Wer glaubt schon an Vampire? (German Edition)
schön wie ein Blume. Die Vergleiche stammten aus einem anderen Leben und drängten sich dennoch stark in ihr Bewusstsein, als wären sie echt und greifbar. Dabei hatte sie diesen Namen nie zuvor gehört, die Anziehungskraft nie gekannt. Es war wie eine Zukunftsvision, die sie mit Sehnsucht erfüllte und einem Wissen, dass alles gut werden könnte, weil Zeit keine Rolle mehr spielte. Akascha gab es nicht mehr und dennoch wusste sie, dass sie mit dem was sie war selbst Jahrhunderte überdauern würde.
Fátima ... ein schöner Name! Es war nur eine kurze Eingebung und dennoch ein Hauch von Ewigkeit, verbunden mit einem starken, durchdringenden Glücksgefühl. Auch der Name Maria drängte sich ihr auf, erinnerte an die verbotene Geschichte eines jungen Messias von den Christen. Die Erzählung war bis zu ihr in den Harem vorgedrungen, obwohl es bei strenger Strafe verboten gewesen war, derartige Informationen an Frauen weiterzugeben. Aber selbst Gefangene hatten manchmal ihre geheimen Wege, Wichtiges in Erfahrung zu bringen und zu bewahren.
Die Strömung, die nun durch die starke Anziehungskraft der weiblichen Energie entstand, wurde intensiver, trieb Akascha weiter und immer weiter. Sie wehrte sich nicht, war vielmehr erstaunt und fühlte sich glücklich, obwohl sie den Kontakt zu Raschdte verlor. Der Fluch begann zu wirken und drängte den einst Geliebten in eine andere Richtung ... weit, weit fort von ihr.
Akascha war nicht geschaffen für die Finsternis, nicht passend für das Böse. Ihre letzte Handlung als Mensch hatte das bewiesen und ihr Seelenheil gerettet. Böses konnte nicht mit noch mehr Bösem ausgeglichen werden – das war eine einfache Rechnung, ein Naturgesetz und gerade in ihrem neuen Lebenszustand ganz deutlich zu erkennen. Zum Glück also hatte sie in letzter Sekunde versucht die unschuldigen Seelen der Opfer zu retten, denn derer gab es viele. Angefangen bei ihrem Geliebten, der durch ihre Liebe und ihrem egoistischen Wunsch nach Glück zu Tode gekommen war, über zwei unschuldige Wachen und einer Haremsfrau bis hin zu Mutter und Vater. Schlimmer und größer konnte die Schuld eines Menschen auf Erden kaum sein.
Die Selbsterkenntnis mochte bitter sein, doch auf der jetzigen Ebene gab es keine Vorwürfe mehr. Jeder ätzende Strang, der sie im Namen der Schuld lähmte und in die Finsternis drängen wollte, wurde nun gelöst. Hier gab es kein Vergessen, aber durchaus Vergebung und ein Ausmaß an Liebe, das göttlich war. Und dennoch stand die wahre Erlösung in weiter Ferne.
31 . Kapitel
„Akascha wurde fast 200 Jahre nach ihrem Tod, im Jahre 606 n. Chr. als Tochter von Muhammad, dem Propheten wiedergeboren“, erklärte Carmen nach einem guten Schluck köstlichen Kaffees.
„Als die jüngste und wichtigste Tochter des Propheten? Als Fátima bint Muhammad? Wow, das ist ja ... wie soll ich sagen ... irgendwie urig“, erwiderte Emmi.
„Urig?“
„Ja, weil ich das Gefühl nicht los werde, dass alles langsam zusammenwächst. Ich meine ... die absolute Verknüpfung kann ich noch nicht erkennen, aber es hat etwas mit dem Ort Fátima zu tun und vermutlich auch mit Tomar. Irgendwie haben diese Orte mit den beiden Liebenden zu tun. Vielleicht sogar mit der Maske.“
„Oh, wie schlau du bist, Emmi! Beide Orte sind magisch und sehr gegensätzlich. Raschdte und Akascha hatten nämlich das Pech, selbst im Tode nicht vereint zu werden. Der Vandale wurde quasi zum Teufel geschickt und seine geliebte Prinzessin in eine der unzähligen Heiligkeiten. Du kannst dir also vorstellen, dass es da keine Zusammengehörigkeit geben kann.“
„Nein, das kann ich mir eigentlich nicht vorstellen, aber das liegt an mir. Für mich ist nichts ausschließlich gut oder böse. Alles braucht doch einen Ausgleich. Yin und Yang, Gut und Böse, Animo und Anima ...“
„Emmi, du klingst wie eine Romantikerin, die nie die Hoffnung aufgibt, aber das gefällt mir! Du nimmst Gesetzmäßigkeiten nicht als selbstverständlich hin und siehst sie im Gegenzug auch nicht als die absolute und letzte Wahrheit. Und vielleicht hast du sogar recht und strafst alle Vorhersagen und Erkenntnisse, aus vergangenen Jahren und Jahrhunderten, Lüge. Ich bin da ganz offen. Ehrlich. Für mich gibt es diese absolute Wahrheit ebenfalls nicht, obwohl ich gelernt habe, so manche Gesetzmäßigkeit zu akzeptieren. Bisher galt es jedenfalls als gegeben, dass ein Zusammenfügen dieser beiden Liebenden ungefähr so schwierig sein
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