Wer glaubt schon an Vampire? (German Edition)
eingeschüchtert von seinem seltsamen Auftreten, auf der anderen Seite aber reizte sie etwas an ihm, ständig weiterzumachen und das kostete allmählich Kraft. Außerdem war sie müde und nur noch darauf aus in ihr Zimmer zu kommen, um das Informationsmaterial aus der Bibliothek zu sortieren. Hunger hatte sie auch schon wieder, also wollte sie hier nicht länger stehen und streiten.
Mit seiner Reaktion auf ihre Worte hatte sie jedoch nicht gerechnet. Denn er wurde nicht laut oder noch wütender, sondern begann zu lachen. So herzhaft und ungezwungen, dass Emmi vollkommen baff da stand und sich gar nicht mehr auskannte.
„Ich spreche zwar kein Französisch, Lady, aber das habe ich verstanden“, lachte er in Bezug auf ihr Comprendre und schien weiterhin in plötzlicher Heiterkeit zu verharren. Der Typ war aber schon etwas sonderbar, wenn er so einfach von „Ich töte dich, ich töte dich!“ auf „Okay, ich lach jetzt!“ umschwenken konnte. Wirklich spaßig fand Emmi das nicht.
„DAS war es also!“, lachte der Kerl inzwischen weiter und zwinkerte Emmi fröhlich zu. Die brauchte aber noch etwas, um die veränderte Atmosphäre für echt zu halten. Auf Heiterkeit war sie bei dem finsteren Freak irgendwie nicht programmiert.
„Deswegen haben Sie mich im Flugzeug so angeekelt angesehen! Wegen trüber Augen nach einer durchzechten Nacht! Jetzt verstehe ich alles“, erklärte er gespielt empört und lachte weiter.
„Ich habe Sie nicht angeekelt angesehen“, konterte Emmi automatisch, obwohl sie bereits begriffen hatte, dass es ihm mit der Fröhlichkeit ernst war.
„Ach, Lady!“, grinste er immer noch und guckte dabei so verwirrend freundlich, dass Emmi endlich ein erstes Lächeln versuchte.
„Nun gut, vielleicht ein bisschen. Sie waren aber auch ein Ekel ... äh ... sind ein Ekel. Oh verflucht, ich wollte nicht schon wieder anfangen. Entschuldigung!“, meinte sie erschrocken und hielt sich den Mund zu, obwohl sie nun ebenfalls kichern musste. So ungeschickt hatte sie sich ja noch nie beim Streitschlichten angestellt! Sie probierte einen neuerlichen Ausfallschritt zur Seite, denn die Konfrontation war ja offenbar vorbei.
„Sie wollen schon gehen?“, fragte er sogleich mit tiefer Stimme und einem Glitzern in den Augen, das plötzlich interessant wirkte und so gar nicht zu den kleinen Pupillen passte.
„Äh, wieso? Wollen Sie noch weiter streiten?“, fragte Emmi ehrlich erstaunt und mit solch großen Augen, dass sie einen neuen Lachanfall bei ihm provozierte.
„Also wirklich. Es gehört schon eine Menge dazu, derart frech zu kommen und mich trotzdem zum Lachen zu bringen“, meinte er und schüttelte leicht den Kopf. „Aber Ihre Beschimpfungen will ich mal nicht so ernst nehmen“, ergänzte er mit einem Lächeln, das Bezug nahm auf viel vinho tinto. Er schob offensichtlich alles auf den Wein und damit auf Emmi. Aber gerade als sie etwas darauf erwidern wollte, mahnte er mit einer milden Handbewegung zur Ruhe.
„Schon gut. Ich mache ja Platz. Also dann ... auf Wiedersehen, würde ich sagen“ Damit verneigte er sich spöttisch und ging einen Schritt zur Seite. Emmis spontaner Impuls wäre ein „Auf Nimmerwiedersehen “ gewesen, doch sein Blick hielt sie davon ab. Nicht weil er so streng war, sondern im Gegenteil, so freundlich! Das war schon reichlich ungewohnt. Aber womöglich war es ja ein halbwegs gut gelungener Abschluss für ein ständiges Hickhack zwischen zwei Menschen, die sowieso nichts miteinander zu schaffen hatten.
Mit einem schlichten Nicken ging sie daher an ihm vorbei, meinte aber noch lange seinen bohrenden Blick in ihrem Rücken zu spüren.
Was für ein seltsamer Mann! Und wie sehr er ihren Kampfgeist anzusprechen wusste! Das charmante Lachen war freilich eine ziemliche Überraschung gewesen, aber davor kannte der Mann nur Arroganz und Wut. Außerdem hatte er etwas Unheimliches an sich, das sie nicht in Worte fassen und noch weniger begreifen konnte.
5 . Kapitel
In der Zeit um Mitternacht wurde Emmeline von einem Geräusch an der Tür geweckt. Jemand versuchte ganz klar in ihr Zimmer einzubrechen.
Mit einem Satz war sie aus den Federn und schnappte sich ihre Taschenlampe vom Nachttisch. Die hatte sie immer dabei, weil sie so gut wie nachtblind war und die grelle Zimmerbeleuchtung in Hotels nicht ausstehen konnte. Wie eine Waffe hielt sie das klobige Ding nun in der Hand und schlich sich damit zur Türe.
Als diese aufsprang und grelles Licht sie
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