Wer glaubt schon an Vampire? (German Edition)
ihrer Angst gefangen. Wild hämmerte sie weiter auf das Metall ein, ohne dabei den Schmerz in ihren Fäusten zu bemerken.
Dann hörte sie einen schrecklichen Knall, ahnte das Reißen des Stahlseils voraus und wusste ... sie wusste einfach, dass jeden Moment der Absturz folgen würde.
Alles aus ... dachte sie noch, als ein erstes, leichtes Absacken einsetzte. EIN ABSACKEN! Emmi kreischte hysterisch und fiel auf die Knie. Aufrecht stehen war nun nicht mehr wichtig. Auch das blöde Hämmern nicht. Sie wollte nur ihren Körper schützen und am Leben bleiben. Es war nur ein kurzer Moment, denn die Kabine kam schnell wieder zum Stillstand, aber Emmis Panik erreichte dennoch ihren Höhepunkt. Jeden Moment würde sie im freien Fall ihr Leben aushauchen oder spätestens bei der Detonation am Boden zerquetscht werden. Niemand, der halbwegs bei Verstand war, konnte solch einen Absturz überleben. Niemand!
Bin ich halbwegs bei Verstand? Der kurze Einwurf in ihrem Kopf machte sie nervös, aber wenigstens schaffte sie es, sich auf den Boden zu hocken und möglichst jede Bewegung zu vermeiden. Sie wollte noch nicht sterben und musste an einen Ausweg glauben, an einem Plan arbeiten.
Gedanken ordnen, ruhig bleiben ... keuchte sie leise, als tatsächlich dieses eine Zahnrädchen der Vernunft wieder einhakte und sie an einen Alarmknopf im Inneren der Kabine denken ließ. Von ihrer hockenden Position aus versuchte sie mit langgestrecktem Arm die Steuerkonsole zu erreichen und sich dabei so wenig als möglich zu bewegen. So wollte sie das Gleichgewicht der Kabine aufrecht erhalten und jedes unnötige Schaukeln vermeiden. Wie einen Tentakel, der immer länger wurde, streckte sie den Arm aus, tauchte tiefer ein in die Finsternis und stellte fest, dass es gar nicht so leicht war die richtige Höhe oder Richtung zu erwischen.
Sie probierte es gerade eine Spur weiter links, als ein schauriges Knarren durch die Kabine fuhr und das Metall um sie herum erzitterte. Automatisch zog Emmi die Hand zurück und umklammerte fest ihren Körper. Solch eine Angst hatte sie noch nie empfunden, selbst im Flieger nicht.
Ein letztes schnalzendes Geräusch ertönte, dann ging es abwärts. ABWÄRTS!!!! Emmis Augen weiteten sich vor Entsetzen und sie schrie so laut sie konnte. Schluckauf kam auch noch dazu, während die Kabine mit immer höherer Geschwindigkeit in die Tiefe donnerte. Wie angewurzelt hockte Emmi auf dem Boden, schluchzte und hickste, während sie versuchte sich links und rechts an den Wänden zu verspreizen. Nicht, um mit Körperkraft dem drohenden Aufprall entgegen zu wirken, sondern weil sie schon bald damit rechnete abzuheben und in die Luft zu fliegen. Sie hatte es nicht so mit Physik, aber instinktiv ging sie davon aus, dass ihr Körper langsamer abstürzen müsste, als der schwere Aufzug. Doch obwohl die Geschwindigkeit enorm war und ihr der Absturz schon wie eine halbe Ewigkeit erschien, passierte nichts dergleichen. Es war verrückt und Emmi sicher zu keinem klaren Gedanken mehr fähig, aber durch das Festkleben am Boden ging sie plötzlich nicht mehr von einem richtigen Absturz aus. Dabei fiel die Kabine weiterhin steil abwärts und schien geradezu unnatürlich weit ins Bodenlose zu versinken. Ewig lange dauerte dieses Gefühl an. Emmis Gekreische verstummte allmählich und sogar ihr Schluckauf fand ein Ende.
Endlos lange Raserei in die Tiefe ... ging es ihr durch den Kopf, während sie hoffte, nicht allzu hart aufzuschlagen.
Scheiße, wo bleibt der Boden? ... dröhnte es als Nächstes in ihrem Schädel, weil ein Fall aus dem dritten Stock niemals so lange andauern konnte. Die Erwartung auf das Ende war kaum zu ertragen und mindestens genauso verrückt wie der ganze Rest der Geschichte. Dennoch zweifelte sie allmählich an der Größe und Konstruktion des Gebäudes. Wenn es noch lange so weiterging, würde sie gar am anderen Ende der Welt herauskommen.
Glüß Gott welte Chinesen! ... versuchte sie es kurz mit lispelndem Humor, doch ihre Hosen waren so gestrichen voll, dass auch ihre Gedanken gleich wieder kreischend durcheinander gerieten. Immer noch raste sie in die Tiefe und immer dringlicher fragte sie sich, wie lange ein stinknormaler Aufzug nach unten sausen konnte ohne aufzuschlagen. Es war wie in einem dieser furchtbaren Albträume, wo die Kabine immer das Gegenteil von dem tat, was man wollte. Mal bohrte sie sich endlos tief in die Erde, dann schoss sie wieder oben übers Ziel hinaus.
Emmi stand kurz vor einem Kollaps,
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