Wer fuerchtet sich vor Stephen King

unberechenbar – wie Stephen King am 19. Juni 1999 erfahren sollte.
    Gegen 16 Uhr unternimmt er seinen täglichen Spaziergang. Ein Stück des Weges legt er auf der Route 5 zurück. Er steigt gerade eine Anhöhe hinauf, als er von einem blauen Dodge, den ein gewisser Bryan Smith steuert, angefahren und fünf Meter durch die Luft geschleudert wird. Smith ist abgelenkt, weil er seinen Rottweiler davon abhalten will, sich über Fleisch in einer Kühltasche herzumachen.
    Immerhin informiert Smith nach dem Unfall Polizei und Feuerwehr. Der Rettungswagen bringt King ins Northern Cumberland Hospital in Bridgeton, doch seine Verletzungen sind so schwer, dass er dort nicht behandelt werden kann. Mit einem Rettungshubschrauber bringt man ihn ins Central Maine Medical Center in Lewiston. Auf dem Flug kollabiert seine Lunge, King wird intubiert.
    Im Medical Center wird das Ausmaß seiner Verletzungen festgestellt: neunfacher Bruch des rechten Unterschenkels, Bruch des rechten Knies, Fraktur an der rechten Hüfte, darunter eine offene Oberschenkelfraktur, vier gebrochene Rippen, Anbruch der Wirbelsäule an acht Stellen, eine Kopfwunde, die mit mindestens zwanzig Stichen genäht werden muss.
    Das Krankenhaus gab regelmäßig Bulletins über Kings Zustand heraus. Allein fünf Operationen waren nötig, um Kings Bein zu retten.
    Als King drei Wochen später nach Hause zurückkehrte, hatte er 26 Kilo verloren. Ein tägliches Rehabilitationsprogramm und mehrere weitere Operationen sollten folgen, er stand rund um die Uhr unter Schmerzmitteln und hatte Angst, wieder abhängig zu werden.
    Am 24. Juli, fünf Wochen nach dem Unfall, begann er wieder zu schreiben: Er setzte ON WRITING fort, das Sachbuch, das er vor seinem Unfall angefangen hatte. Der Nachtrag „Über das Leben“ stellt eine ergreifende Schilderung von Kings Unfall und seiner nachfolgenden Leidenszeit dar.
    Für Kings Verhältnisse ist das Buch kurz geraten. Der erste Teil ist ein autobiografischer Text mit dem Schwerpunkt darauf, wie King das Schreiben lernte, getreu nach dem Motto: So kann ich meine Erfahrungen am besten weitergeben. Im zweiten Teil gibt King praktische Ratschläge für das Schreiben: Wie komme ich zu Ideen, wie feile ich an einem Text, (kürzen, kürzen!), wie biete ich ihn an? Praktische Beispiele verdeutlichen die Thematik, etwa einige Seiten einer Kurzgeschichte in ihrer ersten und in ihrer zweiten, korrigierten Fassung. Auf die Frage, was das Schreiben nun ausmacht, muss sich aber auch ein Stephen King in Allgemeinplätze flüchten: „Schreiben ist Magie, ist das Wasser des Lebens, genau wie jede andere kreative Kunst auch.“
    Zu ON WRITING erschien ein Begleitband, allerdings nur in den USA und nicht für jedermann zugänglich. Der Book-of-the-Month Club veröffentlichte im Jahr 2000 „SECRET WINDOWS – Essays and Fiction on the Craft of Writing“, also eine Sammlung mit Aufsätzen und Geschichten über die Kunst des Schreibens, die nur Klubmitglieder erwerben werden konnte. Die Auswahl mutet etwas willkürlich an: Neben ganz frühen Geschichten aus den Jahren 1959/60 werden hier Texte von Lesungen und Artikel präsentiert, die sich in irgendeiner Form mit dem Schreiben beschäftigen, seien es nun Einführungen zu Büchern von Kollegen oder allgemeine Betrachtungen über das Genre. Immerhin ein Drittel des Buches besteht allerdings aus dem Nachdruck „Horror Fiction“ aus Kings erstem Sachbuch DANSE MACABRE.

INSOMNIA: SCHLAFLOS * ROSE MADDER: DAS BILD * THE GREEN MILE: THE GREEN MILE * DESPERATION: DESPERATION * REGULATORS: REGULATOR
    „Wie schon gesagt, auch ich habe am Reißbrett entworfene Romane verfasst, aber die Resultate gehören nicht zu meinen besten Werken, wie man an Büchern wie Schlaflos und Das Bild – Rose Madder sehen kann. Auch wenn ich es nicht gern zugebe: Das sind ungelenke, bemühte Versuche.“
    DAS LEBEN UND DAS SCHREIBEN, S. 189
    Das Grauen kehrt nach Derry zurück: Ralph Roberts (70) leidet an SCHLAFLOSigkeit, sein Bekannter Ed Deepneau dreht durch, baut einen Unfall und verprügelt seine Frau, die daraufhin in einem Frauenhaus Schutz sucht. Die Frauenrechtlerin Susan Day kündigt einen Auftritt in Derry an, die Organisation „Friends of Life“ macht unter Deepneaus Leitung dagegen und auch gegen ein Krankenhaus mobil, das Abtreibungen vornimmt. Der Konflikt schaukelt sich hoch, Deepneau murmelt etwas von einem Scharlachroten König, ein wirres Mitglied der Organisation unternimmt in einer Bibliothek ein