Wer fuerchtet sich vor Stephen King
Ende sein wird. Er besorgt sich Sprengstoff und Waffen, und als die Polizei kommt, um ihn aus seinem Haus zu holen, eröffnet er das Feuer auf die Beamten. Die Belagerung beginnt; als sich genug Reporter eingefunden haben, sprengt er sich und das Haus in die Luft.
MENSCHENJAGD, der vierte Bachman-Roman, wurde 1982 veröffentlicht und an einem Wochenende im Jahr 1971 geschrieben, nachdem King gerade die erste Fassung von CARRIE beiseitegelegt hatte. Der Plot des Romans ist nicht gerade neu: In der Welt des Jahres 2025 ist die Kluft zwischen Armut und Reichtum noch größer geworden, und die Fernsehberieselung soll die verarmten Massen ruhigstellen. Gameshows haben sich zu Actionspielen entwickelt, in denen es um Leben und Tod geht, zu wahren Millionenspielen , wie sie erstmals der SF-Autor Robert Sheckley schilderte; der TODESMARSCH würde in dieser Welt keineswegs zur Hauptsendezeit laufen. Der Hit ist die MENSCHENJAGD: Der Kandidat wird einen Monat lang von einem Killertrupp gejagt, muss sich zweimal täglich mit einem Videoband melden, kann von jedem verraten werden, der ihn erkennt. Um Medikamente für seine kranke Tochter kaufen zu können, meldet sich Ben Richards; für jede Stunde, die er überlebt, bekommt er hundert neue Dollar, sollte er den Monat durchhalten, den großen Preis: eine Milliarde neue Dollar.
Mit Hilfe einiger Tricks gelingt es Richards, tatsächlich verhältnismäßig lange durchzuhalten. Er lernt die tiefsten Schattenseiten, das größte Elend seiner Welt kennen, aber zum ersten Mal auch so etwas wie Hilfe anderer ohne Gegenleistung. Zum Schluss kann er sich natürlich nicht gegen das allmächtige System durchsetzen – mit einem entführten Flugzeug sprengt er sich, den Wolkenkratzer des Fernsehsenders und den Sendeleiter der Menschenjagd in die Luft.
Diese vier frühen King-Romane führen auf Schattenseiten – auf dunkle Seiten des Lebens, der Gesellschaft (TODESMARSCH/MENSCHENJAGD), aber auch in dunkle Gefilde des Ichs (AMOK/SPRENGSTOFF), wobei sich diese beiden Bereiche immer wieder überschneiden. Ihre Protagonisten sind von Anfang an Verlorene, und eigentlich wissen sie alle es bereits sehr früh, nicht nur Dawes aus SPRENGSTOFF. Keines der Bücher geht gut aus, am Ende sind die Protagonisten alle tot oder so gut wie tot.
Das gilt auch für den Rechtsanwalt Billy Halleck, den Protagonisten von DER FLUCH (THINNER, 1985), dem fünften Bachman-Roman (und des ersten unter diesem Pseudonym veröffentlichten Horror -Romans), der 1982 abgeschlossen wurde. Da Kings Hausverlag noch genug Material des Autors vorliegen hatte, entschloss sich King, ihn ebenfalls unter dem Pseudonym zu veröffentlichen; er erschien im November 1984.
Halleck, ein Mann von 246 Pfund, hat sich von seiner Frau beim Autofahren einen runterholen lassen und beim Orgasmus eine alte Zigeunerin überfahren. Nach seinem Freispruch – welche Chance hat schon eine tote Zigeunerin? – wird Halleck von einem anderen Zigeuner verflucht und von da an ständig dünner. Auch auf dem Richter und dem Polizeichef des Ortes liegt DER FLUCH – und spätestens nach deren Tod weiß Halleck, was Sache ist. Halleck lässt den Zigeuner von Detektiven suchen, erfährt, dass es sich um den Vater der Überfahrenen handelt, und findet den Mann namens Lemke schließlich. Lemke weigert sich, den Fluch zurückzunehmen, auch, als Halleck ihn seinerseits mit einem Fluch belegt und dann zu sehr probaten Mitteln greift und Lemkes Enkelin entführen lässt. Nun endlich lässt Lemke mit sich reden: Wenn Halleck sein Blut auf eine Torte tropfen lässt und jemand von dieser Torte isst, wird der Fluch von ihm weichen und der andere sterben; wenn er selbst davon isst, wird er sterben.
Halleck will seiner Frau von der Torte zu essen geben – doch dann kehrt seine Tochter überraschend zurück und isst ebenfalls davon. Als Halleck davon erfährt, schneidet er sich ein Stück davon ab. Er sieht seine Schuld ein und ist nun, als es für seine Tochter zu spät ist, bereit, die Konsequenzen zu tragen.
MISERY (SIE – MISERY), der geplante sechste Bachman-Roman, erschien, nun unter Kings richtigem Namen, 1987. Wie die ersten vier Bachman-Bücher handelt es sich um einen Spannungsroman ohne übernatürliche Elemente.
Der Schriftsteller Paul Sheldon, der mit historischen Liebesromanen um die Heldin Misery bekannt geworden ist, hat einen Unfall. Er wird von der Krankenschwester Annie Wilkes gefunden und auf ihre abgelegene Farm gebracht. Annie erweist sich
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