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Wer glaubt schon an Vampire? (German Edition)

Wer glaubt schon an Vampire? (German Edition)

Titel: Wer glaubt schon an Vampire? (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Berger
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sein!“, erklärte er lässig und blickte mich dabei direkt an. Ich meine, er blickte mich nicht nur im Traum an, sondern direkt durch ihn hindurch. Er brannte quasi ein Loch in den Film, arbeitete sich weiter vor und drang bis in mein wahres Bewusstsein vor. Dabei wandelten sich seine Augen von Blau zu Schwarz und auch mit seinem Gesicht passierte eine seltsame Veränderung.
    „Das Emmeline müsste aber mittlerweile klar sein!“, zischte Aron und zeigte mir seine spitzen Zähne.
     

34 . Kapitel
     
     
     
    Marrakech, 429 n. Chr.
     
    Gowan, sein Bruder, folgte ihm. Er war der ältere und stärkere und es war seine Aufgabe, sein eigen Fleisch und Blut zu schützen, ohne Rücksicht auf das Verbot seines Vaters. Und sei es selbst das Verbot eines Königs! Der Tod war ihm also sicher, aber das hatte einen wahren Vandalen noch nie erschüttert, eher noch angespornt. Wäre er zum Zeitpunkt der Verbannung im Lager gewesen, hätte er seinen Bruder nie und nimmer in den sicheren Tod nach Marrakech reiten lassen. Er hätte mit seinem Vater höchstpersönlich um die Sicherheit von Raschdte gefochten und den selbstgefälligen Herrscher vermutlich dabei getötet. So aber war es zu spät und er hatte nur noch die Chance seinem Bruder hinterher zu reiten. Seit einem Jahr war sein Vater nun König und hatte alle Hände damit zu tun, seinen Haufen von Vandalen gezielt zu führen. Die Aufgabe war schwer und unweigerlich verknüpft mit der Kraft des Stärkeren. Sie verlangte ein gewisses Maß an Rauheit und zugleich einen hellen Geist. Gowan bewunderte seinen Vater für all die Qualitäten, die er stets bei der Führung seiner Männer gezeigt hatte ... und verachtete ihn zutiefst für die Weise, wie er mit seinem eigenen Fleisch und Blut umging. Raschdte und er waren von Anfang an wie Sklaven gehalten worden, hatten schwer schuften und schon als Kinder im Auftrag des Vaters töten müssen. Für Liebe war nie Zeit gewesen. Dabei war Geiserich gar nicht der alles bezwingende Herrscher, als den er sich immer gerne sah. Selbst er war von den Westgoten bis nach Afrika vertrieben worden. Es war also kein Eroberungsfeldzug, den die Vandalen in diesem heißen, staubigen Land gestartet hatten, sondern eine schnöde Flucht vorm Feind. Das wusste Geiserich natürlich anders darzustellen und mit Strenge und Kraft zu verteidigen. Stets sprach er vom neuen, gesegneten Land und einer Vielfalt von Schätzen, die seine Männer motivieren und in ihren räuberischen Aktivitäten bestärken sollten.
    Für all das hätte Gowan Verständnis gehabt und seinem Vater auch weiterhin treu gedient, doch die Verbannung seines Bruders konnte er nicht akzeptieren. Zu lange hatten sie gemeinsam ihr Leben und ihr Leid geteilt und sich gegenseitig brüderliche Zuneigung gespendet. Die einzige Zuneigung, die Gowan kannte.
     
    Er tat also das einzig richtige und folgte Raschdte nach Marrakech, nahm die Entbehrungen eines langen Ritts auf sich, ertrug die quälende Hitze des Tages und die schaurige Kälte der Nacht. Er wollte seinen Bruder finden, zur Vernunft bringen und zurück zu seinem Volk führen. Ein Vandalenprinz durfte wegen einer Frau oder einer Legende nicht sterben.
    Gowan ritt wie der Teufel, doch er kam um ga nze drei Tage zu spät! Sein Bruder war bereits zu Tode gefoltert und seine Asche in alle Winde verstreut worden. Alle Menschen, die Gowan traf und darauf ansprach, berichteten dasselbe. Raschdte war im Gemach der Prinzessin entdeckt worden, weil er von einer ihrer unzähligen Dienerinnen verraten worden war. Schon am nächsten Tag hatte man ihn gefoltert und danach der sengenden Hitze ausgesetzt. Sein Tod musste sehr qualvoll gewesen sein, denn die Menschen konnten nur verhalten davon sprechen. Außerdem hatten sie schreckliche Angst vor ihm, dem fremdländisch aussehenden Mann mit den stechenden Augen.
    Gowan konnte das Unglück kaum fassen, klagte dem Himmel sein Leid und war so voller Wut und Zorn, dass er die erstbeste Familie, die ihm in der Steppe über den Weg lief, tötete. Grausam und ohne Reue ging er vor und beruhigte sich erst als die Opfer keinen Atemzug mehr taten. Sein Blutrausch war damit aber noch lange nicht gestillt, denn er schwor bittere Rache am Sultan, seiner Familie und am ganzen Volk von Marrakech. ALLE sollten sie büßen für ein Verbrechen, das nie hätte stattfinden dürfen. Raschdte war immerhin der Sohn eines Königs, ebenso wie er!
    Gowan mochte nie ein guter Mensch gewesen sein, aber die Grausamkeit mit der

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