Wer glaubt schon an Vampire? (German Edition)
klopfte es – lauter, eindringlicher – und dennoch auf eine Art, die „zivilisiert“ klang und an einen Menschen erinnerte. Emmis Hoffnung wuchs und als ein klackendes Geräusch an ihrer Zimmertüre bestätigte, dass sich jemand Zutritt er verschaffte, hätte sie am liebsten laut gejubelt. Doch dazu war sie noch nicht in der Lage.
„Ich bin im Bad!“, heulte sie stattdessen und schluchzte, weil sie immer noch Angst hatte und hoffte, dass das Monster sich nun nicht ihren Retter vorknöpfen würde. Sie ahnte zwar, dass es vorbei war, konnte sich aber immer noch nicht bewegen. Außerdem wäre sie nicht um alles Geld der Welt freiwillig aus dem Bad herausgekommen.
„Geht es Ihnen gut, Madame? Warten Sie, ich öffne die Türe! Gleich bin ich bei Ihnen!“, sagte jemand mit jugendlicher Stimme, die Emmi an den Kellner von vorhin erinnerte.
„Bitte, passen Sie auf!“, weinte Emmi und wollte noch hinzufügen, dass sich womöglich ein Einbrecher, eine Bestie oder ein Mörder im Zimmer befand. Aber irgendwie versagte ihr die Stimme, hielten ihre Nerven eine längere Erklärung einfach nicht aus. Der Kellner fackelte sowieso nicht lange herum und öffnete mit einem Generalschlüssel die Badezimmertüre.
Der Anblick, der sich ihm bot, war erschreckend. Die junge Frau hockte wie ein verletztes Tier auf dem Klodeckel, hatte eine riesige Taschenlampe in ihrer Hand und wirkte so verstört, als hätte sie gerade eine Horde Geister gesehen oder vielleicht auch nur eine kleine Maus. Wer wusste schon, warum Frauen mitten in der Nacht hysterisch wurden, obwohl sie keinen Lover hatten? Aber der Grund konnte dem jungen Mann herzlich egal sein, denn diese Frau war Gast des Hotels und brauchte offensichtlich Betreuung.
„Was ist denn nur passiert? Geht es Ihnen gut? Haben Sie Medikamente genommen? Soll ich einen Arzt rufen?“ Frederico, so hieß er, stellte viel zu viele Fragen auf einmal, schaffte aber zumindest ein paar beruhigende Handbewegungen, wie man sie bei aufgescheuchten Tieren meist machte. Und das zeigte Wirkung, denn die Frau blickte endlich hoch und löste sich aus ihrer Erstarrung.
6 . Kapitel
Emmeline bekam ein neues Zimmer. Durch den Au fruhr, den sie verursacht hatte war auch noch der Hotelmanager samt Assistentin erschienen. Wobei für jeden ersichtlich gewesen war, dass die beiden gerade aus dem gemeinsamen Bett geholt worden waren.
Manager, Assistentin und Frederico fanden keinen Eindringling und auch keine Spur von Ratten. Das Zimmer war genau so wie es sein sollte und die Eingangstüre unversehrt und ohne Spuren eines Einbruchs. Da auch das Fenster durch den Luftschacht nicht wirklich zugängig war, glaubten alle drei alsbald an überreizte Nerven und einen schlechten Traum.
Der Höflichkeit halber und weil Emmi erneut drohte das ganze Hotel zusammenzuschreien, erhielt sie dennoch ein neues Zimmer einen Stock höher. Die leichten Kratzspuren an der Badezimmertür wurden im Trubel des Umzugs übersehen und wären sowieso erst bei Tageslicht und genauerer Prüfung der Maserung zu erkennen gewesen. Niemand ahnte etwas, niemand erkannte etwas. Alle waren sich einig, dass die Dame überspannt und überarbeitet war. Selbst Emmeline kamen Zweifel an der Richtigkeit ihres Erlebnisses. Es klang ja auch verrückt und am ehesten noch wie ein Traum, der extrem real gewirkt hatte.
Aber nun war sie in Sicherheit und ihr neues Zimmer kein Vergleich zum alten! Es war schön, lag mindestens eine Preiskategorie höher und hatte einen herrlichen Ausblick auf Lissabon. Es war immer noch mitten in der Nacht und sie war drei netten Menschen gehörig auf die Nerven gegangen, aber alleine für das Zimmer hatte sich die ganze Aktion schon ausgezahlt. Der Bettrahmen reichte bis zum Boden und ließ keinen Spalt für Getier oder Begegnungen anderer Art zu. Dazu waren die Räumlichkeiten vom Personal demonstrativ kontrolliert und das Fenster erst gar nicht geöffnet worden.
Am nächsten Morgen muss ich mich erkenntlich zeigen. ... dachte sie noch zufrieden, ehe sie sich in ihr neues Bettchen kuschelte und sofort in einen tiefen, intensiven Traum versank. Dieser hatte wunderlicher Weise nichts mit rot glühenden Augen oder bösen Nagern unter dem Bett zu tun, sondern öffnete für Emmi eine neue Dimension des Träumens. Auch sollte er lediglich der Auftakt sein zu einer ganzen Reihe von sonderbaren Schlaferlebnissen.
Es war gar nicht so leicht all die Krieger ordentlich zu bi nden.
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