Wer glaubt schon an Vampire? (German Edition)
stets als seinen kostbarsten Schatz empfunden und nie mit Absicht in Gefahr gebracht.
Schon vor Tagen war er gefangen genommen und in dieses alte, steinerne Loch verschleppt worden. Er war verwirrt und durcheinander und das einzig Gute an dieser Aussage war, dass diese Verwirrtheit nicht auf Demenz oder Alzheimer zurückzuführen war. Mit allem hatte er gerechnet, aber nicht mit seiner Entführung. Gerade noch hatte er eine heiße Spur zur Maske im Internet gefunden, als jemand in sein Haus geschlichen war und ihn mit Chloroform betäubt hatte. Vermutlich befand er sich bereits in einem anderen Land und womöglich sogar in der Burg, die er am meisten fürchtete.
Scheinbar hatten die Abtrünnigen der Templer aber nie aufgegeben seine Spur zu verfolgen und allem Anschein nach war das Wort des großen Schenkenhals nichts mehr wert. Denn er war es, mit dem er damals den Pakt geschlossen hatte. Ein Zweig der Templer hatte sich dem schieren Wahnsinn des Bösen verschrieben und was einst seine Freunde gewesen sein mochten, waren nun seine schlimmsten Feinde.
„Was ist, Myrthe? Packst du es noch?“, höhnte eine Stimme, die ihm nur allzu bekannt vorkam. René von Schenkenhals hatte eine unvergleichliche Stimme, obgleich sie nun kraftvoller denn je klang.
„Du brichst dein Wort René! Ist dir denn gar nichts mehr heilig?“
„René? Du törichter alter Mann. Ich bin nicht wie mein Vater und seine Verträge gelten nicht für mich.“
„Vater?“, krächzte Johannes Myrthe und versuchte einen besseren Blick auf den Mann neben sich zu erhaschen. Tatsächlich! Die Gestalt dieses Unholds war größer und viel jünger.
„Ich bin Markus von Schenkenhals! Du darfst ruhig Markus zu mir sagen oder Herr Schenker!“ Er lachte kurz und trat einen Schritt näher. Seine Augen funkelten böse auf den alten Mann herab. „Mein Vater ist wegen dir gestorben. Hörst du? Er hat dein Amt übernommen und dennoch nie begriffen, welchen Schatz es zu verwalten galt oder was ihm zu opfern ist.“
„Geht es um die Maske?“, fragte der Großvater von Emmeline, weil er sich noch nicht im Klaren war, ob es ausschließlich das Artefakt war, das hier alles zum Bösen wendete.
„Tu‘ doch nicht so! Du hast sie ihm doch übergeben und so getan als wären damit keine Verpflichtungen verbunden!“, kreischte Markus und krallte seine Nägel fest in den Oberarm des alten Mannes.
„Ich habe nicht ...“
„Vergiss‘ es, Alter! Ich weiß genau, dass du die Maske kennst.“
„Nein, ich schwöre ...“
„Schweig! Es ist ja auch egal. Das Blut von mindestens einem Myrthe wird heute noch fließen, dann wird der Gerechtigkeit Genüge getan.“
„Du verfluchter Idiot! Was erwartest du dir eigentlich von meiner Ermordung?“, schrie Johannes Myrthe in einem Anfall von Zorn. „Die Erweckung des dämlichsten Heilandes aller Zeiten, oder wie?“, spottete er und kassiert dafür eine kräftige Ohrfeige. Der Schlag war so brutal, dass seine dritten Zähne quer durch den Raum flogen und eine Fontaine von Wassertröpfchen hinterher spritzten.
„Seisse ...“, lispelte Johannes Myrthe unter Tränen, denn körperliche Gewalt hatte bei einem alten Mann andere Konsequenzen, als bei einem jungen. Dummer Weise wieselte er sich auch noch an.
„Na, Alterchen! Sehr robust bist du nicht mehr. Und so etwas war einmal ein Großmeister! Die welke Nudel brauchst du auch nur noch zum Wasserlassen!“, Markus wandte sich angeekelt ab und ging einen Schritt zur Seite, um nicht besudelt zu werden. Dadurch konnte Emmis Großvater erstmals einen Blick nach hinten werfen und sehen, wen Markus mit in den düsteren Raum gebracht hatte.
„Emmeline!“, rief er schockiert, weil er so sehr gebetet hatte, sie möge in Sicherheit sein. Doch die blasse Gestalt, die an der Tür lehnte war eindeutig seine Enkelin. Emmi erwachte durch die Stimme ihres Großvaters aus ihrem Dämmerschlaf. Davor war sie wie eine Traumwandlerin diesem verfluchten Markus Schenker gefolgt, ohne zu wissen warum. Doch allmählich wurde sie klar.
„Opa! Mein Gott, was hat er mit dir ...?“, begann sie und versuchte zu ihm zu gehen. Aber ihre Beine waren schwer wie Blei, ihre Hände gefesselt.
„Schweig!“, schrie Markus sie an und kam auf sie zu. Auch ihr versetzte er eine kräftige Ohrfeige. Emmi konnte dem Schlag nicht ausweichen, fiel der Länge nach zu Boden und schlug mit der Schulter hart auf dem Steinboden auf. Blut rann ihr aus dem verletzen Mundwinkel und provozierte bei Markus eine
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