Wer glaubt schon an Vampire? (German Edition)
Kirchenträger hinter einem edlen Ziel. In Wahrheit aber waren diese Ritter meist nichts anderes als Räuber und Plünderer, Vergewaltiger und Mörder. Wegen ihrem edlen Ziel zogen sie eine blutige Spur der Vernichtung hinter sich her. Wenn ich es mir recht überlege, erinnert mich diese Geschichte an die Vandalen im fünften Jahrhundert.“
„Das stimmt! Irgendwie klingt es ähnlich. Die Zeit damals im Mittelalter muss grauenhaft gewesen sein“, meinte Emmi und schauderte.
„Ich weiß nicht ...“, konterte Carmen und ihre Augen blitzten klug auf. „... sag‘ du es mir doch! Du träumst ja jede Nacht von einem Templer aus dieser Zeit“, scherzte sie und schaffte es, dass Emmi erstmals den ganzen Zusammenhang begriff.
„Du hast recht! Der Traum muss im zwölften Jahrhundert spielen, denn mittlerweile bin ich mir sicher, dass dieser blauäugige Mann ein Templerritter war. Einer von jenen, die von ihrem Kreuzzug erfolgreich nach Hause gekommen sind, um zum Convento de Christo zu pilgern. Im Grunde seines Herzens muss er also einer von diesen Militae Christi gewesen sein.“
„Man hat übrigens nie aufgehört zu erzählen, dass in diesem Convteno wertvolle Artefakte gelagert worden sind und womöglich immer noch lagern.“
„Artefakte, wie die Maske, meinst du?“
„Vielleicht. Aber ist es nicht interessant, dass dich dein Traum dorthin führt und ein gewisser Herr Aron Jäger ebenso?“, fragte Carmen und runzelte die Stirn.
„Könnte Zufall sein“, meinte Emmi zuversichtlich, weil sie an keinen bösen Hintergedanken von Aron glauben wollte. Doch wenn sie sich seinen Ärger in Erinnerung rief, als sie wegen der Polizei umkehren hatte müssen, fühlte sie sich schon ein wenig komisch.
„Das glaube ich nicht. Es gibt keine Zufälle! Alles ist bestimmt!“, erwiderte Carmen ernst. „Gerade im Zusammenhang mit deinen Erlebnissen und der Maske würde ich nicht mehr von einem Zufall sprechen. Auch die Geschichte von Akascha und Raschdte besagt letztendlich, dass die Maske hier in Portugal gelandet sein muss. Ebenfalls Zufall? Ich weiß ja nicht, was du für Schlüsse ziehst, aber ich könnte mir schon vorstellen, dass dieses Zauberding tatsächlich in Tomar liegt.“
„Echt? Aber sie war auch in Berlin und meinst Du sie ist dann wieder zurück nach Portugal?“
„Das weiß ich nicht Emmi. Ehrlich.“
„Ach, egal! Erzählst du mit bitte noch deine Version, wie die Maske von Marokko nach Portugal kam? Bitte!“
„Also gut! Warte ... bestellen wir uns noch schnell einen Espresso, dann erzähle ich weiter.“
30 . Kapitel
Marrakech, 429 n. Chr.
Für einen kurzen Moment konnte sie ihn spüren, denn ein Hauch seiner wunderbaren Essenz wehte an ihr vorbei und gab ihr das Gefühl, ihm nahe zu sein. Wie zuletzt als Mensch.
„Raschdte, ach Raschdte!“, seufzte sie traurig, weil der Moment viel zu schnell vorüber war und sich ihr Empfinden schlagartig wandelte. Zum ersten Mal bemerkte sie die starken Veränderungen seiner Seele und die dunklen Flecken seines Antlitzes, die wie schwarze Löcher das Schöne und Gewohnte zerfraßen. Doch das war nur der Anfang, wie sie wusste. Die Spitze des Eisberges. Das eigentliche Grauen lag dahinter und wartete nur auf die Gelegenheit, Raschdte endgültig in etwas zu formen, das ausschließlich Böse war. Sie konnte Raschdtes Gegenwehr spüren, doch der Fluch war zu stark und ein einzelner Mensch zu schwach, um dagegen anzukämpfen. Raschdte würde ab nun wie ein Besessener nach Leben gieren und sich von den Menschen und ihren Essenzen nähren. Sein Schicksal schien für alle Zeiten besiegelt.
Akascha schrie ihre Verzweiflung hinaus, denn sie liebte Raschdte, selbst wenn er unweigerlich zu etwas anderem geworden war. Vermutlich hätte sie um ihn geweint, wenn ihr auch nur eine Träne geblieben wäre. Aber auch sie war längst kein Mensch mehr, hatte ihren Körper abgelegt. Akascha befand sich in einem Schwebezustand, war weder Geist, noch Untote, noch Erlöste. Dennoch existierte sie und fühlte die Energie ihrer Seele, ebenso wie die von Raschdte und dem grauenhaften Dämon im Hintergrund. Doch da war auch noch etwas anderes. Etwas verlockend Schönes und Unbekanntes. Akascha wandte sich dieser wunderbaren Kraft zu, bemerkte die starke Anziehung zu dieser weiblichen Energie und wusste, dass die das ganze Gegenteil von Finsternis und Verderben war.
Fátima bint Muhammad ... ein Name, so leicht wie der Wind, so süß wie eine Frucht und so
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