Wer glaubt schon an Vampire? (German Edition)
kurz, ehe sie sich in ihren Humor rettete. „Na, das würde wenigstens sein schlechtes Benehmen am Anfang erklären.“
„Emmi!“, zischte Carmen ungeduldig. „Das ist kein Spaß! Verfluchte sind die Hölle auf Erden.“
„Du willst mir jetzt aber nicht erklären, dass er ein Vampir ist, oder? Gebissen hat er mich zwar, aber das war mehr ... mmhhhh ... du weißt schon“, grinste Emmi und entdeckte endlich die Kellnerin, die bereits mit dem Salat von Carmen und einer wahren Schlachtplatte für Emmi antanzte. Konzentrieren konnte sie sich jedenfalls nicht mehr, denn nun hatte sie nur noch Augen für das knallrote Tier auf Blattsalat mit süßen, gelben Kartoffeln.
Das Ding war nicht eben übel gemacht, aber die Art es zu essen, machte es einem hungrigen Menschen nicht gerade leicht, Geduld zu bewahren. Das Werkzeug sah grotesk nach chirurgischer Spachtel aus und war so gut wie unmöglich zu bedienen. Nach nur wenigen Minuten, hatte Emmi einfach darauf verzichtet, die langen Fühler des Tieres zu knacken und sich ausschließlich auf den massigen Körper und die vielen Beilagen gestürzt. Carmen wirkte eher zurückhaltend, stocherte in ihrem Salat herum und schien nicht recht zu wissen, wie sie beginnen sollte.
„Du wolltest etwas sagen, Carmen?“, kam ihr Emmi zuvor, weil sie die Unruhe ihrer Freundin spürte.
„Ja, Emmi, aber es wird dir nicht gefallen! Denn, dein neuer Freund ist womöglich ein Vampir!“
„Guter Scherz! Nächster bitte!“
„Kein Scherz Emmi. Vielleicht weiß er es noch nicht und wird erst in den nächsten Tagen das Biest in sich ausleben, aber in seinem Blut trägt er eindeutig einen Teil des Fluchs. Das kann ich sehen.“
„Okay. Sagen wir mal, deine Behauptung stimmt. Was kann mir dann schlimmstenfalls passieren?“
„Dass er dich frisst, zum Beispiel?“, erwiderte Carmen so trocken, dass Emmi aufblickte, sich den fettigen Mund abwischte und ihrer Tischnachbarin tief in die Augen sah. Die begann sofort zu lachen und streckte ihr die Zunge raus. Wenigstens hatte sie nun ihre ungeteilte Aufmerksamkeit.
„Okay, okay! Ich weiß es nicht Emmi! Die Geschichte sagt lediglich, dass die Verfluchten durchaus zu Liebe fähig sind und ganz besonders leidenschaftliche Liebhaber sein können. Aber in der Regel kommen sie irgendwann auf ungeklärte Weise um oder verschwinden im Nichts und das zumeist mit dem Opfer ihrer Begierde.“
„Na, toll! Jetzt schmeckt mir der Hummer nicht mehr.“
„Kein Wunder, ist ja nichts mehr da. Ich meine ... bis auf den völlig zerstörten Teil dort drüben.“
„Ach, du! Weißt du wie schwer es ist das Ding zu essen?“
„Ja, ich weiß es“, lächelte Carmen und schob den halben Teller Salat von sich.
„Magst du den etwa nicht mehr?“, fragte Emmi mit gierigem Blick auf das grüne Zeug. Mit dem kleinen Hummer und seinen niedlichen Beilagen war sie noch lange nicht befriedigt. Carmen schob den Teller mit einem Lächeln zu Emmi hinüber.
„Iss‘ ruhig! Ich erzähle dir inzwischen von Akascha und Raschdte.“
„Mmmh, danke! Ich weiß auch nicht, was heute mit mir los ist. Ich glaube ich könnte einen ganzen Haifisch verspeisen. Der Hummer mag ja groß aussehen, aber viel dran ist da nicht.“
„Also, wo waren wir beim letzten Mal eigentlich stehen geblieben?“, fragte Carmen und ließ das leidige Thema Aron Jäger sein. Immerhin hatte sie Emmi einen Hinweis gegeben, den Rest musste sie selber begreifen.
„Die Prinzessin wollte ihn zurückholen und die Maske war zu mächtig für sie.“
„Ja, genau! Also diese ehrgeizige Person wollte den Tod austricksen und einen unglaublich starken Fluch bannen. Wie du dir vorstellen kannst, ging das mächtig in die Hose. Der Magier war offenbar nicht der Richtige oder er hat seine Prinzessin betrogen ... so genau weiß man das nicht. Aber bei dem Ritual wurde aus der Asche des Vandalen kein neuer Raschdte geboren, sondern lediglich Akascha, ihr Vater und ihre Mutter getötet.“
„Alle drei auf einmal?“, fragte Emmi sichtlich überrascht, stopfte sich das letzte Salatblatt genussvoll in den Mund und spülte mit reichlich vinho verde nach.
„Vielleicht war es ein Unfall. Vielleicht aber auch die Absicht des Magiers, denn das Wesen, das erschaffen werden sollte, wäre nicht einfach nur Raschdte gewesen, sonder ein sehr mächtiger Verbündeter ... ein Dämon oder ein Dschinn, wie man ihn damals nannte.“
„Also warte mal! So ganz komme ich nicht mit. Der Vandale wurde verflucht und zu
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