schüttelte den Kopf. »Das ist eine wirklich wichtige Sache. Wir müssen erst bei unserem Auftraggeber nachfragen.«
»Und wenn er zustimmt?«
»Wie du schon sagtest.« Barbie zuckte die Achseln. »Es sind keine zwei Stunden bis dahin.«
ACHTZEHN
E ine halbe Stunde vorher hatte Megan die zuckersüße Stimme an Harry Suttons Handy sagen hören: »Mr Suttons Anrufe werden automatisch zu mir weitergeleitet, wenn er indisponiert ist. Entschuldigen Sie, Cassie, aber ich habe Ihren Nachnamen nicht verstanden.«
Megan legte auf.
Fester stand neben ihr an der Theke. »Stimmt was nicht?«
Megan starrte ihr Handy an. Sie überlegte, wie Harrys Kanzlei eingerichtet war. Es gab einen Schreibtisch, ein Fenster, einen Aktenschrank, eine abgewetzte Couch …
Da war kein Platz für eine Sekretärin.
Aber wer war dann ans Telefon gegangen?
Ein sehr unangenehmes Gefühl breitete sich in ihrem Magen aus.
Fester sagte: »Hallo? Sind Sie noch da?«
»Ich muss los.«
»Ho, ich dachte, Sie suchen Ray. Warum warten wir nicht gemeinsam, bis er sich meldet?«
»Sagen Sie ihm, dass wir uns bei Lucy treffen.«
»Hä?«
»Sagen Sie es ihm einfach. Um elf bei Lucy. Wenn ich das nicht schaffe, ruf ich Sie hier in der Bar an.«
»Einen Moment noch«, sagte Fester.
Aber sie wartete nicht. Sie drängte sich durch die Menge, aus der ihr immer noch die alltägliche Verzweiflung wie eine Woge entgegenschlug, und verließ das Weak Signal . Als sie auf die Straße kam, blieb sie einen Moment lang stehen und schnappte nach Luft. Dann eilte sie zu Harry Suttons Kanzlei. Im Flur des Gebäudes kam ihr ein junges Paar entgegen, aber oben brannte kein Licht, und die Tür war abgeschlossen.
Sie beschloss, Broome zu suchen.
Als sie ihn im Revier gefunden und seine Partnerin, die ihr als Detective Erin Anderson vorgestellt wurde, den Raum verlassen hatte, erzählte sie ihm, was passiert war. Er hörte zu, ohne sie zu unterbrechen. Sie beendete den Bericht mit den Worten: »Ich mache mir Sorgen um Harry.«
»Ach, das halte ich für unnötig«, sagte Broome. »Na ja, jedenfalls sehe ich in dem, was Sie sagen, noch einen Grund dafür. Sie kennen Harry doch. Er ist aus tiefstem Herzen ein Spieler. Ich weiß, dass er die Mädchen liebt, aber er liebt die Mädchen auch, wenn Sie wissen, was ich meine. Wahrscheinlich ist einfach eine von denen ans Handy gegangen.«
»Und hat vorgegeben, seine Sekretärin zu sein?«
»Klar, wieso nicht? Sollte wohl komisch sein.«
»Yep«, sagte Megan mit gerunzelter Stirn. »Zum Schreien.«
»Denken Sie, Harry wählt seine Mädel danach aus, ob sie clevere Bemerkungen machen können?«
Megan schüttelte den Kopf. »Ich hab kein gutes Gefühl dabei.«
»Wir können ihn ja nochmal anrufen.«
»Das hab ich schon versucht.
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