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Wer glaubt schon an Vampire? (German Edition)

Wer glaubt schon an Vampire? (German Edition)

Titel: Wer glaubt schon an Vampire? (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Berger
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dass Emmi vor Verlegenheit rot wurde. Alles hätte sie erwartet, aber einen verkorksten Beamten mit Ärmelschoner? Ihr Mr. Finster? Unbewusst schüttelte sie den Kopf, weil sie solch einen Schwachsinn dachte und sich zugleich aber nicht vorstellen konnte, dass jemand freiwillig langweilige Visitenkarten drucken ließ, nur um einen falschen Beruf anzugeben.
    „Oh, ich dachte nur, ...“, begann sie daher, weil sie sich entschlossen hatte, ihm zu glauben. Aron Jäger sprach den Satz für sie fertig.
    „ ... dass solch ein Job nicht zu mir passt? Aber im Gegenteil: Ich liebe Zahlen und Analysen. Rechnen und kombinieren gehören zu meinen größten Leidenschaften. Und kleine Steuersünder interessieren mich dabei nicht die Bohne. Was ich jage sind die ganz großen Fische. Haie sozusagen und andere Raubfische“, lachte er und Emmi ließ sich auf dieses Geplänkel ein.
    „Demnach sind Sie ein Hochseefischer vom Finanzamt oder vielleicht ein Geheimagent im Steuerdschungel, nur eben mit Angel statt mit Fangnetz.“
    „Nun ja, so würde ich mich nicht gerade bezeichnen, aber detektivisches Vorgehen ist sicherlich ein wichtiger Teil meiner Arbeit und ein dichter Dschungel ist die Materie allemal. Die Großen glauben halt stets clever genug zu sein und den Durchblick zu haben. Letztendlich aber verlassen sie sich oft auf die falschen Menschen. Und dann komme ich ins Spiel und es wird ungemütlich. Sehr ungemütlich sogar und vor allem teuer! Ich möchte nicht übertreiben, aber bisher habe ich noch jeden erwischt.“
    „Aha, daher der Name Jäger . Und was haben Sie dann mit Kreuzrittern und Geschichte am Hut?“
    „Oh, das ist lediglich ein Hobby. Zum Ausgleich, sozusagen. Ich habe auf der einen Seite Betriebswirtschaft und Rechtswesen studiert, auf der anderen aber vor allem das Studium der Geschichte geliebt.“
    „Im Ernst?“
    „Nein, ... im WU-Gebäude und auf der Hauptuniversität!“, scherzte er, weil er nicht über sein Dreifachstudium sprechen wollte. Emmi war dennoch beeindruckt.
    „Reden wir doch von der Maske!“, forderte er und zwinkerte Emmi zu. „Bei all den Zahlen und Fakten strebe ich nämlich stets nach dem Ungreifbaren, dem Mysteriösen. Diese Nephrit-Maske ist mir bereits in Berlin aufgefallen.“
    „Was? Sie haben sie gesehen?“
    „Ja, und sie war beeindruckend.“
    „Oh, dann sind Sie ja einer der Wenigen ...“
    „Stimmt. Der Anbieter hatte keine Ahnung, welchen Schatz er da in Händen hielt. Aber nachdem die ersten Fachkundigen von den Socken waren und die Aufsichtsbehörde davon Wind bekommen hat, haben sie den armen Kerl in die Mangel genommen. Was danach passiert ist, weiß keiner. Die Maske ist ja erneut verschwunden.“ Während Aron Jäger erzählte, begann Emmi zu grübeln. Dieser Mann hatte also die Maske von Angesicht zu Angesicht gesehen, war dann noch „rein zufällig“ im gleichen Flugzeug wie Emmi gewesen und tat nun so, als würde er in Portugal Urlaub machen. Von welchen Zufällen wollte er ihr eigentlich noch erzählen?
    „Keine Angst!“, meinte er, als wären ihre Zweifel für ihn offensichtlich. „ Das hier war nicht geplant – mit Sicherheit nicht! Ich bin wirklich nicht hinter Ihnen oder ihrer Arbeit her. Es hat sich nur gerade so ergeben und ich kann eben helfen.“ Er meinte es als Erklärung, und um ihr die Angst zu nehmen. Doch aus irgendeinem Grund fühlte Emmi sich enttäuscht.
    Nicht hinter mir her? ... hallte es in ihrem Kopf beleidigt nach. Nur weil ich dürr bin oder wie? Die steile Falte auf ihrer Stirn konnte sie nicht verhindern, aber eine verbale Entgleisung wollte sie vermeiden. Also beschloss sie den gemeinsamen Abend vorerst einmal zu beenden.
    „Es ist schon spät und ich muss morgen wieder zeitig raus. Also wenn es Sie nicht stört, möchte ich mich jetzt auf mein Zimmer zurückziehen.“ Aber weil das selbst in ihren Ohren ein wenig zu schnippisch klang, lenkte sie auch wieder kurz ein. „Und wegen der Fahrt nach Tomar reden wir noch, okay?“
    „Okay. Es eilt ja nicht ... zumindest bei mir nicht.“ Damit beglichen sie die Rechnung und machten sich auf den Weg zum Aufzug. So von der Seite betrachtet, sah dieser Aron Jäger gar nicht mal so schlecht aus. Dunkle Haare, interessantes Profil. Emmi staunte selber, wie sehr sie ihre Meinung über diesen Mann geändert hatte. Sein Kinn war irgendwie interessant, wenn auch mit starkem Bartwuchs gesegnet. Vermutlich musste er sich zwei Mal am Tag rasieren und hatte überall dunkle Wuschelhaare.

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