Wer glaubt schon an Vampire? (German Edition)
Vor lauter Schreck fuhr Emmi zusammen und fuchtelte mit der Taschenlampe genau in diese Richtung. Es war nur ein kurzer Moment, aber der genügte, um etwas rot Glühendes und Augen erkennen zu können.
Der Schock fuhr Emmi mit aller Gewalt durch den Körper, ließ sie aufschreien und noch in Bauchlage soweit sie konnte vom Bett fortrutschen. Wie ein schlüpfriges Reptil wand sie sich am Boden und kroch rückwärts bis zur Mauer. Nur viel schneller, hektischer. Dort stieß sie dann mit ihren Zehen hart dagegen, verschwendete aber keine Zeit für den Schmerz, sondern nur auf den Versuch, in die Höhe zu kommen. Die Panik machte es ihr nicht leicht. Zuerst stieß sie den kleinen Tisch zu ihrer Rechten um, dann stieg sie sich selbst aufs Nachthemd und drohte der Länge nach hinzufallen. Doch als ein lautes Knurren unter dem Bett hervor grollte, fand sie wie durch Zauberhand ihr Gleichgewicht wieder, rappelte sich in die Höhe und lief vorwärts. Schneller und immer schneller hastete sie zum Bad, wo die Türe offen stand und sie mit einem kühnen Hechtsprung im Inneren landete. Danach knallte sie die Türe zu und sperrte ab.
Was für ein Albtraum! Am ganzen Körper zitternd und schwer atmend lehnte sie sich gegen die kalten Fliesen und stierte auf die dünne Tür. Der lächerlich kleine Badezimmerriegel, der so schön von Weiß auf Rot springen konnte und eigentlich nur für etwas Intimsphäre beim Pinkeln gedacht war, würde jeden Moment über Leben oder Tod entscheiden. Denn, dass es um ihr Leben ging, wusste sie, seit sie in diese grässlich roten Augen ohne jeden Hauch von Menschlichkeit gesehen hatte.
Herrgott! Wie war so etwas nur möglich? Kein normaler Mensch konnte sich in den schmalen Zwischenraum unter ihr Bett zwängen, keine größeres Tier unauffällig und über längere Zeit in einem Hotelzimmer einnisten. Außerdem hatten Ratten nicht solch infernalische Augen.
Etwas kratzte an der Tür, knurrte. Emmeline zuckte zusammen, löste sich aus ihrer Erstarrung und stolperte ein paar Schritte nach hinten zur Toilette. Sie schrie laut um Hilfe und fragte sich, warum sie das nicht schon längst getan hatte. Das Knurren wurde bösartiger und sie wusste nichts besseres, als weiter zu schreien. Was hätte sie auch sonst tun können? Duschen vielleicht? Sie war immerhin panisch und saß in einer Falle ohne Fenster, Hintertür oder doppelten Boden. In diesem Bad konnte sie weder vor noch zurück und nur darauf hoffen, dass die Tür hielt, das Schloss nicht brach. In ihrer Angst hatte sie automatisch die offene Badetür gewählt und nicht die Zimmertür, die sie nie im Leben so schnell hätte entriegeln können.
Ein weiteres Schaben am Holz trieb ihr den kalten Schweiß auf die Stirn, ließ ihre Hände zittern und die Taschenlampe verräterisch klappern. Außer sich vor Angst stieg sie auf die geschlossene Toilette und hockte sich darauf, als wäre der Boden nicht fest genug und könnte sie jeden Moment verschlingen. Die Klinke wurde von außen ein paar Mal heftig nach unten gedrückt und an der Tür gerüttelt. Emmi schrie aus Leibeskräften weiter um Hilfe und wirkte dabei wie ein Roboter mit Systemcrash, gefangen in einer Dauerschleife aus seltsamen Kreischlauten. Die Taschenlampe hielt sie wie eine Pistole und wartete darauf, dass das Holz der Türe jeden Moment splitterte.
„Verschwinde oder ich rufe die Polizei!“, brüllte sie in ihrer Verzweiflung, obwohl die Lüge klar herauszuhören war und niemand ein Telefon am Klo oder in der Dusche hatte. Sie schluchzte und erstickte beinahen an dem gurgelnden Laut, der sich aus ihrer Kehle quälte . Das Beben an der Tür wurde indessen leiser, das Knurren dafür lauter. Allem Anschein nach schien das Monster nun an der Klinke zu schnüffeln und womöglich sogar daran zu lecken. Emmi hörte es laut schmatzen. Vor lauter Ekel musste sie eine Hand von der Taschenlampe lösen und auf ihren Mund pressen. In ein paar Sekunden würde dieses Vieh sie mit Haut und Haaren fressen und niemand, absolut niemand würde ihr helfen können.
Trotzdem gab sie nicht auf, schrie immer wieder um Hilfe und hoffte einfach, dass endlich jemand in diesem Gott verdammten Hotel reagieren würde.
Heftiges Klopfen an ihrer Zimmertüre rüttelte sie irgendwann aus der Dauerschleife ihrer Hilfeschreie, obwohl automatisiertes Kreischen nicht so leicht abzustellen war. Das Knurren und Schmatzen war verstummt oder aber es war so leise geworden, dass sie es nun nicht mehr hörte. Wieder
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