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Wer glaubt schon an Vampire? (German Edition)

Wer glaubt schon an Vampire? (German Edition)

Titel: Wer glaubt schon an Vampire? (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Berger
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Manche machten es mir absichtlich schwer, andere wiederum waren zu stark verletzt, als dass ich sie mühelos hätte fesseln können. Insgeheim verfluchte ich meinen Bruder für sein Vorgehen und dafür, dass ich diese entwürdigende Arbeit verrichten musste. Entwürdigend sowohl für mich, als auch für all die tapferen Krieger der Gegenseite. Von einer Frau gebunden zu werden war eine nicht zu unterschätzende Schmach. Zehn der besiegten Krieger waren noch an der Reihe und allmählich konnte ich die starren, Hass erfüllten Blicke nicht mehr ertragen. Ich wollte nicht zimperlich sein, auch nicht kneifen und doch hätte ich am liebsten kehrt gemacht und mir den Rest erspart. Es waren nicht nur riesige Kerle, sondern zum Teil noch richtige Kinder, die hier auf ihre Gefangenschaft oder ihren Tod warteten. Doch auch die waren gefährlich und unberechenbar. Blut verschmiert, verletzt oder nicht, Kind oder Mann ... sie alle konnten noch im Kriegerwahn gefangen sein und wie Bestien reagieren. Schaum vorm Mund war meist nicht zu sehen, aber ihre gehetzten Blicke zeigten einen Irrsinn, der Spiegel ihres Grauens war – egal, ob sie ihn durch andere erlebt oder selbst angerichtet hatten.
    Kopfschüttelnd wankte ich von einem Verletzten zum nächsten, war verstummt und betroffen über das Ausmaß und den Wahnsinn des Krieges. Das Elend nach einer Schlacht drückte mir jedes Mal die Luft ab, ließ mich verbittern, selbst auf unserer Seite ... der Siegerseite.
    Vorsichtig legte ich die blutigen Hände des nächsten Mannes frei, um sie mit einem Lederriemen fest zu binden. Überall auf seinem Körper war Blut, aber es war nicht erkennbar, ob es seines oder das vieler anderer war. Es spielte auch keine Rolle. Nichts spielte mehr eine Rolle für diesen Mann, denn er wirkte bereits leblos, wie im geistigen Tiefschlaf. Kein Ton kam aus seinem Mund, kein Begreifen meiner Handlung war zu erkennen. Die meisten dieser Kriegsgefangenen schienen mit ihren Gedanken weit, weit fort. Als wären sie vor langer Zeit aus ihrem Körpern vertrieben worden und in die Weiten des Himmels entschwunden.
    Aber auch ich stand wie neben mir und hätte alles dafür gegeben ebenfalls entfliehen und vergessen zu können. Stattdessen kämpfte ich mich weiter, zurrte und zog, band und verknotete.
    Leder schnitt den Opfern ins Fleisch, brennende Augen dafür tief in meine Seele. Schritt für Schritt ging ich weiter, funktionierte wie eine Marionette und fühlte mich leblos und ausgelaugt. Aber ich biss immer wieder die Zähne zusammen, arbeitete mich vor und stolperte so von einem besiegten Krieger zum nächsten.
     
     

7 . Kapitel
     
     
     
     
    Emmeline erwachte durch den Weckruf, den sie am Vo rabend bestellt hatte und der – wie durch ein Wunder – tatsächlich ins neue Zimmer umgeleitet worden war. Die Professionalität der Hotelangestellten war eine Wohltat und Emmi nahm sich erneut vor, sich erkenntlich zu zeigen. Zuerst aber wollte sie das Zimmer genießen und den neuen Ausblick. Sie öffnete das Fenster und staunte. Lissabon war herrlich und wenn sie die Nase weit genug hinausstreckte, konnte sie sogar das Meer riechen. Der Atlantik war in ihrer Erinnerung stets ein wenig stürmisch, wirkte dadurch aber viel „lebendiger“ als das lahme Mittelmeer. Einen Ausflug zur Algarve, dem südlichsten Landstrichs Portugals, konnte Emmi sich dennoch nicht leisten. Ihre Arbeit war vorrangig und die Vorgaben ihres Opas zu strikt und zeitlich begrenzt. Aber sie nahm sich vor, noch einmal dieses wunderbare Land zu bereisen und nichts anderes zu tun, als zu urlauben und zu relaxen. Durch Prospekte und Reiseführer wusste sie von den ungewöhnlichen Gesteinsformationen der Algarve ebenso wie von den versteckten, wunderschönen Stränden dazwischen. Überhaupt schien ihr das ganze Land wie geeignet für einen ausgiebigen Individualurlaub.
     
    Im Bad reinigte sie sich dann das Gesicht, kämmte ihr widerspenstiges Haar und legte sogar ein wenig Make-up auf, um frisch und gepflegt auszusehen ... vor allem aber, um dem Ruf des überspannten Frauenzimmers entgegenzuwirken, den sie sich heute Nacht sicherlich eingehandelt hatte.
    Mysteriöse Anrufe um Mitternacht, rot glühende Augen und flachgedrückte Menschen unter Betten waren aber auch harter Tobak. Selbst sie wollte nicht mehr in Erwägung ziehen, dass es wirklich passiert war und schob die Erinnerung ganz weit in den Hintergrund ihres Bewusstseins. Sie wollte sich dieser Angst nicht stellen. Viel einfacher war

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