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Wer glaubt schon an Vampire? (German Edition)

Wer glaubt schon an Vampire? (German Edition)

Titel: Wer glaubt schon an Vampire? (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Berger
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meist von ihrem Leid erlöst, ausgeraubt oder gebunden. Natürlich wurden auch Verletzte abtransportiert, sofern sie zur eigenen Mannschaft gehörten, denn Mitleid für den Feind hatte hier keiner mehr. Die Taktik des Fremden war also durchaus nachvollziehbar. In der bäuerlichen Kleidung, mit seinem bestialischen Gestank und mit dem äußeren Anschein seiner Verletzungen, hatte er die beste Möglichkeit gefunden, so lange wie möglich unbehelligt zu bleiben.
    Vorsichtig griff ich nach dem Halfter des scheuen Pferdes. Für diese Tiere war eine Schlacht ein ebenso großer Schock wie für Menschen. Sie konnten das wilde Durcheinander, den Lärm, aber vor allem auch die geballte Ladung Aggression und Gewalt nur schwer verarbeiten. Sich dem Tier zu nähern war daher ein gefährliches Unterfangen und die Möglichkeit unter schwere Hufe zu geraten war groß.
    Langsam, mit leiser Stimme und angenehm schnalzenden Lauten, näherte ich mich dem Tier. Ich blickte nicht rechts und nicht links. Viele der Menschen aus meinem Lager waren mit dem Zusammentreiben der Gefangenen beschäftigt, andere mit dem Abtransport der Verletzten. Niemand beachtete mich, niemand schenkte mir ein Quäntchen Aufmerksamkeit ... außer dem Pferd vor mir und dem stinkenden Esel weiter hinten, der am Baum lehnte und so tat als läge er im Sterben.
    Es war eine ziemliche Gradwanderung das Pferd nicht vollends zu verschrecken, obwohl gerade ein stark traumatisiertes Tier durchaus für Trost und Zuspruch offen war. Wie bei Menschen war solch ein Verhalten im Ausnahmezustand oft der erste Orientierungspunkt aus der Angst heraus. Zuerst bockte es noch ein wenig, aber weil ich immer darauf achtete es mit meiner Stimme zu beruhigen und mit einer Hand zu streicheln, bekam ich schließlich die Zügeln zu fassen. Die schönen Augen des Tieres waren schwarz und weit aufgerissen, die Nüstern zittrig aufgebläht, doch es wehrte sich nicht, ließ sich ziehen. Natürlich war es noch nervös, aber ich zog es beständig voran und immer weiter zum Fremden hinüber, der mich beobachtete und weiterhin mit seiner Waffe auf mich zielte.
    Ein paar Meter fehlten noch und mit ihnen das Unausweichliche! Ein zischendes Geräusch, ein stechender Schmerz und mein Leben wäre für immer verloren gewesen. Alleine der Gedanke machte mich panisch und das wiederum spürte das Pferd. Es blieb also nicht viel Spielraum zwischen meiner Aufgabe, meiner Angst und der Hysterie des Pferdes. Ein falsches Wort, ein schneller Schritt und ich würde einen Pfeil abbekommen. Aber ein zu starkes Angstgefühl würde wiederum das Pferd bocken lassen und dem Bastard sein Vorhaben abnehmen. Egal also wie ich es drehen und wenden wollte: Ich hatte auf jeden Fall verloren!
    Und so ging ich brav vorwärts, unterdrückte meine Angst, schrie nicht um Hilfe und konzentrierte mich ausschließlich auf das schnaubende Pferd. Wohlwissend, dass ich spätestens bei der Übergabe des Tieres durch die Hand des Mannes sterben würde.
     
    Emmi erwachte auf der Bank in der Nähe des Antiquit ätenladens, wo sie sich hatte sonnen lassen. Wieder hatte sie geträumt und auch dieses Mal das Geschehen so intensiv erlebt, dass sie am ganzen Körper zitterte. Den hinterlistigen, bösen Mann mit den hellen Augen konnte sie immer noch förmlich vor sich sehen und seinen Gestank riechen.
    Ausgetrickst ... dachte sie verärgert, weil ihr der Gedanke so laut durch den Kopf brüllte, als würde der falsche Kriegsheld immer noch über sie lachen.
    „Wenn du noch länger hier in der Mittagssonne sitzt, siehst du bald aus wie eine Pizza auf zwei Beinen!“, lä sterte plötzlich eine tiefe Stimme neben ihr. Emmi blickte auf und traute ihren Augen kaum.
    „Herr Jäger! Was machen Sie denn hier? Und warum sagen Sie Pizza zu mir?“
    „Wir waren schon beim Du , vergessen?“
    „Äh, was machst du hier? Und warum ... ach, egal“, meinte sie, obwohl ihr das DU wie Blei von der Zunge rollte und sie nur mit aller Willenskraft nicht weiter auf dem Teil mit der Pizza herumhackte.
    „Ich urlaube hier, wenn es erlaubt ist. Und dieser Stadtteil ist außergewöhnlich schön. Bairro Alto hat so ein gewisses Flair. Die Atmosphäre ist hier so kraftvoll und beeindruckend“, schwärmte er und grinste irgendwie unverschämt. „Aber ist dir eigentlich schon aufgefallen, wie viele Schwarze hier herumrennen?“ Der Schwenk zu einem anderen Thema kam ihm so fließend über die Lippen, dass Emmi den Hintergrund der Frage nicht gleich kapierte. Sein

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