Wer glaubt schon an Vampire? (German Edition)
Romanen oder Fernsehsendungen.“
„Ich habe Geschichte studiert.“
„Das ist alles?“
„Und ich interessiere mich für Kunstgegenstände, vor allem für mystische.“
„Aha! Was für ein Zufall. Es ist doch einer, oder?“
„Was denn?“
„Der Zufall!“
„Oh, ja ... na klar“, erwiderte er wie aus der Pistole geschossen und mit einem Augenaufschlag, der ihn ziemlich ehrlich wirken ließ.
„Es kommt mir trotzdem ein wenig spanisch vor.“
„Nein, wohl eher portugiesisch“, konterte er trocken. „Da gibt es ganz gehörige Unterschiede, vor allem in der Sprache“, ergänzte er und Emmi musste lachen. Aron Jäger war schon ein komischer Kerl – weder Fisch noch Fleisch. Ganz klar war sie sich über ihn noch nicht und an einen Zufall konnte sie auch nicht recht glauben. Zwei Menschen aus demselben Flugzeug waren an mystischen Artefakten interessiert und stiegen noch dazu im gleichen Hotel ab? Das waren schon sehr viele Fügungen auf einmal. Emmi blieb trotzdem beim Lächeln.
„ Der war gut! Ein Punkt für Sie!“, lachte sie und Aron Jäger zwinkerte ihr zu. Überhaupt blieb er herzerfrischend fröhlich, obwohl Emmi den Grund dafür nicht kannte. Sie bemerkte nur, dass sie kribbelig wurde, wenn er lachte.
„Also von mir aus ...“, sagte sie und nahm einen letzten Schluck von ihrem Espresso. „Dann werde ich mir Ihr Buch natürlich ansehen. Wo ist es denn? Hier in Lissabon?“
„Nein, es befindet sich in Tomar, im Convento de Christo, der ehemaligen ...“
„... Templerburg. Ich weiß“, ergänzte sie, weil sie – kindischer Weise – mit Wissen punkten wollte. Es war immer noch ein Hauch von Konkurrenzkampf zwischen ihnen, wenn auch nicht mehr so hart und frustrierend wie bisher.
„Dort führt mich meine Recherchearbeit sowieso in den nächsten Tagen hin. Mit dem Schreiben meines Großvaters werde ich sogar einen Teil der Bibliothek einsehen können, der für normale Touristen nicht zugänglich ist.“
Ups ... so viel hatte sie eigentlich gar nicht verraten wollen. Schließlich kannte sie diesen Aron Jäger noch viel zu wenig und war im Grunde auch zur Verschwiegenheit verpflichtet. Verärgert biss sie sich auf die Lippen und mahnte sich zu mehr Vorsicht. Dieser Mann war ja gemeingefährlich! In überraschend kurzer Zeit hatte er es geschafft, sich charmant und locker zu geben und sie um den Finger zu wickeln. Dabei nahm Emmi ihren Job stets ernst und hielt sich auch zumeist an die strengen Vorgaben ihres Großvaters. Doch wenn sie sich in Gesellschaft wohl fühlte und ein wenig Vertrauen gefasst hatte, neigte sie dazu redselig zu werden. Je länger sie darüber nachdachte, desto mehr fühlte sie sich von der charmanten Seite dieses Herrn überrumpelt.
„Jetzt sagen Sie mir aber mal ganz genau, was Sie hier eigentlich treiben! Von mir wissen Sie ja schon so gut wie alles“, meinte Emmi daher streng und wirkte plötzlich wieder zerknirscht. Schließlich hasste sie es, wenn sie ihre Konzentration aufs Wesentliche verlor. Konzentration oder Kontrolle ... irgendwas in der Art eben.
„Oh, Sie sind verärgert. Das tut mir leid. Mein Aufenthalt hier soll auch keineswegs ein Geheimnis sein.“
„Na, dann spucken Sie es schon aus!“, forderte sie noch eine Spur ungehaltener, obwohl sie bemerkte, wie sehr ihn ihre Formulierung amüsierte.
„Ich bin hier auf Urlaub ... ganz einfach!“
„Was Sie nicht sagen! Und was haben Sie dann mit Markus gemacht?
„Mit wem?“
„Na, mit Markus! Meinem Tischnachbarn! Der Mann heute Morgen, schon vergessen? Ich dachte da ging es ums Geschäftliche.“
„Ach, so der ... nun ja, Markus ist zufällig der Sekretär eines sehr wichtigen Geschäftspartners. Ich habe erfahren, dass er in diesem Hotel abgestiegen ist und wir haben Geschäftliches besprochen. Allerdings ändert das nichts daran, dass ich hier Urlaub mache.“
„Danke, ich habe schon verstanden, dass Sie auch in ihrer Freizeit arbeiten. Aber WAS arbeiten Sie? Raus jetzt mit der Sprache, oder ich stehe auf und gehe! Und Ihr über-drüber-interessantes Buch können Sie sich dann sonst wohin ...“
„Na, na, na! Jetzt aber mit der Ruhe! Warum sind Sie nur schon wieder so verärgert? Ich arbeite schließlich nur für ... das Finanzamt.“
„Wie bitte? Für das Finanzamt? SIE?“ Emmi starrte ihn ungläubig an.
„Ja. Hier bitte, meine Visitenkarte“, bekräftigte er und zückte aus seiner Brieftasche eine langweilig konservative Visitenkarte, die so was von nach Finanzamt roch,
Weitere Kostenlose Bücher