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Wer glaubt schon an Vampire? (German Edition)

Wer glaubt schon an Vampire? (German Edition)

Titel: Wer glaubt schon an Vampire? (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Berger
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sein. Der Alkohol nahm ihr die Hemmung und im Schoß der Empfangshalle, unter all den Leuten, fühlte sie sich sicher. Zumindest sicherer als in einem engen Taxi.
    „Hmhm!“, brummte sie daher mit keck hochgezogener Augenbraue, weil sie ihm das gestern schon so genussvoll an den Kopf geworfen hatte. Und das funktionierte auch heute bestens, denn seine letzten, noch verbliebenen Tassen im Schrank schienen augenblicklich zu bersten. Die Explosion im Oberstübchen ließ seine Pupillen wieder auf Stecknadelgröße schrumpfen und den Augapfel ungewöhnlich groß und hervorquellend wirken. Es war, als würde der schwarze Teil seiner Augen in sich hineingezogen werden. Dieser Vorgang war so erschreckend und unheimlich, dass Emmi laut zu keuchen begann.
    „Sie!“, brüllte er und zeigte mit seinem großen Finger auf Emmis Kopf. „Sind wirklich die absolut größte, unmöglichste ...“ Er stockte und wurde etwas leiser. „... und dürrste Nervensäge, der ich je begegnet bin!“ Was Emmi dann wieder total überraschte, weil sie mit einem Frontalangriff gerechnet hatte und nicht etwa mit einem kleinen Seitenhieb. Für ihr Verständnis hatte er nur gezeigt, dass er selber durcheinander war, denn er hatte nichts Schlimmes gesagt, sondern lediglich ihren schlanken Körper bemerkt. Trotzdem konnte sie das natürlich nicht auf sich sitzen lassen.
    „ Dürr? Sie spinnen ja wohl! Ich esse genug ...“
    „... und trinken zu viel!“, unterbrach er sie gekonnt und Emmi holte tief Luft, um nicht an ihren verschluckten Worten zu ersticken. Außerdem musste sie an sich halten, ihm nicht die Zunge herauszustrecken. Die zwei Gläschen Rotwein waren doch ein Scherz für einen Alkoholiker wie ihn! Wieso also sprach er immerzu davon? Sie roch vielleicht nach etwas Wein, aber er dafür wie nach einem ganzen Fass voll penetrantem Aftershave. Die längste Zeit schon verstellte er ihr den Weg und verbreitete mit seinem Geruch Übelkeit.
    „Jetzt gehen Sie mir endlich aus dem Weg, Sie ... Sie Intensivler! “, rief sie aufgebracht, fuchtelte mit den Händen herum und machte einen demonstrativen Schritt zur Seite. Ursprünglich hatte sie „Intensivstationsflüchtiger“ sagen wollen, doch dieses lange Wort hätte sie, bei all dem Ärger und dem vielen vinho tinto, nicht fehlerfrei herausgebracht. Durch ihren Sidestep musste also selbst ein Bekloppter merken, dass jetzt Schluss war mit lustig. Doch der Kerl war einfach ein Meister der Ignoranz. Schon wieder verstellte er ihr den Weg, nur dieses Mal mit einem deutlich hörbaren Knurren.
    „Verzeihen Sie schon, Missi! “, ätzte er und rückte etwas näher. Emmi ging einen Schritt zurück. „Was meinen Sie wohl genau mit dem Wort Intensivler? “, fragte er mit gefährlicher Präzision und setzte ihr nach. Sein Atem war viel zu nahe, sein Geruch zu stark. Wie unsichtbare Nebelschwaden schien etwas Giftiges aus diesem Mann zu strömen und in ihre Richtung zu wabern. Emmi spürte den Alkohol in ihrem Blut und wankte etwas, aber sie gab nicht auf und ging weiter zurück. Der Mann aber folgte ihr, als würde er an ihrer Aura kleben, parierte jeden Schritt mit einem Gegenschritt und tat so, als würde er mit ihr tanzen. Es war ein befremdender Gleichklang zweier Körper, die sich auf Distanz hielten und doch eigentlich verbunden schienen.
    Zu Emmis Erstaunen waren seine Augen heute kein bisschen mehr gelbstichig. Vielmehr leuchteten sie jetzt in einem kalten Weiß, das an hart gekochte und geschälte Eier erinnerte. Mit jeweils einem winzigen Zeck in der Mitte, der ihr zuwinkte und nur darauf lauerte seine vergifteten Zähne in ihre Haut zu bohren. Von Dekorationsmaterial für Halloween waren diese Dinger jedenfalls nicht weit entfernt.
    Schnell schüttelte sie diese absurden Gedanken ab, blieb stehen und straffte ihre Schultern. Einschüchtern wollte sie sich nicht lassen. Nicht von ihm oder sonst wen.
    „Was ich damit meine? Nun, gestern haben Sie ausgesehen, als wären Sie geradewegs aus einem Krankenhaus abgehauen, kurz vor Ihrer Lebertransplantation. Derart gelbstichige Augen sind ja wohl das Letzte! Ich vermute daher, dass Ihnen der Arsch auf Grundeis gegangen ist und Sie aus der Intensivstation abgehauen sind. Daher die Bezeichnung Intensivler . Comprendre?“ Emmi war zwar stolz, wie flüssig sie diesen Schwachsinn von sich gegeben hatte, dachte aber eigentlich nur noch daran, dass sie diese Konfrontation nicht länger wollte. Auf der einen Seite war der Typ nicht normal und sie

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