Wer fuerchtet sich vor Stephen King
Entstehungsgeschichte der Bücher. Doch damit nicht genug: Ein sechstes Bachman-Buch war bereits in Planung. „Es gibt bereits ein Buch, von dem ich geglaubt hatte, es würde der nächste Bachman-Roman werden“, schrieb er Stephen P. Brown, seinem „Pseudonym-Knacker“. „Es ist ein Roman namens MISERY und hat genau das richtige Bachman-Gefühl. Angenommen, THINNER hätte in der gebundenen Ausgabe 30.000 Exemplare verkauft. Angenommen, es wäre kein Bestseller geworden, aber ziemlich gut gelaufen. Wenn ich danach mit einer weiteren gebundenen Ausgabe hätte zurückkommen können, hätte ich den Burschen in zwei oder drei Jahren zum Bestseller-Autor machen können, völlig aus eigener Kraft.“
Natürlich erschien MISERY später unter Kings Namen, doch da der Roman tatsächlich über genau das richtige Bachman-Feeling verfügt, soll er in diesem Zusammenhang erwähnt werden.
AMOK, der (nach der Veröffentlichungschronologie) erste Bachman-Roman, erschien 1977 und wurde im Sommer 1965 oder 1966 begonnen, aber erst Ende 1971 oder Anfang 1972 abgeschlossen.
Kein Wunder, dass der Roman eines Siebzehnjährigen noch unter einigen Anfängerschwächen leidet. Der Schüler Charlie Decker wird zum Rektor zitiert, weil er einen Lehrer angefallen hat. Statt wie befohlen nach Hause zu gehen, erschießt er seine Lehrerin und hält seine Klassenkameraden als Geiseln fest. Während King nun einerseits die Motivation des jungen Decker, seine im Familienleben eingeübten Verhaltensmuster zu erklären versucht, beschreibt er andererseits ein erschreckendes Psychospiel im Klassenzimmer, bei dem die dünne Tünche der Zivilisation über den anderen Schülern sehr schnell aufbricht und der nackte Hass, die bloße Dummheit aufbrandet. Der im Elternhaus geprügelte und unterdrückte Decker lässt die Geiseln schließlich zwar frei, wird aber von den Polizisten, die die Schule mittlerweile belagern, schwer verletzt und später in eine psychiatrische Klinik eingewiesen.
Aufgrund der zahlreichen Amokläufe in amerikanischen Schulen möchte King diesen Roman zurzeit nicht nachgedruckt sehen.
TODESMARSCH, der zweite Bachman-Roman, wurde 1979 veröffentlicht, aber bereits 1966/67 geschrieben. Der SF-Roman erzählt von hundert Jungen im Alter von 14 bis 16 Jahren, die zu einem weltweit im Fernsehen übertragenen Marathon-Marsch aufbrechen. Sie werden von Soldaten überwacht, die jeden erschießen, der dreimal zwei Minuten an einem Stück unter eine Geschwindigkeit von vier Meilen pro Stunde fällt. Eine Ziellinie gibt es nicht: Der letzte Überlebende wird zum Sieger erklärt.
Dieser Marsch ist natürlich als Symbol für die (Leistungs-)Gesellschaft zu sehen; zwar hat in diesem Buch eine Militärdiktatur die Macht übernommen, aber die Mechanismen dieses Zukunftsstaates unterscheiden sich kaum von denen der USA zu der Zeit, als das Buch entstand. Kings Protagonist Garraty Davis hat es auf den Reichtum abgesehen, der den Sieger erwartet, und ist bereit, vor den Augen der begeistert johlenden Zuschauern und den Linsen der Kameras sein Glück zu versuchen. Obwohl jeder weiß, dass es nur einen Sieger geben kann und alle anderen entweder erschossen werden oder an Entkräftung sterben, entwickeln sich seltsamerweise Beziehungen unter den Jungen, die letztlich jedoch alle ihr Schicksal ereilt, manche mit einem Aufbäumen, manche willenlos. Garraty gewinnt, doch selbst nach dem Sieg kann er nicht anhalten, läuft er weiter, seinem Tod oder zumindest seinem Todesdrang entgegen.
SPRENGSTOFF, der dritte Bachman-Roman, wurde 1981 veröffentlicht und in wenigen Tagen im November und Dezember 1974 geschrieben, nachdem King gerade ’SALEM’S LOT verfasst hatte.
George Dawes kleiner Sohn ist an einem Gehirntumor gestorben, und dreieinhalb Jahre später hat der Vater den Tod des Sohnes noch immer nicht überwunden. Zudem bricht seine Welt allmählich auseinander: Einer neuen Autobahn müssen sowohl sein Haus als auch das Gebäude der Firma weichen, in der er arbeitet, und seine Frau droht, ihn zu verlassen. Da Dawes sich dem Auftrag seiner Firma, ein neues Gebäude zu finden, zuerst passiv und dann aktiv widersetzt, wird er entlassen. Ein junges Mädchen, das er kennenlernt, gibt ihm kurz Halt, kann die Entwicklung aber nicht aufhalten, genauso wenig wie die Beschädigung der Baumaschinen, die die Autobahn immer näher an sein Haus bringen. Dawes resigniert vollends vor der Staatsgewalt, so wie er sich damit abgefunden hat, dass sein Leben schon zu
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