Wer fuerchtet sich vor Stephen King
es können!‘“
King in der Bangor Daily News, 19. Januar 2008
Bryan Smith, der Mann, der Stephen King schwer verletzt hatte, bekannte sich wegen Gefährdung von Verkehrsteilnehmern für schuldig und wurde zu sechs Monaten Gefängnis auf Bewährung und zu einem Jahr Führerscheinentzug verurteilt. Er war am Unfallort nicht auf Alkohol oder Drogen getestet worden. Das Unfallfahrzeug kaufte King über einen Strohmann und ließ es verschrotten. Am 21. September 2000, ausgerechnet an seinem Geburtstag, bekam King die Nachricht, dass man Bryan Smith tot aufgefunden hatte. Todesursache war eine Drogen-Überdosis.
King machte sich nun daran, die Saga um den Dunklen Turm zum Abschluss zu bringen. Er sah sie als sein Lebenswerk an und wollte sie nicht unvollendet lassen. Am 2. Januar 2001 feierten er und Tabitha ihren 30. Hochzeitstag, und im Februar dieses Jahres reichte King Klage gegen seine Unfallversicherung ein. Die Gesellschaft hatte ihm 450.000 Dollar ausbezahlt, doch King wollte die volle Deckungssumme von 10 Millionen ausschöpfen und gab seinen Gesamtschaden durch den Unfall mit 75 Millionen Dollar an. Die Parteien einigten sich außergerichtlich, die Versicherung spendete dem Krankenhaus, in dem King die drei Wochen nach dem Unfall verbracht hatte, 750.000 Dollar.
PEARSONS RECYCLING
2001 wurde Kings dreiteilige Fernseh-Miniserie Rose Red nach einem Drehbuch von Stephen King ausgestrahlt, in der „Geisterjäger“ die Geschichte eines Spukhauses und seiner Bewohner enträtseln. Diese in der TV-Serie von hinten nach vorn bzw. unsortiert angeordneten Versatzstücke wurden chronologisch geordnet und zu dem Roman DAS TAGEBUCH DER ELLEN RIMBAUER zusammengestellt, der die „Vorgeschichte“ der TV-Produktion präsentiert.
Dem Leser, der Rose Red gesehen hat, ist nichts davon neu oder unbekannt, von einigen sexuellen Ausschweifungen vielleicht abgesehen, die King in seinem Drehbuch nur angedeutet hat. Allerdings wurde der unter dem Pseudonym Joyce Reardon – der Hauptfigur des Films – veröffentlichte Roman geschickt mit Einleitungen und Kommentaren versehen und sorgfältig editiert.
Hinter diesem Pseudonym verbirgt sich Ridley Pearson, ein Freund von King und Mitglied der Rock Bottom Remainders. Er schrieb den Roman nach Kings Vorgaben bzw. Drehbuch als Auftragsarbeit. Über den wahren Autor wurde fleißig gerätselt, bis King ihn dann nannte.
Für sich allein ist das literarische Dutzendware, und für jemanden, der ROSE RED gesehen hat, alles schon bekannt. Ein überflüssiges Recycling.
Joyce Reardon
MEIN LEBEN AUF ROSE RED – DAS TAGEBUCH DER ELLEN RIMBAUER
(THE DIARY OF ELLEN RIMBAUER. MY LIFE AT ROSE RED)
Egmont vgs, Köln 2002, 346 Seiten
Nun nahm das Ehepaar King den Plan wieder in Angriff, die Hälfte des Jahres in Florida zu verbringen, und kaufte in der Nähe von Sarasota für fast 9 Millionen Dollar ein Anwesen direkt am Ufer. Zwar verkündete King nach der Ablieferung von DER DUNKLE TURM, dem letzten Bandes der Serie, zum wiederholten Male seinen Abschied vom Schreiben, doch das nahm niemand mehr ernst. 2003 übernahm er sogar eine neue Aufgabe: Im August erschien in der Zeitschrift Entertainment Weekly die erste Folge seiner (unregelmäßigen) Kolumne „The Pop of King“, in der er sich mit der populären Kultur in all ihren Ausprägungen beschäftigt. Auch heute noch erscheinen neue Folgen.
Erneut geriet die Literaturwelt in Aufruhr, als die National Book Foundation bekannt gab, sie werde ihre „Medal for Distinguished Contribution to American Letters“ in diesem Jahr Stephen King verleihen. Harold Bloom, Professor an der Universität Yale, erklärte bissig: „Ein weiterer Tiefpunkt in dem schockierenden Verdummungsprozess, den unser kulturelles Leben durchläuft.“ Besonders pikant wurde dieser Kommentar durch den Umstand, dass Bloom bereits in der Einführung zu dem von ihm 1998 in der Reihe Modern Critical Views herausgegebenen Buch über Stephen King behauptet hatte, dieser werde in hundert Jahren in der literarischen Welt in Vergessenheit geraten sein.
UND NOCH EIN TAGEBUCH
Ähnlich wie bei der Fernseh-Miniserie Rose Red mit dem TAGEBUCH DER ELLEN RIMBAUER erfolgte auch bei KINGDOM HOSPITAL eine Zweitverwertung als Buch. Diesmal beschrieb die fiktive Hauptperson Eleanor Druse ihre (übersinnlichen) Ermittlungen über das Krankenhaus, in dem es spuken sollte.
DAS TAGEBUCH DER ELEANOR DRUSE ist wesentlich stringenter und liebloser aufgezogen als sein Vorgänger und erzählt
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