Wer fuerchtet sich vor Stephen King
Augen, wirft die Münze danach in einen Spielautomaten – und scheint wirklich den Jackpot zu knacken.
Der Schrecken nimmt weiterhin eine zentrale Rolle in Stephen Kings Kurzgeschichtenwerk ein, wie diese Sammlung beweist, doch der Autor legt es nicht mehr auf Pointen an, sondern auf Stimmungen und kann damit seine Leser viel stärker an sich binden.
STEPHEN KING GOES TO THE MOVIES heißt eine Sammlung im Taschenbuch, die fünf bereits zuvor gesammelte Kurzgeschichten bzw. Novellen präsentiert, nach denen Filme gedreht wurden (1408; The Mangler; Hearts in Atlantis; The Shawshank Redemption; Children of the Corn). Cover und Buchrücken sind geschmackvoll und einfallsreich auf „alt“ und „EC-Comics“ getrimmt, was jedoch nicht unbedingt zu dieser Zusammenstellung passt. Zu jeder Story verfasste King eine kurze neue, den Filmen gegenüber durchaus kritische Einführung.
Neues Material bietet dann wieder SUNSET, eine Collection, die bis auf eine Ausnahme neue Geschichten Kings aus den Jahren 2003–2008 sammelt.
In „Willa“ warten die Passagiere eines entgleisten Zuges auf einem entlegenen Bahnhof auf einen Ersatzzug. Als David Sandersons Verlobte verschwindet und er sie sucht, findet er heraus, dass sämtliche Passagiere ums Leben gekommen sind und in einer Art Zwischenreich existieren …
In „Das Pfefferkuchen-Mädchen“ fängt eine Frau nach dem Tod ihres Kindes zu joggen an. Das Laufen hilft ihr nicht nur, den Verlust zu verkraften, sondern auch, einen Mörder abzuwehren, der es auf sie abgesehen hat …
„Harveys Traum“ beschreibt Szenen einer Ehe: Harvey erzählt seiner Frau beim Frühstück, er habe geträumt, eine ihrer Töchter sei gestorben. Da klingelt das Telefon …
In „Der Rastplatz“ beobachtet ein Lehrer und Schriftsteller auf einer Autobahn-Raststelle, wie ein Fremder dessen Freundin verprügelt. Bei dem Versuch, der Frau zu helfen, entdeckt er zu seinem Entsetzen sein eigenes Gewaltpotential.
In „Der Hometrainer“ soll möchte ein übergewichtiger Werbegrafiker gegen sein erhöhtes Cholesterin angehen. Der Mann kauft ein Heimfahrrad und malt einen Waldweg an die Wand, um sich vorzustellen, in freier Natur und nicht in einem Keller zu strampeln. Allerdings übt der Heimtrainer eine immer größere Faszination auf ihn aus, und dann erscheinen die kleinen Kerlchen aus seinem Körper, deren Aufgabe es ist, das Cholesterin abzubauen … und die nun arbeitslos und nicht besonders gut gelaunt sind …
In „Hinterlassenschaften“ tauchen ein knappes Jahr nach dem Attentat auf die Twin Towers vom 11. September 2001 in Scott Staleys Apartment in New York Besitztümer seiner Kollegen auf, die bei dem Attentat umgekommen sind. Anfangs glaubt er, den Verstand zu verlieren, doch als auch eine Nachbarin die Geschichten hört, die die Gegenstände über das Leben ihrer toten Besitzer zu erzählen haben, findet Staley sich allmählich mit den Ereignissen des 11. September ab und findet sogar so etwas wie Frieden, als er die Hinterlassenschaften den Angehörigen der Toten zurückgibt. Eine Art persönliche Katharsis, gespickt mit zahlreichen literarischen Anspielungen und Erwähnungen.
In „Abschlusstag“ feiert die arme Janice auf dem Anwesen der Eltern ihres reichen Freundes Buddy, als sie beobachten, wie New York zerstört wird …
„N.“ wurde bereits als animierte Comic-Miniserie im Internet veröffentlicht; vom 28. Juli bis 29. August 2008 erschienen 25 Folgen. Die Erstveröffentlichung als gedruckter Text erfolgte in diesem Buch. Ein Psychiater verfällt den scheinbaren Zwangsneurosen seines Patienten N., der auf einem Feld in Maine, auf dem das Gefüge der Wirklichkeit sehr dünn ist, Monolithen entdeckt haben will, die ein lovecrafteskes Monster namens Cthun in dessen Welt halten und ein Vordringen in unsere verhindern. Schnell findet er heraus, dass es sich dabei nicht um Einbildungen handelt – und er macht diese Erfahrung nicht als Letzter …
„Die Höllenkatze“ ist die einzige ältere Story in diesem Buch. Ein Profikiller soll eine Katze töten, die den Vorsitzenden einer pharmazeutischen Firma verfolgt, in der bei Tierversuchen Jahr für Jahr Tausende Katzen getötet werden. Allerdings obsiegt die Katze und bereitet dem Killer ein fürchterliches Ende …
Mit dieser Geschichte hat es eine besondere Bewandtnis: King sollte für einen Storywettbewerb eines Herrenmagazins einen Anfang von 500 Wörtern verfassen, der dann von den Lesern vollendet werden sollte.
Weitere Kostenlose Bücher