Wer glaubt schon an Vampire? (German Edition)
Extremsituationen lag ihm nur auf beruflicher Ebene. Privat und mit echten Gefühlen war das nicht wirklich sein Ding. „Und auch wenn es noch sehr früh dafür ist, musst du mir doch eines versprechen, Carmen ...“ Sein Blick wurde ernst, sein Mund verkniffen.
„Was denn, Carlos?“, hauchte Carmen und begann leicht zu zittern.
„Nach Tomar nimmst du dir bitte mindestens drei Wochen frei!“, forderte er knapp und provozierte damit ein überraschtes Schnauben von Carmen. Vielleicht hatte sie damit gerechnet, dass er von ihr verlangen würde, aufzupassen und zu überleben oder ihm ewige Treue zu schwören! Aber drei Wochen Urlaub?
„Wir erwarten beide den absoluten Showdown in Tomar. Dämone, Vampire ... das volle Programm. Du erzählst mir nebenbei, dass dein Onkel ein Magier ist, obwohl du das bei unserem Flirt noch recht bagatellisiert hast ...“, neckte sie ihn, ließ aber nicht zu, dass er etwas darauf erwiderte. „... und dann willst du mich nichts Weltbewegendes schwören lassen oder gar mein Ehemann werden, sondern mich nur drei Wochen auf Urlaub schicken?“ Carmen spielte die Empörte und Carlos wurde noch ernster.
„Drei Wochen, mindestens!“, forderte er grimmig. Oder war es Entschlossenheit? „Denn so lange lasse ich dich garantiert nicht mehr aus dem Bett!“, erklärte er und biss die Zähne so fest zusammen, dass seine Kieferknochen deutlich hervortraten. Carmens Mund öffnete sich ganz leicht, doch eigentlich blieb ihr die Spucke weg. Das was er sagte und wie er es sagte, brachte ihren ganzen Körper in kribbelige Erregung. Die Stimmung zwischen den beiden war sowieso schon die ganze Zeit sexuell geladen und baute sich nun mit jeder Minute mehr auf. Es war schlicht der Horror, denn sie hatten keine Zeit ihrem Bedürfnis auch nur in irgendeiner abgemilderten Form nachzugeben. Anstatt nach Tomar zu fahren, um sich dort mit einem Magier zu treffen und den Weltuntergang zu verhindern, wären sie viel lieber in ein Hotel gefahren und hätten auf Teufel komm raus miteinander gebumst. Gut, das mit dem Weltuntergang war vielleicht reichlich theatralisch, aber genau diese Theatralik hielt sie davon ab, an den Fahrbahnrand zu fahren.
Sie achteten also auf ihre Hände, drängten ihre Gelüste in den Hintergrund und konzentrierten sich auf Konversation. So kamen sie durch intensive Gespräche über ihre Familien immer mehr zu dem Schluss, dass beide Geschlechter – die Orthegas und die Santiegos – die Macht besaßen das große Ganze zu unterstützen. In einer wahnwitzigen Theorie meinten sie sogar direkt von Betroffenen der Liebesgeschichte Akaschas und Raschdtes abzustammen. Die Santiegos hatten die Blutlinie des verrückten Magiers inne und die Orthegas die vom alten Wanderer mit der magischen Erzählkraft. Diese Schlussfolgerung war vielleicht weit hergeholt, aber sie war legitim und brachte auch Spaß mit sich. Carmen konnte gar nicht aufhören Carlos ständig mit dem verrückten Magier-Gen aufzuziehen, während Carlos sie damit neckte, dass sie stets so viel Wert auf weibliche Tradition und Erzählweise legte, ihre magische Erzählkraft aber vermutlich von einem Mann geerbt hatte. Beide lachten ausgelassen, obwohl sie die Zusammenhänge faszinierten. Denn es war nur schlüssig, dass ihre beiden Blutslinien in ihrem Ursprung mit der berühmten Liebesgeschichte und damit auch mit der Maske verbunden waren. Es war ihr Trick, die Angst um Emmi für einen Moment zu vergessen und die niederen Triebe herunterzuschrauben. Außerdem stimmte sie das Lachen positiv. Schließlich fuhren beide in eine ungewisse Zukunft, hatten Angst und eigentlich auch keine Ahnung was sie in Tomar erwarten würde.
„In einer halben Stunde sind wir in Tomar. Dort treffen wir dann meinen Onkel. Der weiß was zu tun ist.“
„Dein Onkel ist also Magier. Hast du nicht im Lokal gesagt, dass ihr vielleicht den einen oder anderen Zauberer in der Ahnenreihe hattet, es aber nie bewiesen wurde?“, Carmen nahm Bezug auf seine erste Beschreibung zu seiner Ahnenreihe. Sie wollte ihn nur aus der Reserve locken und weiter necken, dabei hätte sie ihn am liebsten geküsst.
„Nun, ich wollte nicht gleich so angeben“, meinte er cool, lenkte stark nach links und hupte zugleich, weil ein entgegenkommendes Auto verspätet reagierte. Carmen hielt sich erschrocken am Handgriff fest.
„Bitte bring‘ uns heil nach Tomar! Es wäre doch blöd, wenn wir schon vorher ins Gras beißen“, scherzte sie und brachte Carlos damit zum
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