Wer fuerchtet sich vor Stephen King
USA“ verwandelt. Immer, wenn man glaubt, eine Steigerung der Verwicklungen sei nicht möglich, setzt der Autor noch eins drauf.
Krols zweiten Roman, KLEINE KANNIBALEN, kann man oberflächlich als Abenteuergarn lesen: 1946 flieht eine deutsche Familie nach Südamerika und stürzt im Amazonas-Gebiet ab. Sie wird von einem Eingeborenenstamm aufgenommen, bei der seit elf Jahren ein deutscher Professor der Ethnologie lebt. Er gibt die vier Landsleute als „Delfin-Menschen“ aus, Naturgötter in Menschengestalt, die von den Eingeborenen verehrt werden. Aber auf Dauer werden sie diesen Schwindel nicht durchhalten können, zumal Mutter Helga an der Situation verzweifelt …
Darüber hinaus lässt sich der Roman zum einen als Buch über das Erwachsenwerden lesen – der sechzehnjährige Erich findet sich in der Gemeinschaft der Indios ein und nimmt sich eine Frau –, zum anderen als Zivilisationssatire: Krol arbeitet deutlich heraus, dass sich die Gemeinschaft der Indios nur in Nuancen von der der „zivilisierten“ Völker unterscheidet. Und zum Dritten ist hier kaum etwas so, wie es anfangs zu sein scheint: Ein Arzt wird zu einem morphiumsüchtigen Massenmörder, ein Jude ist unbeschnitten, Arier sind beschnitten, ein Junge wird zum Mädchen, die schützende Mutter muss beschützt werden, der beschützte Sohn wird zum Schützenden. Und schließlich lernt man, warum man in dieser Gegend in Flüssen nicht pinkeln sollte – oder baden, wenn man blutet …
Das alles ist gekonnt und spannend erzählt, doch nichts weist darauf hin, dass King der Autor sein könnte. Wo King weitschweifig schreibt, verknappt Krol, wo King die Beschreibung von Sexualität meidet, sucht Krol sie. Aber vielleicht hat er sich ja auch nur gut getarnt …
„Bleibt die Frage, wer ist Torsten Krol?“, schürt das Deutschlandradio das Rätselraten. „Irgendwer versteckt sich hinter diesem Pseudonym, jemand mit hoher literarischer Kompetenz, der sich einen großen Spaß machen will, jemand wie Stephen King zum Beispiel, der ja die Kritiker auch schon zwei Mal zum Narren gehalten hat, einmal als Richard Bachmann und einmal als John Swithen.“ So schnell werden wir das wohl nicht erfahren. Die Marketingstrategie des Autors hat sich jedenfalls als erfolgreich erwiesen.
„Der deutsche Verlag stand in E-Mail-Kontakt mit Torsten Krol“, führt Lutz Bunk im DR weiter aus. „Als man erwähnte, dass ein deutscher Kritiker (d. Verf.) vermutet hatte, Torsten Krol sei Stephen King, hat Krol den Kontakt mit seinem deutschen Verlag schlagartig abgebrochen und seine E-Mail-Adresse gelöscht.“
Die Frage sei erlaubt, wie der Autor sich jetzt seine Tantiemen auszahlen lässt. Nun geht’s ja nicht mal mehr mit PayPal …
Torsten Krol
CALLISTO ODER DIE KUNST DES RASENMÄHENS
(CALLISTO, 2007)
Blessing Verlag, München 2007, 512 Seiten
DER DUNKLE TURM * THE STAND * THE TALISMAN * N. * AMERICAN VAMPIRE * EINZELVERÖFFENTLICHUNGEN
„Batman hingegen war nur ein Mensch. Ein reicher Bursche, ja. Ein starker Bursche, sicher. Ein kluger Bursche, darauf können Sie wetten. Aber … er konnte nicht fliegen .“
King in seinem Nachwort zu Batman 400
Kings Interesse an Comics war schon 1986 so bekannt, dass man ihn bat, ein Nachwort zu dem 400. Batman-Heft zu schreiben. King kam der Bitte gern nach, und nun wissen wir also, weshalb der Autor stets Batman seinem viel mächtigeren Freund Superman vorzog: weil der Mann unter der Fledermausmaske ein Mensch war und kein fast allmächtiger Held. Wenn King über Helden schreibt, dann über menschliche, nicht über außerirdische.
Schon als Kind zeigte sich der spätere Bestseller-Autor von Comics fasziniert, u.a. von den Horror-Heften des Verlags EC, die ihn zu CREEPSHOW inspirierten. Doch es dauerte verhältnismäßig lange, bis diese Liebe erwidert wurde und auch die „Siebente Kunst“ (= Comics) Stephen King mit beträchtlichem und dauerhaftem Erfolg für sich entdeckte. Dabei kam es, abgesehen von obigem Film und der Comic-Adaption natürlich, schon früh zu ersten Berührungen. In dem Schwarzweiß-Magazin Bizarre Adventures , das sich an ein erwachsenes Publikum richtete, erschien in der Ausgabe vom Dezember 1981 eine Adaption von Kings Story „The Lawnmower Man“, adaptiert von dem damaligen Comic-Superstar Walt Simonson, der auch das Titelbild gestaltete; natürlich nutzte der Verlag Marvel die Gelegenheit, mit dem berühmten Autor auf sich aufmerksam zu machen. Vielleicht lag es an der nicht sehr
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