Wer glaubt schon an Vampire? (German Edition)
Auch auf dem Rücken! ... ekelte sie sich und lobte ihr logisches Denkvermögen für die Gabe, romantische Anwandlungen und Abwege wieder ins rechte Licht rücken zu können. Ohne diese Veranlagung wäre sie vermutlich längst in den falschen Armen gelandet.
Aron Jäger hatte heute Abend eine neue Seite von sich präsentiert, ihr Misstrauen aber dennoch nicht ganz beseitigt. Etwas an ihm schürte weiterhin ihre Vorsicht. Es war nur so ein Gefühl, eine Ahnung, aber es hatte etwas mit der Finsternis zu tun, die sie nach wie vor hinter seiner charmanten Fassade witterte. Alleine im Dunkeln und als Gegner wollte sie ihm jedenfalls nicht begegnen.
„Woran denken Sie?“, fragte er mit einem ernsten Blick, der einen Hauch von stecknadelgroßen Pupillen zeigte. Irgendwann würde sie ihn auf diese ungewöhnlichen Augen ansprechen! Doch heute hatte sie nicht vor den Abend noch zu verkomplizieren. Schnell drückte sie die Taste für ihr Stockwerk und wandte sich ihm zu.
„Ach, nichts! Wirklich! Es ist nicht der Rede wert. Ich bin einfach nur übermüdet“, erklärte sie und Aron Jäger ließ es dabei bewenden. Schweigend fuhren sie aufwärts und als sich die Türe in Emmis Stock öffnete, wollte sie nur mit einem kurzen Gruß aussteigen. Doch Aron Jäger fasste schnell ihre Hand und hielt sie zurück. Emmi war so überrascht, dass sie ein komisches Geräusch von sich gab. Mehr ein Japsen, als ein Schreien, denn der plötzliche Körperkontakt war ... schockierend. Viel zu fest hielt er ihre Hand, viel zu eindringlich blickte er ihr in die Augen und schon wieder musste Emmi an eine andere Spezies denken. Zugleich aber fragte sie sich, warum sie ihn ständig als so „anderes“ empfand, wo er doch auch nur ein Mann sein konnte.
Nur ein Mann! ... mahnte sie sich im Stillen und versuchte nicht zu zittern.
„Warten Sie, bitte! Ich habe Ihnen noch gar nicht gesagt ...“, meinte er, als hätte er ihren Schrecken nicht bemerkt.
„Ja? Was denn?“, keuchte sie heiser, weil sie all ihren Mut zusammennahm, um nicht ihre Hand loszureißen und schreiend davonzulaufen.
„Wollen wir nicht zum DU wechseln, Emmi?“, fragte er und wirkte dabei plötzlich gegen jede Erwartung schüchtern . Nein, das traf es nicht ganz, denn er wirkte extrem eindringlich und schüchtern ! Eine Kombination, die es in der Natur normalerweise nicht gab.
„O-O-Okay“, erwiderte sie, obwohl sie sich völlig überrumpelt fühlte und sofort eine Schreckensvision von „Bussi-Bussi“ verdrängte.
Alles, nur nicht küssen! ... dröhnte es noch in ihrem Kopf, während sie bereits ihre Hand aus seinem Griff befreite und auf Distanz ging. Genauer gesagt stürmte sie aus der Kabine und wäre am liebsten auch weiter gerannt, wenn diese Reaktion nicht so übertrieben und unhöflich gewesen wäre. Sie zwang sich also noch ein wenig stehen zu bleiben, ihm zuzuwinken und so etwas wie „Gute Nacht!“ zu brabbeln. Wie ein Kind, das Abschied nahm, vorm schwarzen Mann und betete, ihn nie wieder zu sehen. Es war keine wirklich kontrollierte Aktion und Aron Jäger offensichtlich verwundert, aber Emmi konnte nicht anders. Kurz lächelte sie ihm noch verlegen zu, machte sich dann aber auf den Weg zu ihrem Zimmer.
Sie war noch ganz in Gedanken, als ihr kurz vor dem Zimmer Nr. 53 plötzlich dämmerte, dass sie im falschen Stock ausgestiegen war.
„So ein Mist!“, rief sie verärgert und stampfte in Gedanken fest auf. In Wirklichkeit aber wirbelte sie herum und hastete zum Aufzug zurück. Dabei war sie fast noch schneller, als kurz zuvor bei ihrer Flucht vor Aron Jäger. Der Aufzug aber war längst fort und Emmi entsprechend genervt und kribbelig. Sie drückte auf den Knopf, um den Aufzug zu holen und starrte dabei immer wieder den menschenleeren Gang hinunter zu ihrem ehemaligen Zimmer. Vor dieser Tür hatte sie Angst und weil ihr das ganz deutlich klar wurde, drückte sie erneut auf den Knopf für den Aufzug. Ein Mal, zwei Mal. Vermutlich hätte sie noch öfter gedrückt, wenn sie sich nicht so blöd dabei vorgekommen wäre. Sie wollte endlich ins Bett und nicht ewig lange im falschen Stockwerk herumstehen. Gut, einmal drückte sie noch, aber dann zwang sie sich auf die Türe vor sich zu sehen und nicht länger auf Geister oder Horrorfiguren zu warten.
Als das alte Monstrum von Aufzug dann endlich mit einem überlauten Geräusch in ihrem Stockwerk landete, hatte Emmi bereits das Gefühl auf tausend Nadeln zu stehen. Sie war ängstlich und fahrig – egal,
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