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Wer hat Angst vor Beowulf?

Wer hat Angst vor Beowulf?

Titel: Wer hat Angst vor Beowulf? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Holt
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dem Draht, der in sein linkes Ohr führte. Zxerp fühlte das gleiche. Er wollte sich gerade beschweren, doch Prexz zischte ihn an, er solle gefälligst still sein, und flüsterte: »Es kommt durch das Hauptkabel rein.«
    »Schmeckt prima«, freute sich Zxerp, »eine Idee zu salzig vielleicht …«
    »Du darfst das Zeug nicht essen, du Blödmann! Das ist eine Nachricht.«
    »Du meinst, der alte ›Feileim-Kuchen-Trick‹?«
    »So was in der Richtung.« Prexz schloß die Augen und versuchte sich zu konzentrieren. »Ich glaube, es ist der Zauberer.«
    »Kotkel?« Zxerp beugte sich vor.
    »Er spricht durch das Hauptkabel in die Maschine, an die wir angeschlossen sind. Ehrlich, dem fällt aber auch immer was ein.«
    Die beiden Geister lagen völlig regungslos da. »Wir versuchen, euch rauszuholen«, hörten sie, »also haltet euch bereit. Aber es wird nicht einfach sein. Versucht nicht zu antworten, sonst unterbrecht ihr den Stromkreis. Bon appétit.«
    »Sehr geschmackvoll ausgedrückt«, flüsterte Zxerp. Dann rülpste er laut.
     
    Der Hotelportier warf Hildy einen äußerst merkwürdigen Blick zu, als sie an ihm vorbeiging, und sie konnte es ihm nicht einmal verübeln. Schließlich war sie erst vor knapp einer Stunde mit vier seltsam aussehenden Männern hereingekommen, hatte ein Zimmer gemietet und verließ nun mit ihnen wieder das Hotel. Immerhin war es diesen peinlichen Moment wert gewesen, denn dem Zauberer war es gelungen, durch die Badezimmersteckdose mit den beiden gefangenen chthonischen Geistern zu sprechen. Hildy hatte zwar keine Ahnung, wie er das geschafft hatte, aber sie schienen auf diese Weise tatsächlich eine Nachricht von ihm erhalten zu haben. Jetzt kam es darauf an, schnell von hier fortzukommen, falls Kotkels Nachricht abgehört und zurückverfolgt worden war.
    Der Lieferwagen stand immer noch dort, wo sie ihn abgestellt hatte (wieso überraschte sie das eigentlich? Es ging lediglich um einen ganz normalen Lieferwagen, geparkt in einer ganz normalen Straße). Sie stiegen alle ein und fuhren davon, ohne die geringste Ahnung zu haben, wohin sie fahren sollten und warum. Der König saß mit dem Zauberer und dem Verwandler hinten und war mit den beiden in eine mystische Diskussion vertieft. Aber Arvarodd saß vorn, und er schien ungewöhnlich frohen Mutes zu sein.
    »Sie brauchen keine Angst zu haben«, beruhigte er sie, als sie durch Highgate fuhren. »Wir haben schon viel tiefer in der Patsche gesessen als jetzt, glauben Sie mir.«
    »Zum Beispiel?« In Gedanken blickte Hildy auf die Heldensagen Skandinaviens zurück und suchte nach Parallelen, aber die Suche war vergebens. Normalerweise hatten die alten Helden ihre unglaublichen Bewährungsproben entweder mittels brutaler Gewalt oder dank kindisch anmutender Tricks überstanden.
    »So ganz spontan fällt mir leider kein Beispiel ein«, antwortete Arvarodd mit unbarmherziger Fröhlichkeit. »Aber für mich sieht es so aus, als würde es sich um ein einfaches ›Uneinnehmbare-Festung-Problem‹ handeln. Darüber brauchen wir uns jetzt nicht den Kopf zerbrechen.«
    »Und warum nicht?« fragte Hildy verdrossen. Ihres Erachtens waren die Worte ›einfach‹ und ›uneinnehmbare Festung‹ nur schwer miteinander in Einklang zu bringen.
    »Sie machen sich zuviel Sorgen«, antwortete Arvarodd, und Hildy ärgerte sich sichtlich darüber. »Das kommt davon, wenn man kein Vertrauen zum König hat. Schließlich sind Könige dazu da, damit sich Leute wie wir keine Sorgen zu machen brauchen.«
    Hildy, die sich hatte überreden lassen, die Demokraten zu wählen, konnte nicht zustimmen. »Der König scheint nicht zu begreifen, daß er …«
    »Der König begreift alles«, unterbrach Arvarodd sie. »Und wenn nicht, wer will das schon wissen?« Der Held von Permia gähnte und verschränkte die Arme. »Wenn der König sagt: ›Greift die Armee dort drüben an‹, und du fragst: ›Welche Armee?‹, und er antwortet: ›Die, die uns zahlenmäßig zwanzigfach überlegen ist. Dahinten in der uneinnehmbaren, natürlichen Verteidigungsstellung gleich unterhalb des Hügels mit den Schafen darauf‹, dann tust du das. Und wenn es klappt, sagst du: ›Welch hervorragender Feldherr unser König doch ist‹, und wenn nicht, dann kommst du nach Walhalla. Auf diese Weise ist jeder ein Sieger, wirklich.«
    »Bezeichnen Sie so etwas als einfaches ›Uneinnehmbare-Festung-Problem‹?«
    »Genau. Man hat immer zwei Möglichkeiten. Man kann eine scharfsinnige Strategie ausarbeiten,

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